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FORSCHUNG/793: Deutsch-holländische Kooperation "Pro Gemüse" gegen Nematodenbefall (aid)


aid-PresseInfo Nr. 43/10 vom 27. Oktober 2010

Gemeinsam gegen gefräßige Würmer

Pro Gemüse - deutsch-holländische Kooperation


(aid) - Der Niederrhein ist ein Mekka des deutschen Gemüseanbaus. Im milden, feuchten Klima gedeihen auf fruchtbaren Böden u. a. Sellerie, Spinat und Möhren. Mit den niederländischen Nachbarn auf der anderen Seite der Grenze besteht ein reger Austausch von Pflanzen, Saatgut, aber auch Pachtflächen. Und man hat ein gemeinsames Problem: Der intensive Gemüseanbau in der Region fördert die Verbreitung von gemüseschädlichen Nematoden ("Aaltierchen"). Diese winzigen, mit dem bloßen Auge meist nicht sichtbaren Würmer schädigen die Wurzeln und entziehen den Pflanzen so Wasser und Nährstoffe. Niedrige Erträge und deformierte Früchte sind die Folge. Stark befallene Flächen müssen schließlich aufgegeben werden. All das erhöht letztlich die Produktionskosten - diesseits und jenseits der Grenze.

Aus diesem Grund wurde im Oktober im niederländischen Vredepeel ein deutsch-niederländischer Kooperationsvertrag für das Projekt ProGemüse unterzeichnet. Daran beteiligt sind das Julius Kühn-Institut in Münster, die Landwirtschaftskammer NRW sowie mehrere Gemüseproduzenten aus beiden Ländern. Sie suchen die beste Strategie zur Bekämpfung der gefräßigen Schädlinge.

Ein möglicher Ansatz ist der Anbau von resistenten Zwischenfrüchten und Fangpflanzen. Erstere können von Nematoden zwar besiedelt, aber nicht zur Vermehrung genutzt werden. Auch die Optimierung von Saat- und Pflanzdichte, Aussaat- und Ernteterminen sowie der Fruchtfolge kann helfen, die Nematodendichte zu verringern. Ein weiteres, aus Australien und den USA übernommenes Verfahren, die so genannte Biofumigation, wurde am Julius Kühn-Institut auf seine Eignung für hiesige Bedingungen untersucht. Kreuzblütler wie Sareptasenf oder Ölrettich werden als Zwischenfrüchte angebaut. Diese enthalten zur Blütezeit besonders viele so genannte Senfölglykoside. Werden die Pflanzen zerkleinert und in den Boden eingearbeitet, setzen sie ätherische Verbindungen frei, die für Nematoden tödlich sind.

Am Ende des Projekts soll ein System stehen, das die besten Methoden gegen die winzigen Würmer optimal kombiniert. Ein Schwerpunkt wird dabei auch auf der Aus- und Weiterbildung der betroffenen Landwirte und Groß-Gemüseproduzenten liegen. Schließlich geht es hier nicht nur um schöne Theorie, sondern eine Verbesserung, die sich in der Praxis auszahlt, und von der am Ende alle profitieren sollen.

Dr. Margit Ritzka, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 43/10 vom 27. Oktober 2010
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2010