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AGRAR/1809: Digitalisierung der Landwirtschaft braucht mehr Investitionen (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 27. Januar 2017

Digitalisierung der Landwirtschaft braucht mehr Investitionen

Gemeinsame Diskussion des DBV und des Bitkom auf der Grünen Woche in Berlin


Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Digitalverband Bitkom sehen Aufholbedarf bei der digitalen Infrastruktur im ländlichen Raum. Mit der fortschreitenden Digitalisierung aller Wirtschafts- und Lebensbereiche steigen die Anforderungen an die Netze von Tag zu Tag. Die Lücken beim Breitbandausbau im ländlichen Raum müssen deshalb schnellstmöglich geschlossen werden. "Moderne Landwirtschaft ist nur möglich, wenn digitale Technologien besser genutzt werden können. Dazu braucht es zukunftsfähige Infrastruktur auch im ländlichen Raum", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder auf einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit dem DBV auf der Internationalen Grünen Woche am Freitag in Berlin. Die digitale Transformation in der Landwirtschaft eröffne ungeahnte Möglichkeiten für noch mehr Ressourcenschutz und Tierwohl. "Die Branche wird die Digitalisierung nutzen, um auch im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dazu muss der Breitbandausbau zügig und flächendeckend erfolgen. Ohne das geht es nicht", ergänzte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.

Von Melkrobotern in der Milchviehhaltung bis hin zur Präzisionslandwirtschaft auf den Äckern befänden sich Landwirte mitten in einer rasanten digitalen technologischen Entwicklung in Richtung Landwirtschaft 4.0. "Um das vielfältige Potenzial nutzen zu können, ist die Politik auf EU-, Bundes- und Landesebene gefordert, Unterstützung zu leisten und die Rahmenbedingungen richtig zu setzen", sagte Krüsken. Während viele der Anwendungen der Landwirtschaft 4.0 mit niedrigen Bandbreiten auskämen, benötigten andere Technologien auch hohe Bandbreiten. Die mit Sensorik erfassten riesigen Datenmengen etwa müssten in Echtzeit verarbeitet werden, um direkt genutzt werden zu können. "Voraussetzung dafür ist schnelles Internet. Wir fordern ein koordiniertes Vorgehen von Bund und Ländern zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Fläche", sagte Krüsken.

Der Bitkom sieht den Breitbandausbau in Deutschland insgesamt auf einem guten Weg. "Die Netzbetreiber arbeiten kontinuierlich daran, den Glasfaserausbau weiter voranzutreiben, etwa durch die Anbindung von Mobilfunk-Basisstationen, VDSL-DSLAMs und Kabelnetz-Verstärkerpunkten", sagte Rohleder. Investitionen könnten die Unternehmen aber nur dort leisten, wo sich das wirtschaftlich rechne. "Um flächendeckend schnelle Internetverbindungen im ländlichen Raum sicherzustellen, ist daher auch die öffentliche Hand gefragt", betonte Rohleder.

Schon heute nutzt mehr als jeder Zweite in der Branche (53 Prozent) digitale Lösungen. Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag des Bitkom unterstützt vom DBV unter 521 Landwirten und Lohnunternehmern. Mit einer digitalen tierindividuellen Fütterung versorgt heute zum Beispiel schon jeder zweite Landwirt (51 Prozent) seine Tiere. Fütterungsautomaten sichern eine alters- und leistungsoptimierte Ernährung des einzelnen Nutztieres und alarmieren den Landwirt, wenn es bei der Fütterung Probleme gibt. So werden zum Beispiel kranke Tiere, die zu wenig fressen, sofort erkannt. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Tierwirte setzt außerdem auf die Robotertechnik, mit der zum Beispiel der Stall gesäubert oder das Melken tiergerechter durchgeführt werden kann.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 521 Landwirte und Lohnunternehmer befragt.

Bitkom vertritt mehr als 2.400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.600 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils 9 Prozent kommen aus Europa und den USA, 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) ist die freie und selbstbestimmte Interessenvertretung der Land- und Forstwirtschaft sowie der Bauernfamilien in Deutschland. Der DBV ist politisch und konfessionell unabhängig. Über 90 Prozent der rund 300.000 landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sind auf freiwilliger Basis Mitglied im Bauernverband.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Januar 2017
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2017

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