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GENDER/002: Johannesburg - "act to end hate" (Wir Frauen)


WIR FRAUEN - Das feministische Blatt 2/2009

"act to end hate"
Solidaritätsbutton für das EQUALITY PROJECT und die 07-07-07 Campaign Act to End Hate in Johannesburg

Von Gabriele Bischoff


Obwohl in der Verfassung von Südafrika die Gleichstellung von Lesben und Schwulen garantiert ist, sieht die Wirklichkeit von Lesben, Schwulen, Transgender und Intersexuellen dort noch ganz anders aus.

Das Equality Project Johannesburg mobilisiert zu einer Graswurzel-Kampagne rund um ein historisches Gerichtsverfahren. Erstmals in Südafrika soll eine Gruppe von jungen Männern für einen auf Hass und Vorurteilen aufgrund der sexuellen Orientierung des Opfers basierenden Mord verurteilt werden. Sie sind angeklagt, am 28. April 2008 die schwarze, lesbische Fußballspielerin und Communityaktivistin Eudy Simelane (geboren am 11. März 1977) in ihrem Township Kwa Thema, östlich von Johannesburg, vergewaltigt, gefoltert und ermordet zu haben. Eine Verurteilung auf der juristischen Grundlage eines "Hate Crimes" wäre bis dato einmalig und hätte besonderes Gewicht, da es völlig neue Strategien ermöglichen würde. Deshalb ist die Mobilisierung des Equality Project von herausragender politischer Bedeutung.

Eudy war nicht das einzige Opfer von Hassgewalt, bereits am 7. Juli 2007 wurden die Aktivist_innen Sizakele Sigasa und Salome Masooa ermordet. Zur Erinnerung an all die vielen Menschen, die Opfer von Vergewaltigung, Gewalt und Mord wurden, ist die Kampagne 07-07-07 Act to End Hate entstanden.

Diese Kampagne und das Equality Project benötigen dringend Unterstützung. Hierzu rufen wir, ADEFRA e.V. - Schwarze deutsche Frauen und Schwarze Frauen in Deutschland e.V., Sozialwerk für Lesben und Schwule e.V. in Köln, LAG Lesben in NRW e.V., WIR FRAUEN e.V., FILIA-Stiftung, Hirschfeld-Eddy-Stiftung und viele weitere hier in Deutschland dazu auf, für das Projekt, die Kampagne und den geplanten Eudy Memorial Park zu spenden. Das Equality Project wird getragen von der schwul-lesbischen Bewegung und hat sich als wichtige Menschenrechtsorganisation im Kampf um den Schutz für Lesben und Schwule in der Verfassung in Südafrika etabliert. Seit einem Jahr führt Phumzile Mtetwa, eine schwarze Aktivistin, die Organisation als neue Direktorin.

Drei schwarze Frauen tragen im Moment das Equality Project. Aufgrund der Korruption des früheren Direktors steckt das Projekt in finanziellen Schwierigkeiten. Trotzdem mobilisieren die drei die lokale Township-Gemeinde von "unangepassten Frauen", welche oft durch eigene Gewalterfahrungen sowie die Drohungen der Freunde der angeklagten Täter und durch den Mord an Eudy selber hochgradig traumatisiert sind. Es gilt, während des Verfahrens öffentlich präsent zu sein und Druck auf die Gerichtsbarkeit auszuüben, aber auch die zerrütteten Community-Strukturen durch aktive politische Teilhabe wieder zu stärken. Die Mobilisierung rund um das Gerichtsverfahren kostet Kraft und Geld: Bustransport in die Kreisstadt, Essen, Übernachtung in Schulen während des Verfahrens, T-Shirts, Poster, Flugblätter etc. müssen ebenso finanziert werden wie der Aufbau nachhaltigerer Strukturen, die Heilung und sozio-ökonomische Verbesserung der Lebensbedingungen initiieren.

Jeder Solidaritätsbeweis ist eine moralische Unterstützung für das hoch motivierte Team des Equality Projects und den geplanten Eudy Memorial Park.

Im April 2009 wurde die Brachstelle, in der Eudies Leiche vor einem Jahr in einem kleinen Wassergraben zwischen zwei Township-Sektionen gefunden wurde, von ca. 40 Lesben und Freund_innen und der Familie des Opfers aufgeräumt und ein Baum eingepflanzt. Ein Gedenkstein erinnert an Eudy und eine einfache Brücke wurde über den Graben angelegt. Dies ist eine Stelle, die von vielen Menschen als Transitweg genutzt wird. Die Brücke soll Eudy-Simelane-Brücke heißen, da es in Johannesburg eine Nelson-Mandela-Brücke gibt. J


Weitere Informationen bekommt Ihr bei Phumzile S. Mtetwa, Executive Director Equality Project. Bitte schreibt Ihr in Englisch. Grafton Road 36, Johannesburg, Post Box 27811, Yeoville in 2143 Johannesburg / Südafrika, phumi@equality.org.za, www.equality.org.za


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Quelle:
Wir Frauen, 28. Jahrgang, Sommer 2/2009, Seite 16-17
Herausgeberin: Wir Frauen -
Verein zur Förderung von Frauenpublizistik e.V.
Rochusstraße 43, 40479 Düsseldorf,
info@wirfrauen.de
www.wirfrauen.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2009