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MELDUNG/054: 2,5 Milliarden Menschen mit Energie unterversorgt - Globale Initiativen gefragt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Juni 2011

Energie: 2,5 Milliarden Menschen unterversorgt - Globale Initiative zur Förderung von PPP

Von Thalif Deen


New York, 6. Juni (IPS) - Trotz aller Fortschritte im Technologie- und Heimelektronikbereich müssen 2,5 Milliarden der fast 6,9 Milliarden Erdenbürger mit wenig oder gar keinem Strom auskommen. Daran wird sich nach Ansicht der Internationalen Energiebehörde (IEA) auch nichts ändern, solange drastische Maßnahmen zur Bekämpfung der 'Energiearmut' ausbleiben.

Die IEA mit Sitz in Paris geht davon aus, dass bis 2030, wenn die Weltbevölkerung auf 8,2 Milliarden Menschen angeschwollen sein wird, noch immer 1,4 Milliarden Menschen ohne Elektrizität sein werden. Das heißt auch, dass ihnen der Zugang zum Internet versperrt bleibt.

"Diese Herausforderungen zu meistern, liegt jenseits der staatlichen Möglichkeiten", warnte unlängst UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und appellierte an alle gesellschaftlichen Akteure einschließlich Privatsektor, lokale Gemeinschaften, internationale Organisationen und Wissenschaftler, den 'Energiearmen' auf der Welt beizuspringen.

Bei den Vereinten Nationen ist Anfang Juni der Startschuss für eine globale Initiative zur Stärkung öffentlich-privater Partnerschaften (PPPs) gefallen. Zu den Partnern der neuen Globalen Partnerschaft für nachhaltigen Strom (GSEP) gehören Unternehmen aus Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Südafrika und USA sowie 'UN Energy', eine Dachorganisation aller UN-Stellen, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzen.

Ursprünglich gegründet wurde GSEP im Anschluss an den Erdgipfel in Rio de Janeiro unter dem Namen 'e8'. Das Vorhaben sollte die Entwicklung einer nachhaltigen Energie durch Sektorprojekte und Aktivitäten zum Aufbau menschlicher Kapazitäten in Entwicklungs- und Schwellenländern weltweit fördern. GSEP arbeitet eng mit den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen des Energiesektors zusammen.

Kandeh Yumkella, Generaldirektor der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) mit Sitz in Wien und Vorsitzender von UN Energy, bezeichnete die neue Partnerschaft als wichtigen Eckstein des Internationalen Jahres für nachhaltige Energie 2012.


Licht in Patagoniendorf

Eine PPP ist im argentinischen Patagonienwald geplant. Dort soll eine 86-Kilowatt-Wasserkraftanlage die kleine Gemeinschaft Cochico und das isolierte Dorf Chorriaca mit Strom versorgen. An dem Projekt sind Provinzbehörden und Bevölkerung beteiligt.

Der GSEP-Exekutivdirektor Johane Meagher erklärte gegenüber IPS, die Bereitstellung von sauberem Strom für 1,4 Milliarden Menschen bis 2030 sei eine Herausforderung, die nur in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft geschultert werden könne. "Es gibt nur einen Weg, um das Ziel zu erreichen: über Investitionen durch den Privatsektor", bekräftigte Meagher.

Wie der GSEP-Vorsitzende und führende Manager von 'American Electric Power', Mike Morris, gegenüber IPS erläuterte, werden bis Ende 2011 mit den Energie- und Finanzministern aus mehr als 50 Ländern Gespräche über Maßnahmen erfolgt sein, die sich positiv auf Investitionen auswirken könnten.

Die Bereitstellung fortschrittlicher Technologien für die Produktion von Energie aus Kohle, erneuerbaren Quellen, Atomkraft und Gas werde nicht nur das Leben der Menschen und ihrer Umwelt verbessern, sondern auch Arbeitsplätze generieren, sagte Morris.


Erneuerbare Energien ausreichend

In einem Statement Ende Mai betonte der Weltnaturschutzbund (IUCN) die Kapazitäten erneuerbarer Energien. Er berief sich auf die jüngsten Ergebnisse, die der Weltklimarat in seinem Sonderbericht 'Renewable Energy Sources and Climate Change Mitigation' vorgestellt hat. Demnach ist es möglich, den weltweiten Energiebedarf überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. 2008 waren es erst 13 Prozent.

Um dorthin zu gelangen, müssten die Staaten die Führungsrolle übernehmen und die Rahmenbedingungen für den erforderlichen Technologietransfer und die Finanzierung schaffen. IUCN-Generaldirektorin Julia Marton-Lefvre forderte die Regierungen auf, ausgehend von dem neuen IPCC-Bericht die Weichen für den Umstieg auf eine grüne Wirtschaft zu stellen.

"Wir müssen nicht auf neue Erfindungen warten", versicherte die IUCN-Chefin. "Der globale Richtungswechsel zu sauberer Energie lässt sich mit einer nachhaltigen Anwendung existierender Technologien wie Bioenergie, Solarkraft, Windenergie und Wasserkraft erreichen." (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.iea.org/
http://www.e8.org/en/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2011