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FORSCHUNG/671: Neue Methode zur Gewinnung steriler Fruchtfliegen-Männchen (aid)


aid - PresseInfo Nr. 8/09 vom 18. Februar 2009

Globalisierungsgewinner Mittelmeerfruchtfliege

Neue Methode zur Gewinnung steriler Männchen


(aid) - Ceratitis capitata hat es geschafft. Dank des weltweiten Handels mit Obst und Gemüse ist die Mittelmeerfruchtfliege, ein bedeutender Agrarschädling im Obst- und Gemüseanbau, mittlerweile in fast allen wärmeren Regionen der Erde anzutreffen. Bekämpft wird sie unter anderem mit der Sterile-Insekten-Technik. Dabei werden unfruchtbare Fliegenmännchen in die Wildnis entlassen. Ihre im Wortsinn fruchtlosen Verpaarungen verringern den Fliegennachwuchs in der nächsten Generation. Bisher wurden diese Fliegen durch Bestrahlung erzeugt. Der Nachteil: Die überlebenden Tiere sind nicht nur unfruchtbar, sondern auch sonst etwas flügellahm. Gegen ihre Wildtyp-Konkurrenten haben sie bei der Paarung kaum Chancen, und man braucht schon sehr viele Exemplare, um wildlebende Ceratitis-Weibchen von ihren Qualitäten zu überzeugen.

Einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Professor Ernst A. Wimmer von der Universität Göttingen ist es gelungen, eine molekulargenetische Methode zu entwickeln, bei der auf den Einsatz von Strahlung völlig verzichtet werden kann. Die Wissenschaftler schleusten ein Gen in die Fliegen ein, das in aktivem Zustand die Entwicklung lebensfähiger Embryonen komplett unterdrückt. Die Expression lässt sich jedoch durch Zusatz eines Antibiotikums zur Nahrung abschalten. So lassen sich die Fliegen im Labor problemlos züchten, und die erwachsenen Männchen unterscheiden sich in ihrer Fitness in nichts von ihren draußen lebenden Konkurrenten. Ihr Nachwuchs in freier Wildbahn ist jedoch ohne antibiotische Diät bereits im Embryonalstadium zum Untergang verurteilt. Die Larven schlüpfen gar nicht erst. So gelangen keine lebenden Tiere in die Umwelt, denn anders als bei früheren ähnlichen Ansätzen liegt die Sterblichkeit der Fliegen im Göttinger System bei 100 Prozent. Die Methode ist daher deutlich sicherer als ihre Vorgänger.

Dennoch wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis Fliegen aus Göttingen weltweit Obst vor dem vorzeitigen Verfall schützen können: Eine Freisetzung muss sorgfältig geplant und alle Risiken abgewogen werden.

aid, Dr. Margit Ritzka

Weitere Informationen: www.uni-goettingen.de/de/49202.html


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Quelle:
aid PresseInfo Nr. 8/09 vom 18. Februar 2009
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2009