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FRAUEN/371: Frauen - Kriegsopfer ohne Stimme, kein Platz an den Friedenstischen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Februar 2012

Frauen: Kriegsopfer ohne Stimme - Kein Platz an den Friedenstischen

von Thalif Deen

Seit vielen Jahren beschränkt sich die Partizipation sambischer Frauen auf eine Teilnahme an den Wahlen - Bild: © Richard Mulonga/IPS

Seit vielen Jahren beschränkt sich die Partizipation sambischer Frauen auf eine Teilnahme an den Wahlen
Bild: © Richard Mulonga/IPS

New York, 24. Februar (IPS) - Als 1946 die UN-Kommission für die Stellung der Frauen (CSW) in London ihr Gründungstreffen abhielt, forderte die US-Delegierte Eleanor Roosevelt in einem offenen Brief die "Frauen der Welt" auf, sich so für Frieden und Wiederaufbau einzusetzen, wie sie sich auch in Kriegs- und Widerstandszeiten engagieren. An die Regierungen erging der Appell, Frauen in allen Teilen der Welt zu ermutigen, an nationalen und internationalen Entscheidungsprozessen mitzuwirken.

Seither sind 66 Jahre vergangen, doch der Kampf der Frauen um Geschlechtergerechtigkeit und politische Einflussnahme geht unvermindert weiter - obwohl sie diejenigen sind, die in besonderem Maße von politischen Entscheidungen und Entwicklungen betroffen sind. So betonte der ständige Vertreter Indiens bei den Vereinten Nationen, Hardeep Singh Puri, vor dem UN-Sicherheitsrat am 23. Februar, dass Zivilisten und insbesondere Frauen und Kinder die Hauptopfer von Kriegen und bewaffneten Konflikten seien.

"Obwohl Frauen einen überproportionalen Teil der Kriegslasten tragen, haben sie in Entscheidungen, in denen es um Krieg oder Frieden geht, wenig zu sagen", kritisierte Puri. Frauen sollten aber nicht nur in die Opferrolle abgedrängt werden. Sie sollten auch politische Verantwortung übernehmen.

Frauen kommt in Chaos und Zerstörung eine Schlüsselrolle zu. Sie versorgen ihre Familien und sind darüber hinaus in Friedensinitiativen und Hilfsgruppen aktiv. "Aus diesem Grund ist die Abwesenheit der Frauen von den Friedenstischen unverantwortlich", sagte Puri mit Blick auf die Tatsache, dass Friedensgespräche fast ausschließlich von Männern geführt werden.


In Krisen wackelt das Gleichheitsprinzip

Wie Yasmeen Hassan, die Direktorin der internationalen Frauenorganisation 'Equality Now', erläutert, führt wirtschaftlicher Niedergang meist zu Fundamentalismus sowie Entwicklungen und Meinungen, die die Gleichheit von Mann und Frau in Abrede stellten. Auch Kriege und Unsicherheit seien eine Gefahr für die Gleichberechtigung.

Vor allem die Entwicklungsländer haben wirtschaftliche, politische und soziale Instabilität erfahren, die häufig durch Konflikte verschärft wird, die wiederum die Frauenrechte erodieren. Instabilität und Konflikte erschwerten aber auch den Kampf um mehr Rechte, weil sich Frauen in Krisen- und Konfliktzeiten auch für andere politische Ziele einsetzten, sagte Hassan.

Vom 27. Februar bis 9. März findet die sechste Sitzung der 45 Mitglieder zählenden CSW am UN-Sitz in New York statt, die sich einer anderen Herausforderung zuwenden wird. Der Befähigung ländlicher Frauen und ihre Rolle bei der Bekämpfung von Hunger und Armut und für eine nachhaltige Entwicklung.

Nach Angaben der UN-Frauenorganisation 'UN Women' stellen Landfrauen ein Viertel der sieben Milliarden Menschen. Dennoch haben sie nur einen äußerst begrenzten Zugang zu landwirtschaftlichen Fördermitteln. In Subsahara-Afrika beispielsweise erhalten Kleinbäuerinnen keine zehn Prozent der für Kleinbauern vorgesehenen Agrarkredite.

"Hätten Landfrauen den gleichen Zugang zu den produktiven Ressourcen, könnten sie mit ihren Ernten die Zahl der Hungernden um 100 Millionen bis 150 Millionen verringern", ist UN Women überzeugt.

Auf die Frage nach den größten Erfolgen im Kampf um Geschlechtergerechtigkeit in den vergangenen zehn Jahren erklärte Hassan, dass die politische Befähigung von Frauen inzwischen als grundlegend für Entwicklung und Frieden betrachtet werde. Auch habe sich gezeigt, dass die Ketten von Kultur und Religion, die besonders Frauen zu spüren bekämen, durchaus zerrissen werden könnten. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://www.un.org/womenwatch/daw/csw/
http://www.equalitynow.org/
http://www.un.org/womenwatch/daw/csw/
http://www.dawnnet.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106866

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 24. Februar 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2012