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AFRIKA/1997: Alternativer Nobelpreis für Nnimmo Bassey aus Nigeria (SB)


Alternative Ehrung für einen Umweltschützer und Menschenrechtler aus Afrika


Zu den diesjährigen Preisträgern des Right Livelihood Award gehört der Nigerianer Nnimmo Bassey. 1993 hat er in seinem Land einen Ableger der internationalen Umweltorganisation Friends of the Earth gegründet. Diese wird in Deutschland vertreten durch den BUND. Neben Bassey erhalten der katholische Bischof Erwin Kräutler, der aus Österreich stammt und sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung Brasiliens einsetzt, der nepalesische Ökonom Shrikrishna Upadhyay, der sich mit seiner Organisation Sapros für die Armen starkmacht, und die Ärztevereinigung Physicians for Human Rights-Israel (Mediziner für Menschenrechte), die für das Recht auf Gesundheit aller Menschen in Israel und Palästina kämpfen, die angesehene Ehrung. [1]

Die "Macht des Wandels von unten" lautet das Motto der diesjährigen Auszeichnung, die passenderweise auch "Alternativer Nobelpreis" genannt wird. Um eine Alternative handelt es sich, da keine Personen ausgezeichnet werden, die wie die Nobelpreisträger an der Spitze der Wissenschaft, Medizin oder Literatur stehen oder bereits den Höhepunkt ihres Schaffens hinter sich haben - was beim Nobelpreis nicht selten vorkommt -, sondern die ihr Anliegen für Umwelt und Menschenrechte nach wie vor mit großem Engagement verfolgen.

Das trifft ganz sicher auf Bassey zu, dessen Organisation Environmental Rights Action/Friends of the Earth Nigeria (ERA/FoEN) seit Jahren die unerträglichen Lebensverhältnisse im Nigerdelta, dem Hauptfördergebiet des nigerianischen Erdöls, anprangert. [2] Dort wird das schwarze Gold seit rund einem halben Jahrhundert heraufgepumpt - mit verheerenden Folgen für die Umwelt und damit eine Bevölkerung, die in keinem nennenswerten Umfang an den Exporteinnahmen des fossilen Energieträgers beteiligt wird. Die Bewohner des Nigerdeltas zählen zu den ärmsten Nigerias, obgleich ihr Land maßgeblich zu den nationalen Deviseneinnahmen beiträgt.

Der Kampf gegen die Ölverseuchungen von Wasser und Boden sowie das luftverpestende Abfackeln von Gas, das mit dem Erdöl hinaufgefördert wird, stehen zwar im Mittelpunkt der Auseinandersetzung, die Bassey und seine Mitstreiter führen, aber sie beschränkt sich nicht darauf. Sie haben auch zu anderen Mißständen kritisch Stellung genommen, beispielsweise zum Land-Grabbing, dem Pachten oder Kaufen landwirtschaftlicher Flächen durch ausländische Unternehmen, sowie der Gentechnik in der Landwirtschaft. [3]

Die vier Gewinner teilen sich ein Preisgeld in Höhe von 200.000 Euro. Das Geld ist dafür vorgesehen, die verschiedenen Projekte der Alternativen Nobelpreisträger zu unterstützen. Außerdem dürfen diese von ihrer Ehrung einen allgemein höheren Bekanntheitsgrad erwarten. Der schützt nicht automatisch vor Repressionen. Als der nigerianische Menschenrechtler und Anwalt Ken Saro-Wiwa vom Volk der Ogoni, das im Nigerdelta lebt, am 20. November 1995 von der Militärdiktatur gehängt wurde, war er innerhalb wie außerhalb Nigerias bekannt. Der Erdölkonzern Shell, der damals eng mit der nigerianischen Regierung zusammengearbeitet hat und dies auch heute noch tut, wird von Umweltschützern beschuldigt, aus Eigennutz die Hinrichtung nicht verhindert zu machen. Ein gerichtsrelevanter Beweis einer so weitgehenden Kooperation konnte bislang nicht erbracht werden. Nnimmo Bassey war in jener Zeit in den Untergrund gegangen, wurde ergriffen und für sechs Wochen ins Gefängnis gesteckt. Seitdem berät und unterstützt er Personen, die sich gegen die meist profitgetriebene Umweltverschmutzung ihrer Region zur Wehr setzen. Kein Zweifel, das Geld des 1980 von Jakob von Uexküll initiierten Alternativen Nobelpreises ist gut angelegt.


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Anmerkungen:

[1] "The 2010 Right Livelihood Awards: True change starts at the grassroots level!", 30. September 2010
http://www.rightlivelihood.org/

[2] http://www.foei.org/

[3] Näheres unter:
AFRIKA/1887: Friends of the Earth Nigeria um Nahrungssouveränität besorgt (SB)

30. September 2010