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MELDUNG/025: Eurasien schließt sich zusammen (idw)


GIGA German Institute of Global and Area Studies - 17.06.2011

Eurasien schließt sich zusammen

SOZ-Gipfel in Astana: ein historisches Ereignis im eurasischen "No Man's Land"


Die Feier zum zehnjährigen Bestehen der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) ist geprägt von großer Symbolik. "Gleichwohl unterstreicht das Interesse unter anderem von Indien, aber auch Afghanistan oder der Türkei, die zunehmend politische Bedeutung der SOZ in der Region", so Nadine Godehardt, GIGA Institut für Asien-Studien.

Am 15. Juni 2011 feierten die Mitglieds- und Beobachterstaaten (Mitglieder: China, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Usbekistan. Beobachter: Indien, Iran, Pakistan, Mongolei) der SOZ ihr zehnjähriges Bestehen in Astana, Kasachstan. In ihrer noch jungen Geschichte ist die SOZ oft als anti-westlich, anti-amerikanisch, zweite NATO oder reiner "talk shop" bezeichnet worden. "Viel Symbolik, wenig Substanz war die vorherrschende Meinung im Westen", so Godehardt.

Beim Jubiläumsgipfel in Astana zeigt sich nun ein anderes Bild: Nach dem Gipfel wird die SOZ erste ernsthafte Konsultationen mit Indien, Iran und Pakistan abhalten, da alle drei Staaten die volle Mitgliedschaft in der SOZ beantragt haben (Iran bereits 2008). Zudem werden Afghanistan und die Türkei als neue Dialogpartner gehandelt. Godehardt: "Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung der SOZ in Eurasien, schließlich wollen Staaten einer Organisation vor allem dann beitreten, wenn sie auch etwas davon haben."

Wofür aber steht die SOZ zehn Jahre nach ihrer Gründung? "Sie ist in erster Linie tatsächlich eine Option, und zwar sicherheits- wie wirtschaftspolitisch", so Godehardt. Im Gründungsjahr 2001 lag der Fokus hauptsächlich auf der Sicherheitspolitik, besonders auf der Bekämpfung von Terrorismus, religiösem Extremismus und Separatismus. Bis heute stehen somit eher nichttraditionelle Sicherheitsfragen wie unter anderem auch die Bekämpfung des Drogenhandels im Vordergrund und weniger Aspekte traditioneller Sicherheit wie z.B. im Rahmen der NATO.

Neben dem Aspekt der regionalen Sicherheit betont China auch die zunehmende Rolle der SOZ als Wirtschaftsorganisation. Godehardt: "Ein Netz von bilateralen Beziehungen zwischen China und den einzelnen Mitgliedsstaaten ermöglicht der Volksrepublik oftmals im Rahmen der SOZ ihren wirtschaftlichen Einfluss in Zentralasien stetig auszubauen." Obwohl China bereits 2009 zehn Milliarden US-Dollar als Kredite für multilaterale und bilaterale Projekte im Rahmen der SOZ zur Verfügung stellte, fehlt es dennoch an einem "echten Multilateralismus", der insbesondere auch die zentralasiatischen Staaten mit einbezieht.

Alles nur Symbolik? Ob dieser Gipfel tatsächlich ein "historisches Ereignis" darstellt, wie der chinesische Außenminister Yang Jiechi im Vorhinein betonte, ist zu hinterfragen. Aber die SOZ ist heute stärker und bedeutsamer als vor zehn Jahren. "Wenn wir den Blick auf Afghanistan richten, könnte die SOZ zukünftig durchaus ein wichtiger Faktor für die Aufrechterhaltung der regionalen Stabilität sein", bemerkt Godehardt abschließend.

Literaturhinweis:
Godehardt, Nadine und Daniel Krahl (2010)
"Friedensmission 2010" - China als zentralasiatischer Akteur?
GIGA Focus Global, 10, Hamburg: GIGA
(online: www.giga-hamburg.de/giga-focus/global ).

Weitere Informationen unter:
http://staff.giga-hamburg.de/godehardt
- Website von Nadine Godehardt

http://www.giga-hamburg.de/ias
- Website des GIGA Instituts für Asien-Studien

http://www.giga-hamburg.de
- Homepage des GIGA

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1355


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
GIGA German Institute of Global and Area Studies,
Verena Schweiger, 17.06.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2011