Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → REDAKTION


NAHOST/1406: Golf-Araber erleiden schwere Verluste im Jemen-Krieg (SB)


Golf-Araber erleiden schwere Verluste im Jemen-Krieg

Barack Obama und König Salman wollen den Jemen durch Krieg befrieden


Mit Pomp und Gloria hat Barack Obama am 4. September den neuen saudischen König Salman im Weißen Haus empfangen. Fast gleichzeitig traf sich Salmans Sohn und neuer saudischer Verteidigungsminister, Kronprinz Mohammad, mit seinem US-Amtskollegen Ashton Carter im Pentagon. Bei einer Pressekonferenz vor dem Kamin des Oval Office erklärten der US-Präsident und der saudische Despot eine Beendigung des Kriegs im Jemen zu einem ihrer vordringlichsten, gemeinsamen Ziele. Die Friedensbekundungen Obamas und Salmans klingen mehr als hohl. Mit Unterstützung der sunnitisch-arabischen Monarchien am Persischen Golf sowie mit der waffentechnologischen, nachrichtentechnischen und logistischen Hilfe der US-Streitkräfte im Nahen Osten überzieht Saudi-Arabien seit März dieses Jahres das Nachbarland Jemen, ohnehin das Armenhaus der Region Nahost, mit einem erbarmungslosen Krieg.

Bei den täglichen Angriffen der Luftwaffe Saudi-Arabiens und seiner Alliierten, bei denen auch geächtete Streubomben eingesetzt werden, sind Tausende Zivilisten ums Leben gekommen. Zwar hat die saudi-geführte Koalition, die den geflohenen jemenitischen Interimspräsidenten Abd Rabbuh Mansur Hadi wieder an die Macht hieven will, die schiitischen Huthi-Rebellen aus der Hafenstadt Aden vertreiben können, dafür hat die von Riad verhängte Seeblockade eine schwere Hungersnot ausgelöst. Weite Teile der zivilen Infrastruktur sind zerbombt. Die Krankenhäuser bekommen kaum noch Strom. Dort gehen auch die Medikamente zur Neige. Währenddessen breitet sich Al Kaida immer mehr aus, während die südlichen Separatisten Aden quasi zur Hauptstadt eines unabhängigen Staates ausgerufen haben.

Wie die New York Times am 4. September berichtete, stand im Mittelpunkt der Gespräche zwischen Obama und Salman ein großer Rüstungsdeal im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar. Mit einer neuen Tranche an Waffen und Munition Made in the USA sollten nach Angaben von Vertretern der Obama-Regierung Saudi-Arabiens Ängste vor einem Erstarken des schiitischen Irans infolge des Atomabkommens Teherans mit dem Westen, Rußland und China, der sogenannten P5+1-Gruppe, zerstreut werden. Darüber hinaus soll das Kriegsmaterial den saudischen Streitkräften im Jemen sowie im Kampf gegen die "Terrormiliz" Islamischer Staat zugute kommen. Die New York Times scheute nicht aber davor zurück, das Abgleiten des Nahen Ostens in "Stellvertreterkriege, interkonfessionelle Konflikte und Kämpfe gegen terroristische Netzwerke" und den damit einhergehenden, gestiegenen Bedarf an Waffen und Munition seitens der Verbündeten der USA als einen "Segen für Amerikas Rüstungsproduzenten" zu bezeichnen.

Während sich die US-Waffenfabrikanten über dicke Auftragsbücher, ausgelastete Laufbänder und steigende Gewinne freuen, müssen Menschen auf der anderen Seite der Welt auf grausame Art sterben. Bei zwei unterschiedlichen Vorfällen haben am 4. September die ausländischen Bodentruppen der Anti-Huthi-Koalition im Jemen ihre bisher schwersten Verluste erlitten. 45 Soldaten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden in der Provinz Maarib getötet, als eine von den Huthi-Rebellen abgefeuerte Rakete des sowjetischen Typs Tochka in ein Waffendepot einschlug. Etwa zur gleichen Zeit kamen fünf Soldaten aus Bahrain bei Kämpfen mit Huthi-Rebellen an der Grenze zwischen dem Nordjemen und dem Südwesten Saudi-Arabiens ums Leben. Es sieht nicht so aus, als würden Obamas und Salmans doppelzüngige Friedenswünsche für den Jemen bald in Erfüllung gehen.

5. September 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang