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MELDUNG/039: Kuba vom UN-Index für menschliche Entwicklung gestrichen - Botschafter protestiert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Januar 2011

Kuba: Von UN-Index für menschliche Entwicklung gestrichen - Botschafter protestiert

Von Thalif Deen


New York, 21. Januar (IPS) - Der Index über die menschliche Entwicklung 2010 des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) hat erstmals Kuba ausgespart, obwohl es zu den Ländern der Welt mit den besten Leistungen im Bildungs- und Gesundheitsbereich zählt. Der Grund war offenbar ein Formfehler, den der karibische Inselstaat auf dem nächsten Treffen des UNDP-Exekutivausschusses Ende Januar zum Anlass für eine Beschwerde nehmen will.

"Mein Land ist verschwunden, als ob es nie existiert hätte", klagte der ständige Vertreter des karibischen Inselstaates, Botschafter Pedro Núñez Mosquera, auf einem Treffen der 130 Entwicklungsländer zählenden Gruppe der 77 (G77) in New York. Dabei habe Kuba Analphabetismus und Kindersterblichkeitsrate wirksam bekämpft.

Das UNDP habe technische Gründe für den Lapsus angeführt, erläuterte der Diplomat auf der Sitzung. So habe es angeblich Probleme bei der Erfassung des kubanischen Bruttonationaleinkommens (BNE) im Zusammenhang mit der Kaufkraftparität (PPP) gegeben, für die normalerweise die Weltbank zuständig sei. "Doch die Weltbank hat Kuba wegen der (49-jährigen US-) Blockade ausgeschlossen."

"Niemand wünscht sich Kuba im HDI mehr als wir", meinte hingegen William Orme vom UNDP-Büro für den Bericht über die menschliche Entwicklung. "Der Index ist unser Flaggschiff, und wir streben die größtmögliche Inklusion an."

Dass Kuba auf dem letzten Index fehlt, begründet Orme mit fehlenden Angaben zum Einkommen, das zusammen mit Bildung und Gesundheit ausschlaggebend für die Berechnung des HDI-Werts ist. So habe es keine international bestätigten Angaben zum kubanischen BNE bei Kaufkraftparität (BNE-PPP) [...] angepasst wäre. Die genaue Zahl, die normalerweise die Weltbank und/oder der Internationale Währungsfonds (IWF) bereitstellten, werde für die HDI-Einkommenskomponente aller Länder benötigt.

Inoffizielle Schätzungen des BNE-PPP würden von den Statistikern und Wirtschaftsexperten im Büro des Berichts über die menschliche Entwicklung als unzuverlässig betrachtet, erläuterte Orme. Auch habe die UN-Statistikkommission abgeraten, solche ungenauen Zahlen als HDI-Indikatoren für die menschliche Entwicklung zu verwenden.


Fehlende Rücksprache

Botschafter Núñez Mosquera zufolge sollte sich das für den Entwicklungsbericht zuständige UNDP-Büro an die Resolution des UN-Sicherheitsrates halten, sich mit den Mitgliedstaaten zu beraten. "Kuba wurde nicht zu Rate gezogen. Kuba wurde erst auf den Index gesetzt und dann aufgrund eines Formfehlers entfernt", kritisierte er.

Insgesamt wurden auf dem HDI-Index 169 Länder und Territorien gelistet. Doch 25 UN-Mitgliedstaaten und anerkannte Territorien einschließlich Bhutan, Samoa, Tuvalu und Palau blieben aufgrund fehlender Daten außen vor. Das Gleiche galt für Kuba, das noch im Jahr zuvor auf dem Index aufgeführt worden war.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Kuba liegt bei 79 Jahren, wobei Schule und Ausbildung mit durchschnittlich mit 17,7 Jahren zu Buche schlagen, wie dem Bericht über die menschliche Entwicklung 2010 zu entnehmen ist. Die Lebenserwartung in den USA liegt bei 79,6 und die Ausbildungszeit bei 15,7, was dem Land auf dem HDI-Index den vierten Platz eingebracht hat.

Der HDI ist integraler Bestandteil des jährlichen Berichts über die menschliche Entwicklung und nach Aussagen der UNDP-Administratorin Helen Clark "dringend auf die Erkenntnisse und die Einblicke der (UNDP-) Schwesterorganisationen, von Regierungen und hunderter Wissenschaftler aus aller Welt angewiesen".


20 Jahre Entwicklungsberichte

In Bericht 2010 betonte Clark, dass das UNDP zu Recht stolz darauf sein könne, die seit 20 Jahren erscheinenden "geistig unabhängigen und innovativen Berichte" zu unterstützen. Sie räumte aber gleichwohl ein, dass die Berichte über die menschliche Entwicklung niemals allein vom UNDP produziert werden. "Wir können und sollten uns in den nächsten 20 Jahren und auch danach von den Werten und Erkenntnissen der Berichte über die menschliche Entwicklung leiten lassen."

Orme zufolge sollen in den Berichten möglichst viele Länder berücksichtigt werden. Der UNDP-Vertreter äußerte die Hoffnung, Kuba im nächsten Jahr wieder auf dem Index vorzufinden - gesetzt den Fall, dass die erforderlichen Einkommensangaben an die relevanten Institutionen weitergeleitet werden. (Ende/IPS/kb/2011)

Links:
http://www.g77.org/
http://hdr.undp.org/en/statistics/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54187

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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2011