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ENERGIE/2050: 4. Energieeffizienz-Index der Universität Stuttgart erschienen (idw)


Universität Stuttgart - 22.06.2015

4. Energieeffizienz-Index der Universität Stuttgart erschienen

Getrübte Aussichten für die Energieeffizienz - Hohes Niveau wird nicht gehalten


Schlechte Zeiten für die Energieeffizienz: Deutsche Unternehmen planen, in den kommenden 12 Monaten anteilsmäßig weniger in Energieeffizienz zu investieren. Der Energieeffizienz-Index ist im Sommer 2015 um über ein Drittel gesunken. Die Bedeutung des Themas und der Anteil der Investitionen in Effizienzmaßnahmen an den Gesamtinvestitionen sind zwar seit der letzten Erhebung deutlich gestiegen, aber: Erstmals liegen die Erwartungen der Unternehmen unter ihrer Einschätzung der aktuellen Lage. Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart veröffentlichte zum 21. Juni 2015 den 4. Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie. Er ermittelt seit 2013 halbjährlich die Einstellung sowie aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zum Thema Energieeffizienz und wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland erstellt.


Der Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie ist im Vergleich zur Wintererhebung um rund 35 % gefallen. Er besteht aus drei Teilindices, welche die Bedeutung, die Investitionen und die Energieproduktivität jeweils für die Gegenwart und die Zukunft abbilden.

Der Produktivitätsindex, also das Maß für die Energieproduktivitätssteigerung im Vergleichszeitraum, ist um mehr als 75 % gesunken. Der Bedeutungsindex hingegen ist aktuell leicht um 12 % gestiegen und der Anteil der Investitionen in Energieeffizienz an den Gesamtinvestitionen wird als knapp dreimal so hoch angegeben wie im letzten Halbjahr.

"Eine Trendwende zeichnet sich ab", so EEP-Institutsleiter Prof. Alexander Sauer, "denn bisher waren für die Zukunft immer größere Anstrengungen und Energieeffizienzsteigerungen geplant als in der Gegenwart. Daher ist in der nahen Zukunft nicht mehr mit einer weiteren Steigerung der Anstrengungen im Bereich Energieeffizienz zu rechnen."

Das EEP erstellte den Sommer-Index 2015 über die Befragung von 371 produzierenden Unternehmen aus 21 Branchen (160 flossen in die Indexbildung ein). Ein Drittel der befragten indexrelevanten Unternehmen war klein (unter 50 Mitarbeiter) oder sehr klein (unter 10 Mitarbeiter), zwei Drittel gehörten zur Gruppe der mittleren und großen Unternehmen.


Anreize scheinen für kleine Unternehmen nicht auszureichen

In fast allen kleinen und kleinsten Unternehmen kümmern sich ausschließlich interne Mitarbeiter um das Thema Energieeffizienz. Scheinbar greifen die aktuellen Angebote der Politik, externe Beratung zu finanzieren, nicht und reichen als Anreiz für weitere Investitionen nicht aus.

50 % der kleinsten und 25 % der kleinen Unternehmen planen weder heute noch in den kommenden 12 Monaten Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen. Bei den mittleren und großen Unternehmen investieren zwar nur 5 % gar nicht in Energieeffizienz, aber in Zukunft wird sich laut der Erhebung dieser Anteil auf 9 % bzw. 11 % in etwa verdoppeln.

"In Summe zeichnet sich aktuell ein Bild ab, das keine weitere Steigerung der Effizienzbemühungen in der Zukunft erwarten lässt - wir müssen im Bereich Sensibilisierung und Anreizsysteme deutlich nachlegen, wenn es mit der Energiewende etwas werden soll," so der EEP-Beiratsvorsitzende Heinz Dürr.


Unternehmen finanzieren konservativ

Erstmals wurde bei den stets wechselnden Sonderfragen des Index das Thema Finanzierung adressiert. Fast die Hälfte, nämlich 43 % aller befragten Unternehmen, würden für Effizienzmaßnahmen eine klassische Mischung aus Eigen- und Fremdfinanzierung wählen. Nur 9,3 % würden sich auf innovative Contracting-Modelle einlassen. Gerade kleine Unternehmen bleiben konservativ bei der Finanzierung. Contracting kommt aktuell nur für mittlere und große Unternehmen in Frage - es fehlt also der breite Markt für innovative Finanzierungskonzepte.


Welche Anreize greifen?

Die Bundesregierung versucht bei den Zuschüssen bereits nachzusteuern. Ein Schritt in die richtige Richtung, denn 45 % der Unternehmen geben als für sie besonders wirksamen Anreiz für weitere Investitionen einen Zuschuss bzw. eine Prämie an. Aber auch Steuererleichterungen und Abschreibungsvorteile animieren Investitionen deutlich. "Angesichts der aktuell eingetrübten Aussicht für weitere Fortschritte bei der Energieeffizienz in der Produktion wären derartige politische Maßnahmen ein wichtiges Signal", so EEP-Chef Alexander Sauer.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution80

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Stuttgart, Andrea Mayer-Grenu, 22.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2015

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