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STELLUNGNAHME/061: Deutscher Hochschulverband verurteilt Einrichtung der Meldeplattform "MeinPROFhetzt.de" (idw)


Deutscher Hochschulverband - 12.10.2018

DHV verurteilt Einrichtung der Meldeplattform "MeinPROFhetzt.de"

Kempen: "Einschüchterungsversuch und Angriff auf die
Wissenschaftsfreiheit"


Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat die Freischaltung der Meldeplattform "MeinPROFhetzt.de", die der baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Räpple eigenen Angaben zufolge nach Abstimmung mit der eigenen Landtagsfraktion freigeschaltet hat, scharf verurteilt. Studierende sollen darauf ihre Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer melden, die sich angeblich kritisch und einseitig über die AfD äußern. Anders als bei einer ähnlichen Meldeplattform der AfD Hamburg sollen bei der baden-württembergischen Variante die Namen von Professorinnen oder Professoren auch veröffentlicht werden können. Studierende werden dazu aufgefordert, Belege, z.B. in Form von Klausuren, Tonmitschnitten oder Bilddokumenten, auf die Plattform hochzuladen.

"Dies ist ein klarer und durch nichts zu entschuldigender Angriff auf die grundgesetzlich geschützte Freiheit von Forschung und Lehre", betonte Kempen. "Es ist eine unverhohlene Einladung zur Bespitzelung und Denunziation, die Erinnerungen an die düstersten Kapitel zweier deutscher Diktaturen weckt. Die dahinter stehenden Motive sind offenkundig: Personen, die nicht auf Parteilinie liegen, sollen diffamiert und eingeschüchtert werden. Das ist vollkommen inakzeptabel. Hochschulen sind Stätten geistiger Auseinandersetzung, die vom Disput und dem Ringen um das bessere Argument leben."

Die wissenschaftliche Lehre an den Universitäten sei allein an die Treue zur Verfassung gebunden. Ein darüber hinaus gehendes Neutralitätsgebot gebe es nicht, betonte Kempen.

Selbstverständlich unterliege die wissenschaftliche Lehre und damit auch die Dozentinnen und Dozenten der öffentlichen Bewertung und Kritik. Maßstab könne aber nur die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit sein. Ideologie und Parteiprogrammatik seien fehl am Platz.

Kempen kündigte an, dass der DHV als Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Deutschland seine Mitglieder mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln schützen werde. Betroffene Dozentinnen und Dozenten werden aufgerufen, sich mit dem DHV in Verbindung zu setzen.

Der Deutsche Hochschulverband ist die bundesweite Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland mit über 31.000 Mitgliedern.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution6

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutscher Hochschulverband, 12.10.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2018

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