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GEWERKSCHAFT/270: Altenpflege darf nicht zum Spekulationsobjekt verkommen (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 7. September 2017

ver.di warnt vor Hedgefonds - Bühler: Altenpflege darf nicht zum Spekulationsobjekt verkommen


Berlin, 07.09.2017 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) warnt davor, dass die Altenpflege zunehmend zum Spekulationsobjekt von Finanzinvestoren und Großkonzernen wird. Das belegten aktuelle Übernahmediskussionen. "Die kommende Bundesregierung muss erklären, wie sie diese für pflegebedürftige Menschen und Beschäftigte gefährliche Entwicklung unterbindet", betont ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.

"In der Pflege muss es um die Menschen gehen. Doch stattdessen spielen immer häufiger Profitinteressen die zentrale Rolle", kritisiert Bühler. Der Anteil privatwirtschaftlicher Betriebe stieg zwischen 1999 und 2015 von 43,7 auf 52,3 Prozent. Die Tendenz sei weiter steigend. Zuletzt hätten insbesondere Finanzinvestoren und ausländische Großkonzerne die Pflege als Profitquelle entdeckt.

Es sei "unverantwortlich, die Pflege Finanzinvestoren auszuliefern". Die Fonds seien auf kurzfristige Profitmaximierung ausgelegt. "Sie setzen alles daran, den Wert ihrer Investments durch aggressive Expansion und Kostensenkung zu steigern", erklärt Bühler weiter. Beschäftigte und pflegebedürftige Menschen hätten das Nachsehen. Die Methoden der finanzgetriebenen privaten Konzerne setzten auch öffentliche und freigemeinnützige Träger unter Druck und wirkten sich daher negativ auf die gesamte Branche aus.

"Die Politik ist gefordert", sagt Bühler an die Adresse der Parteien im Bundestagswahlkampf. "Profitgier hat im Gesundheitswesen nichts zu suchen." Die Regierung müsse für eine rasche bundesweit einheitliche Personalbemessung sorgen und regeln, dass es einfacher werde, Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären. Diese müssten dann in allen Einrichtungen unabhängig von ihrer Trägerschaft gelten. Mit einer solidarischen Bürgerversicherung könne die Altenpflege zudem auf eine solide finanzielle Grundlage gestellt werden.

Anlass der ver.di-Warnung sind aktuelle und bevorstehende Übernahmen in der Altenpflegebranche. So wurden der ehemals städtische Pflegeheimbetreiber "Pflegen und Wohnen" in Hamburg und die Berliner Unternehmensgruppe Vitanas an den US-Hedgefonds Oaktree verkauft. Auch Alloheim mit seinen 165 Einrichtungen und 14.500 Beschäftigten steht laut Medienberichten zum Verkauf. Die US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle hatte die Pflegeheimkette erst 2013 vom britischen Konkurrenten Star Capital übernommen. Um die Marseille-Kliniken sowie einen Teil der im Pflegebereich engagierten AviaRent Capital Management gibt es ebenfalls Verkaufsgerüchte.

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Quelle:
Presseinformation vom 07.09.2017
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2017

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