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AFRIKA/2036: Lake Turkana Windpark als CDM-Projekt anerkannt (SB)


Klimazertifikathandel faßt in Afrika langsam Fuß


Zahlreiche Energieprojekte Afrikas hoffen, als Klimaschutzprojekt anerkannt zu werden und Investitionen auf sich zu ziehen. Denn nur wenn sie von der UN Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, als Clean Development Mechanism (CDM) anerkannt werden, können sich Unternehmen der Industriestaaten durch eine Investition in ein solches Projekt von der Verpflichtung, die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren, freikaufen. Kritiker bezeichnen dies als Ablaßhandel, weil die Unternehmen keine eigenen CO2-Emissionsreduktionen vornehmen und faktisch so weiterwirtschaften wie bisher. Wohingegen die Befürworter argumentieren, für das globale Klima mache es keinen Unterschied, an welchem geographischen Ort die CO2-Minderung erfolgt, wichtig sei allein, daß dies geschieht. Im übrigen könne auf diese Weise mit relativ geringem Einsatz eine größere Wirkung erzielt werden, als wenn in einem Industrieland eine sowieso bereits energieeffiziente Produktionsstätte auf ein noch energiesparsameres Niveau gebracht werden müsse.

Nun hat der in Kenia geplante Aufbau des Turkana-Windparks die Anerkennung des UNFCCC als CDM-Projekt erhalten, berichtete die Website Alternative Energy Africa [1]. Bei der Evaluation [2] wird eine Vielzahl an Kriterien abgefragt, bis die Gutachter grünes Licht erteilen. Demnach soll der Turkanasee-Windpark jährlich mehr als 700.000 Tonnen Kohlendioxidemissionen einsparen helfen; als Vergleichswert werden zu erwartende Emissionen aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern herangezogen. Beispielsweise wird in diesem Fall gesagt, daß die Einsparung einer jährlichen Emissionsmenge von mehr als 150.000 Autos entspricht.

Die Planungsphase des Turkana-Windpark war zunächst von großem Elan gekennzeichnet [3], doch kam das Projekt nicht recht voran. Investoren legten sich Zurückhaltung auf, da sie von Kenias Regierung keine zufriedenstellenden Sicherheiten erhielten, wie Projektleiter Carlo van Wageningen vor einiger Zeit berichtete [4]. Nun soll der Turkana-Windpark, dem eine Leistung von 310 MW attestiert wird, Mitte 2014 fertiggestellt werden - zwei Jahre später, als der ursprüngliche Plan vorsah. Die Anerkennung des im Endausbau 365 Anlagen umfassenden Windparks als CDM-Projekt dürfte die Investitionssicherheit stärken und könnte sich als Katalysator für den weiteren Aufbau erweisen.


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Anmerkungen:

[1] "Kenya´s Lake Turkana Wind Farm Approved for Carbon Credits", Alternative Energy Africa, 25. Mai 2011
http://ae-africa.com/read_article.php?NID=2980&PHPSESSID=ae2131fa4705c994784ba6ccb3abf4f0

[2] Für die Bewertung war in diesem Fall die Einrichtung Africa Carbon Asset Development (ACAD) verantwortlich. Sie wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Standard Bank mit finanzieller Unterstützung der deutschen Bundesregierung geschaffen, um einen Teil der Kosten für die Entwicklung und Überwachung der lizenzierten Projekte zu übernehmen.

[3] Näheres im SCHATTENBLICK-Bericht "AFRIKA/1856: Kenia baut größten Windpark des Kontinents (SB)" in diesem Pool.

[4] "Kenya´s Lake Turkana Wind Farm Delayed... Again", Alternative Energy Africa, 20. März 2011
http://www.ae-africa.com/read_article.php?NID=2814

26. Mai 2011