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INTERNATIONAL/057: Tschad - Traktoren revolutionieren die Landwirtschaft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. September 2012

Tschad: Traktoren revolutionieren die Landwirtschaft

von François Djékombé



N'Djamena, 21. September (IPS) - Der Tschad verfügt über eine Agrarfläche von mehr als 400.000 Quadratkilometern. Dennoch konnte in den vergangenen zwei Jahren nicht genug Getreide geerntet werden. Die Mechanisierung der Landwirtschaft soll die Erträge steigern.

Seit 2003 wird im Tschad Erdöl gefördert. Trotz der damit einhergehenden Einkünfte herrscht im Norden und in Osten des in der Sahelzone gelegenen Landes seit 2010 Hunger. Staatspräsident Idriss Déby Itno, der 2011 seine vierte Amtszeit begann, hat nach eigenen Angaben die Förderung Jugendlicher und der Landwirtschaft ganz oben auf seine Agenda gesetzt. Damit will er dem "Teufelskreis des Hungers" ein Ende bereiten. Das Getreidedefizit hält sich seit zwei Jahren jedoch unvermindert bei rund 500.000 Tonnen.

Traktoren sollen nun dabei helfen, höhere Ernten einzubringen. Vor drei Jahren nahm in der Hauptstadt N'Djamena eine Fabrik, in der die Maschinen gebaut werden, ihren Betrieb auf. Die Regierung stellt die Traktoren Kleinbauern zur Verfügung. Im Rahmen des Nationalen Nahrungssicherungsprogramms (PNSA) sollten zwischen Mitte Juni und Ende August etwa 450.000 Hektar Land gepflügt werden. Die erwartete Ernte wird auf 900.000 Tonnen geschätzt.

Die Kosten für den Einsatz der Traktoren lägen pro Hektar bei umgerechnet 19 US-Dollar, sagte im April Yaya Mahamat Outman, der für die Evaluierung von PNSA zuständig ist. Die Einnahmen von rund 8,4 Millionen Dollar aus der Bereitstellung der Maschinen sollen zur weiteren Finanzierung des Programms verwendet werden.

Der Bezirk N'Djamena-Fara, etwa 40 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, ist eine der wichtigsten Anbauregionen des Landes. Nachdem dort Traktoren eingeführt wurden, hat die Landwirtschaft den Fischfang und die Viehzucht als größte Einnahmequelle überrundet.

"Mit Traktoren kann selbst der faulste Mensch Land bestellen", witzelt Othniel Djimadoumngar, einer der Helfer, der die Maschinen bedient. Insgesamt sind fünf Traktoren in dem Gebiet im Einsatz. Djimadoumngar pflügt täglich zwischen sieben und acht Hektar um. Müsste er alles mit eigenen Händen und mit Hilfe eines Ochsen erledigen, würde er nur einen Hektar am Tag schaffen.


Bauern bei Reparaturen allein gelassen

Dennoch bleibt es eine Herausforderung, das reibungslose Funktionieren der Maschinen zu garantieren. "Wenn ein Traktor kaputtgeht, müssen wir ihn selbst reparieren. Aus N'Djamena bekommen wir keine Antwort", beschwert sich Patrice Allarabaye, der in N'Djamena-Fara für den Bereich Landwirtschaft zuständig ist. Selbst die Beschaffung von Düngemitteln sei oft schon ein Problem. Manchmal seien sie nur in der 30 Kilometer entfernten Stadt Douguia erhältlich.

Die landwirtschaftliche Beraterin Gisèle Bénaidara Djasnebeye hilft den Bauern dabei, ihre Erträge zu steigern. Auf einem Versuchsfeld werde den Farmern beispielsweise gezeigt, wie sie am besten Reis pflanzen könnten, berichtet sie. Wird das Saatgut im richtigen Abstand ausgebracht und die Felder ordentlich von Unkraut freigehalten, könne ein Bauer 9.000 Kilo Reis pro Hektar ernten.

In N'Djamena-Fara werden in diesem Jahr insgesamt rund 400 Hektar Land mit Traktoren gepflügt werden. Die Kleinbauern zahlen für diese Dienstleistung. Da auch mehr Regen gefallen ist, rechnen Experten mit einer Ernte von rund 3,6 Millionen Kilo Reis.

PNSA ergänzt die Arbeit des Nationalen Büros für Landentwicklung, das in den sechziger Jahren gegründet wurde und inzwischen die älteste Behörde des Staates zur Unterstützung von Bauern ist. Das Nahrungssicherungsprogramm schickt Fachkräfte auf die Felder und kauft den Erzeugern Vorräte an Grundnahrungsmitteln ab, die zu subventionierten Preisen in Zeiten knapper Versorgung verkauft werden. In diesem Jahr wurde eine Reserve von mehr als 20.000 Tonnen Getreide angelegt.


Weiträumiger Reis-, Obst- und Gemüseanbau

N'Djamena-Fara ist inzwischen nicht nur ein großes Anbaugebiet für Reis, sondern auch für Obst und Gemüse. Da der Logone-Fluss mitten durch den Bezirk fließt, sind viele Gemüsesorten wie Kohl, Gurken, Spinat und Möhren sowie verschiedene Früchte dort das ganze Jahr über erhältlich. Trotz der Nähe zur Hauptstadt haben die Bauern aber Probleme mit der Transportlogistik. Die meisten Erzeugnisse werden an Händler aus Kamerun verkauft, die nur den Fluss überqueren müssen, um zu der kamerunischen Grenzstadt Goulfé zu gelangen. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.pnsa-tchad.net/topic/index.html
http://www.ipsnews.net/2012/09/tractors-revolutionise-agriculture-in-chad/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2012