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AGRAR/1536: Das Land in die Hand der Bauern! (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 350 - Dezember 2011
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Das Land in die Hand der Bauern!
Unterschiedliche Einflüsse auf den Bodenmarkt machen es bäuerlicher Landwirtschaft schwer

von Claudia Schievelbein


Der elementarste Faktor, der nötig ist für bäuerliches Wirtschaften, ist der Boden. Ohne Land keine Landwirtschaft. Dass der Zugang zu Boden nicht für alle Bäuerinnen und Bauern gleich möglich ist, ist nicht neu. Aktuelle Beispiele für nicht von bäuerlichen Interessen geleitete Landnahmen wurden in dem Forum "Landgrabbing und die ostdeutsche Bodenpolitik" auf der Tagung der AbL-Mitgliederversammlung in Altenkirchen dargestellt. Welche internationalen Auswirkungen der Landhunger von - in Zeiten der Finanzkrise plötzlich an soliden Werten interessierten - Investmentbanken hat, stellte Benjamin Luig von Misereor vor. Landgrabbing in Ländern des Südens, in denen zum Teil kaum funktionierende Rechtssysteme den traditionellen Bewirtschaftern des Landes kaum Handhabe gegen den Einzug international agierender Unternehmen bieten, entwickelt eine zunehmende Dynamik. In den Jahren 2001 bis 2011 wurden schätzungsweise 227 Mio. Hektar Land mehr oder weniger illegal annektiert, die ursprünglichen Besitzer vertrieben oder Schlimmeres. Das Interesse ist nur im seltensten Fall ein landwirtschaftliches: Die Beteiligten am Landgrabbing sind jeweils zu einem Viertel Investmentfirmen, Industrieunternehmen, nicht zu identifizieren und im weitesten Sinne Agrarakteure. Auf die Frage nach dem Warum für ihr Engagement auf dem Acker antworteten die meisten Finanzfirmen mit dem Argument der Sicherheit vor Geldentwertung und dem Glauben, dass agrarische Rohstoffe weniger von der Wirtschaftskrise betroffen sind als andere Spekulationsobjekte wie Immobilien. Auch nicht um die bäuerliche Bewirtschaftung von Land ging es im Transformationsprozess der ostdeutschen Landwirtschaft nach der Wende.


Solidarität

Das machte einmal mehr Jörg Gerke, Bauer in Mecklenburg-Vorpommern deutlich. Entscheidend war der Erhalt der alten Machtnetzwerke, die Bedienung der bisherigen Profiteure und die Manifestierung der landwirtschaftlichen Großstrukturen. Bis heute sorgen Politik und Institutionen wie die BVVG dafür, dass eine bäuerliche Landwirtschaft dort kaum eine Chance hat. Eines der wenigen Beispiele, wie eine Auseinandersetzung um Land vielleicht einmal positiv ausgehen kann, stellte Julia Bar Tal vor. Ihre Geschichte über die Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebs in der Nähe von Berlin ist eine Geschichte über Hartnäckigkeit, Kreativität und den Willen, emotionale Kälte, Einsamkeit und Intransparenz überwinden zu wollen. Darin unterstützte sie auch der Landtagsabgeordnete der Grünen in Brandenburg, Axel Vogel. Durch Bündnisse mit den immer mehr werdenden Initiativen gegen agrarindustrielle Tierhaltungsanlagen könnten Bäuerinnen und Bauern erreichen, dass sie besser gehört und beide Seiten in der Durchsetzung ihrer Ziele gestärkt würden. Transparenz, Solidarität und Gerechtigkeit gehörten zu den Voraussetzungen, die das Plenum identifizierte, um der ungerechten Landnahme oder Verteilung etwas entgegen zu setzen. Dabei kommt der bäuerlichen Bewegung zu Gute, dass Landgrabbing in der Gesellschaft mit Interesse verfolgt wird. Die Probleme bei uns über die internationalen Verwerfungen in die mediale Öffentlichkeit zu bringen, nahm die Versammlung als eine Anregung mit. Julia Frenzel von der jungen AbL betonte, dass man intensiv zum Thema arbeiten wolle und zeigte weiter mögliche Aktivitäten auf.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 350 - Dezember 2011, S. 12
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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(verbilligt auf Antrag 26,00 Euro jährlich)


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2012