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AGRAR/1595: D. R. Kongo - Pachtzins für Felder drastisch gestiegen, Kleinbauern stehen unter Druck (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Februar 2013

D. R. Kongo: Pachtzins für Felder drastisch gestiegen - Kleinbauern stehen unter Druck

von Badylon K. Bakiman



Kikwit, 19. Februar (IPS) - Zwei Millionen Bauern in der Provinz Bandundu im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) konnten im letzten Jahr einen Teil ihres Saatguts nicht ausbringen, weil sie sich den Anstieg der Pachtgebühren für ihre Felder nicht mehr leisten konnten.

Wie die Kleinbäuerin Faustine Mukunji berichtet, wird es in diesem Jahr weder Erdnüsse noch Maniok geben. Für ihr 3.000 Quadratmeter großes Feld fielen 2011 noch Pachtgebühren in Höhe von 75.000 kongolesischen Francs (81,5 US-Dollar) an. Im vergangenen Jahr belief sich die Forderung auf 85.000 Francs (92,3 Dollar).

"Ich kann nicht mehr", sagt die 49-jährige Witwe, die mit ihren sieben Kindern in Kazamba lebt, einem Dorf in der Nähe der Provinzhauptstadt Kikwit. In den letzten Jahren sei die Pacht für das Feld in Mvunda, einem zehn Kilometer von Kikwit entfernten Dorf, immer weiter gestiegen. 2009 hatte sie noch 42.000 Francs (45,6 Dollar) zu zahlen, im Jahr darauf waren es schon 60.000 Francs (65,2 Dollar). "Die Preise ziehen uns Bauern den Boden unter den Füßen weg."

Der 52-jährige Louis Mulonda, der in den Dörfern Mudikongo und Mipangu Landwirtschaft betreibt, steht vor einem ähnlichen Problem. "Die Preiserhöhungen lähmen uns", schimpft er. Auch andere Farmer werfen den privaten Landbesitzern vor, den Bogen zu überspannen. Die Armut in der Provinz mit etwa zwölf Millionen Menschen hat inzwischen deutlich zugenommen.

Ein Bruder von Faustine Mukunji, der als Lagerverwalter für ein Unternehmen arbeitet, lässt ihr ab und zu ein wenig Geld zukommen, damit sie mit ihrer Familie über die Runden kommt. Mulonda wiederum verdient sich ein Zubrot durch den Verkauf von selbst geflochtenen Matten und Körben.


Über die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft

Mehr als 60 Prozent aller Kongolesen leben von der Landwirtschaft und müssen sich mit den Bedingungen arrangieren, die ihnen die Landeigentümer stellen. Viele der Landbesitzer verfügen über vom Staat vergebene Erbpachtverträge und bieten einzelne Parzellen ab und an zum Verkauf an. Doch seit drei Jahren steigen auch die Grundstückspreise immer weiter.

Der Staat besitzt laut Verfassung die "ständige Souveränität" über Böden, unterirdische Ressourcen, Wälder, Flüsse, Seen und das Meer. Er verlangt von den Landeigentümern Abgaben, die der Grundbesitzer Pierrot Musimankoy mit 15.000 Francs (16,3 Dollar) bis 30.000 Francs (32,6 Dollar) beziffert. "Hinzu kommen Steuern, die das Umweltministerium erhebt", sagt er. "Diese Belastungen müssen wir an die Bauern weitergeben."

Jean-Marie Kitambu vom Ministerium für Grund und Boden wirft den Grundbesitzern vor, ihre Verantwortung gegenüber dem Staat als Verwalter von Land und Wäldern zu missbrauchen. "Die Pachtzinsen zu erhöhen, ist nicht akzeptabel", betont er. "Wir werden alles tun, damit das auch von den Betroffenen eingesehen wird."

Léonie Ndundu vom Agrarministerium der Provinz Bandundu zufolge werden bereits Schritte unternommen, um den Bauern zu helfen, den Pachtzins zu umgehen. "Wir stellen armen Farmern kostenlos Parzellen zur Verfügung, wenn sie damit einverstanden sind, 30 Prozent der Erträge an die Provinzregierung abzugeben", berichtet sie. (Ende/IPS/ck/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2013