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AFRIKA/1969: Uganda - Umweltgefährdende Ölbohrung im Edwardsee (SB)


Uganda auf dem Weg zum Erdölexporteur

Umweltschäden und Korruption zu befürchten


Die Befürchtung, daß die Entdeckung von Erdöl in Uganda wie so häufig nur wenigen Personen zu Reichtum verhilft, während das Gros der Bevölkerung nicht einen Penny von den Einnahmen aus dem Erdölexport sehen wird, scheint sich zu bewahrheiten. Anscheinend reißen sich hohe Regierungsmitglieder Land in der erdölreichen Albertinen-Region in Westuganda unter den Nagel. Darüber berichtete der Abgeordnete für Buliisa, Stephen Biraahwa Mukitale, laut der Zeitung "New Vision" [1] im ugandischen Parlament. Er habe dies der Polizei in Masindi und dem Distriktkommissioner gemeldet, aber es sei nichts unternommen worden.

Ihm sei erklärt worden, daß er ein Niemand ist und aufhören soll, sich mit mächtigen Leuten einzulassen, oder er würde fertiggemacht. "Ich gebe das bekannt, damit, falls irgend etwas passiert, Sie Bescheid wissen", erklärte Mukitale. Alle Ölfelder außerhalb des Nationalparks in Buliisa seien von "dieser Mafia" besetzt worden. In den Dörfern Kabolwa, Waiga, Bugana Butyaba und Kikonko sei das gleiche Phänomen zu beobachten.

Der ugandische Abgeordnete geht fest davon aus, daß in der Regierung Personen sitzen, die Insiderwissen verkaufen, denn wo auch immer Land aufgekauft wird, werde ein paar Monate darauf Ölvorkommen entdeckt. Der Hauptgeschäftsführer, Daudi Migereko, der den Premierminister vertritt, verwies dem Zeitungsbericht zufolge auf eine Regierungsrichtlinie, derzufolge keine Landtitel für das in Frage kommende Land erteilt wurden. Er benötige etwas Zeit, um sich mit den zuständigen Ministerien zu beraten, bevor er zu diesem Thema eine Stellungnahme vor dem Parlament abgebe, erklärte Migereko.

Die von dem Abgeordneten in Uganda angesprochenen Vorfälle im Zusammenhang mit den Erdölfunden sind für sich genommen noch kein Beweis dafür, daß auch Uganda zu den Ländern gehören wird, die von dem "Öl-Fluch" heimgesucht werden. Damit wird beschrieben, daß die Erdölländer der Subsaharastaaten keine Vorteile von den hohen Einnahmen erhalten und das Geld in die Taschen weniger Regierungsmitglieder und Unternehmer fließt. Allerdings scheint der Fluch erste Wirkung zu zeigen, denn die Regierung hat bislang nur bruchstückhaft bekanntgegeben, welche Vereinbarungen sie 2009 mit den Ölgesellschaften Tullow Oil aus Irland und Heritage Oil aus England getroffen hat. [2] Das nährt den Verdacht, daß an den Interessen der Öffentlichkeit vorbei Geschäfte getätigt werden.

Unterdessen melden die Medien, daß das Unternehmen Dominium Petroleum begonnen hat, im Edwardsee nach Öl zu bohren. Die Arbeiten sollen im Juli beendet werden. [3] Nicht erst seit der breiten Berichterstattung über die verheerende Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nach der Explosion auf der Ölplattform Deepwater Horizon und ihr Untergang ist bekannt, daß auch bei der ganz normalen Ölförderung schwerste Umweltschäden in Kauf genommen werden. Im Unterschied zur Offshore-Förderung, wo kleinere Ölleckagen nicht so auffallen, da sich das Öl im Meer verteilt und keiner so genau hinsieht, droht Uganda eine Ölkatastrophe allein durch die herkömmliche Förderung im Albert- und im Edwardsee, deren Ökosysteme sehr empfindlich sind.

In Nigeria wird seit über 50 Jahren Erdöl gefördert. Das Nigerdelta, in dem die meisten Bohrungen ausgebracht wurden, gilt als flächendeckend hochgradig ölverseucht. Die dort lebenden Menschen haben nichts als den Schmutz von dem Reichtum ausländischer Konzerne und örtlicher Sachwalter der Ölförderung. Uganda droht allein deshalb eine ähnliche Entwicklung, da die vorgegebenen politischen Strukturen dies zulassen.


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Anmerkungen:

[1] "Uganda: 'Top Govt Officials Are Scrambling for Oil Land'", New Vision (Kampala), 23. Juni 2010


[2] Näheres unter:
AFRIKA/1928: Erdölfelder in Uganda - Umweltkatastrophe noch zu verhindern? (SB)

[3] "Uganda: Petroleum Firm Starts Oil Drilling in Lake Edward", New Vision (Kampala), 23. Juni 2010
http://allafrica.com/stories/201006240686.html

25. Juni 2010