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MELDUNG/220: Fragen und Antworten zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 14. September 2011

Fragen und Antworten zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung und zur Optimierung der Lebensmittelverpackungen


A) Minimierung von Lebensmittelverschwendung

Was ist mit Verschwendung von Lebensmitteln gemeint?

Gemeint sind die Vergeudung roher oder gekochter Lebensmittel vor, während oder nach ihrer Zubereitung im Haushalt sowie Abfälle, die bei Erzeugung, Herstellung und Vertrieb der Lebensmittel sowie im Einzelhandel und in der Gastronomie anfallen.

Welches Ausmaß hat dieses Problem in der EU?

Pro Person werden in der Europäischen Union jedes Jahr schätzungsweise rund 179 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Das macht insgesamt ca. 89 Mio. Tonnen Abfall pro Jahr.[1] Abfälle aus Landwirtschaft und Fischerei sind in diesen Schätzungen nicht miteingerechnet. Das bedeutet, dass Jahr für Jahr insgesamt noch viel mehr Lebensmittel verschwendet werden. Es wird davon ausgegangen, dass das Volumen der weggeworfenen Lebensmittel bis zum Jahr 2020 (um 40%) auf rund 126 Mio. Tonnen ansteigen wird, wenn keine weiteren Vorbeugungs- oder Abhilfemaßnahmen ergriffen werden.

Wer vergeudet all diese Lebensmittel und warum?

An der Verschwendung von Lebensmitteln sind alle Akteure der Lebensmittelkette beteiligt: Erzeuger, Hersteller, Einzelhändler, Catering-Unternehmen und Verbraucher.[2]

Die Gründe für die Verschwendung von Lebensmitteln sind vielfältig. In der Herstellung beispielsweise sind die Hauptursachen eine Überproduktion, Produkte mit Formfehlern (falsche Größe oder Form) sowie Schäden am Produkt oder an der Verpackung. Im Einzelhandel sind als Faktoren Marketingstandards (Schönheits- oder Verpackungsfehler), schlechte Lagerhaltung und Vermarktungsstrategien (zwei Produkte zum Preis von einem) zu nennen.

Die Verbraucher ihrerseits machen sich u. a. das Ausmaß der Verschwendung von Lebensmitteln und die damit verbundenen Kosten für Umwelt und Wirtschaft nicht bewusst. Fehlendes Bewusstsein, wie effizient mit Lebensmitteln umgegangen werden kann (z. B. durch Verwertung von Speiseresten, Verarbeitung der im Haushalt vorhandenen Zutaten), trägt neben einer fehlenden Einkaufsplanung und neben Problemen beim Verständnis der Datumsangaben auf dem Etikett ebenfalls dazu bei, dass Verbraucher Lebensmittel verschwenden.

In der Gastronomie schließlich liegen die Ursachen darin, dass nur eine einzige Portionsgröße angeboten wird (wobei die Bedürfnisse des Einzelnen sehr unterschiedlich sind), dass sich die Zahl der Gäste nur schwer vorhersagen lässt und dass es sich in Europa noch nicht durchgesetzt hat, sich Speisereste für zu Hause einpacken zu lassen.

Wie lässt sich die Lebensmittelverschwendung eindämmen?

Voraussetzung hierfür ist, dass alle Akteure der Lebensmittelversorgungskette eingebunden werden und die unterschiedlichen Ursachen der Verschwendung im jeweiligen Bereich bekämpft werden.

Das Bewusstsein für die Verschwendung von Lebensmitteln ist derzeit nur sehr schwach ausgeprägt. Es muss eine stärkere Sensibilisierung stattfinden, damit eine langfristige Verhaltensänderung herbeigeführt und die Verschwendung von Lebensmitteln spürbar eingedämmt werden kann. Hierzu können beispielsweise Schulen einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch die Lebensmitteltafeln tragen dazu bei, die Verschwendung von Lebensmitteln zu verhindern, indem sie übriggebliebene Lebensmittel aus Groß- und Einzelhandel, Bäckereien, Großmärkten und von Einzelpersonen einsammeln und an karitative Einrichtungen ausgeben.

Beeinträchtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung die Lebensmittelsicherheit?

Die Lebensmittelsicherheit steht an alleroberster Stelle - die Abfallberge lassen sich auch ohne Einschränkungen bei Lebensmittelsicherheit und Hygienebedingungen reduzieren. Häufig gehen die Verringerung des Anfalls von Lebensmittelabfällen und die Lebensmittelsicherheit Hand in Hand. So wirkt sich beispielsweise die Sensibilisierung für die Datumsangaben ("Mindesthaltbarkeits"- und "Verbrauchsdatum") und die Kühlschranklagerung von Lebensmitteln sowohl positiv auf die Lebensmittelsicherheit als auch auf das Wegwerfverhalten aus.

Wie kann ich im Alltag dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel vergeudet werden?

Befolgen Sie die nachstehenden Tipps, dann vergeuden Sie weniger Lebensmittel, sparen Sie Geld und schützen Sie die Umwelt:

1. Planen Sie Ihre Einkäufe: Planen Sie Ihre Mahlzeiten für die ganze Woche. Prüfen Sie, welche Zutaten Sie noch im Kühlschrank bzw. Schrank haben, und schreiben Sie auf Ihre Einkaufsliste nur diejenigen Zutaten, die Sie zusätzlich benötigen. Nehmen Sie Ihre Einkaufsliste mit ins Geschäft und halten Sie sich daran. Lassen Sie sich nicht von Angeboten verführen und gehen Sie nicht mit leerem Magen einkaufen - Sie kaufen sonst mehr, als Sie eigentlich brauchen. Kaufen Sie Ihr Obst und Gemüse lieber lose als abgepackt - so können Sie genau die Menge kaufen, die Sie brauchen.

2. Prüfen Sie die Datumsangaben: Wenn Sie ein schnell aufzubrauchendes Lebensmittel nicht sofort verzehren möchten, wählen Sie eines mit einem längeren Verbrauchsdatum oder kaufen Sie es erst, wenn Sie es tatsächlich brauchen. Seien Sie sich der Bedeutung der aufgedruckten Daten im Klaren: "Verwenden bis" bedeutet, dass das Lebensmittel nur bis zum angegebenen Datum sicher ist (gilt beispielsweise für Fleisch und Fisch). "Mindestens haltbar bis" heißt, dass die erwartungsgemäße Qualität der Ware bis zum angegebenen Datum garantiert wird. Auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums können Lebensmittel noch gefahrlos verzehrt werden.

3. Behalten Sie Ihr Budget im Blick: Lebensmittel verschwenden heißt Geld verschwenden.

4. Überprüfen Sie regelmäßig Ihren Kühlschrank: Überprüfen Sie die Angaben auf dem Etikett und die Kühlschranktemperatur. Lebensmittel sind bei Temperaturen zwischen 1 und 5 Grad Celsius aufzubewahren, damit sie so lange wie möglich frisch und haltbar bleiben.

5. Sortieren Sie Ihre Lebensmittel nach Frischegrad: Räumen Sie nach dem Einkauf neuer Ware die bereits vorhandenen Lebensmittel in Ihren Schränken und im Kühlschrank nach vorne. Stellen Sie die neu gekauften Lebensmittel nach hinten und senken Sie so das Risiko, dass dort Waren verschimmeln.

6. Verwerten Sie Ihre Essensreste: Werfen Sie übriggebliebene Speisen nicht weg, sondern essen Sie sie am nächsten Tag auf, verarbeiten Sie sie zum nächsten Abendessen oder frieren Sie sie für später ein. Weich werdendes Obst lässt sich zu Smoothies oder zu Obstkuchen verarbeiten. Aus welkendem Gemüse lassen sich Suppen herstellen.

7. Servieren Sie die Lebensmittel in kleinen Portionen mit der Option, sich einen Nachschlag zu holen, sobald der Teller leer gegessen ist.

8. Halten Sie sich bei der Aufbewahrung der Lebensmittel an die Anweisungen auf der Verpackung.

9. Frieren Sie Lebensmittel ein: Wenn Sie nur wenig Brot essen, frieren Sie es direkt nach dem Einkauf ein und tauen Sie jeweils einige Stunden vor dem geplanten Verzehr die gewünschte Menge an Scheiben auf. Portionieren Sie auch gekochte Speisen, dann verfügen Sie immer über einen Vorrat für diejenigen Abende, an denen Sie keine Lust mehr zum Kochen haben.

10. Kompostieren Sie Ihre Lebensmittelabfälle: Bestimmte Abfälle lassen sich einfach nicht vermeiden - warum legen Sie sich also nicht einen Kompostbehälter für Obst- und Gemüseschalen zu? In einigen Monaten werden Sie mit reichhaltigem, wertvollem Kompost für Ihre Pflanzen belohnt. Reste gekochter Speisen können Sie in einem Küchenkompostierer verarbeiten. Füllen Sie einfach Ihre Speisereste ein, streuen Sie spezielle Mikroben darüber und lassen Sie das Ganze fermentieren. Das Endprodukt kann für Topfpflanzen und als Gartenerde verwendet werden.


B) Optimierung von Lebensmittelverpackungen

Was ist mit Optimierung der Lebensmittelverpackungen gemeint?

Bei der Verpackungsoptimierung geht es darum, unnötiges Verpackungsmaterial einzusparen (z. B. Viererpack bei Äpfeln), ohne dass die Lebensmittelsicherheit darunter leidet und noch mehr Lebensmittel weggeworfen werden. Außerdem müssen die Verpackungen an die geänderten Lebensgewohnheiten angepasst werden (kleinere Haushalte erfordern kleinere Portionsgrößen, damit weniger Lebensmittel weggeworfen werden), ohne dass dadurch zusätzlicher Verpackungsmüll entsteht. Und abschließend geht es darum, innovative Alternativen zu finden - wie "intelligente" und "aktive" Verpackungen aus Bio-Kunststoffen (auf biologischer Basis und biologisch abbaubar).

Sind Bioverpackungen die Lösung?

Ein konkretes Beispiel für innovatives und nachhaltiges Material zum Verpacken von Lebensmitteln sind Bio-Kunststoffe. Diese könnten zur Problemlösung beitragen, sofern einige noch bestehende Hürden überwunden werden. So muss sichergestellt werden, dass Bio-Kunststoffe die Lebensmittel ausreichend schützen, dass zu ihrer Herstellung nicht Grundstoffe verwendet werden, die auch als Lebensmittel verwendet werden könnten (derzeit wird an der Entwicklung von Bio-Kunststoffen aus Abfällen aus der Landwirtschaft und anderen Bereichen gearbeitet), und dass der daraus entstehende Müll separat gesammelt wird.

Wie können Lebensmittelverpackungen dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden?

Wenn Lebensmittelverpackungen gut konzipiert sind, kann der Verbraucher genau die gewünschte Menge kaufen, die auch seinen Bedürfnissen entspricht. Dies lässt sich beispielsweise mit kleineren Packungsgrößen oder Portionsverpackungen erreichen. Gut konzipierte Lebensmittelverpackungen erleichtern es den Verbrauchern auch, das erworbene Produkt frisch zu halten (durch wiederverschließbare Verpackungen), und erhöhen die Haltbarkeit (durch neue Vakuumtechniken und Schrumpffolienverpackungen). Und schließlich können die Verpackungen dem Verbraucher den effizienten Verbrauch von Lebensmitteln dadurch erleichtern, dass sie Lebensmittel portionierbar und länger haltbar machen und ihm nützliche Tipps geben.

Wie ist der Zusammenhang zwischen Lebensmittelverpackungen und Lebensmittelsicherheit? Und was unternimmt die Kommission in diesem Bereich?

Lebensmittelverpackungen dienen in erster Linie dazu, das verpackte Lebensmittelprodukt vor äußeren Einflüssen, wie Beschädigung, Verderben und Kontaminierung, zu schützen. Mit den EU-Rechtsvorschriften über Lebensmittelkontaktmaterialien wird zudem sichergestellt, dass mit Lebensmitteln in Berührung kommende Materialien (Lebensmittelverpackungen, Küchenutensilien) sicher sind und ihre Inhaltsstoffe nicht in unzumutbaren Mengen in das Lebensmittel gelangen. Diese Rechtsvorschriften gewährleisten ferner, dass in Lebensmittelkontaktmaterialien verwendete Recycling-Kunststoffe sicher sind.

Was unternimmt die Kommission, um die Lebensmittelverschwendung einzudämmen und die Lebensmittelverpackungen zu optimieren?

Die Kommission prüft gemeinsam mit allen Betroffenen, darunter die Lebensmittelindustrie, wie sich die Lebensmittelverschwendung eindämmen und Lebensmittelverpackungen ohne Beeinträchtigung der Lebensmittelsicherheit optimieren lassen. Sie führt konstruktive Gespräche mit dem EU Retail Forum for Sustainability[3] (dem EU-Einzelhandelsforum für Nachhaltigkeit), dem EU Food Sustainable Consumption and Production Roundtable4 (EU-Rundtischgespräche über nachhaltigen Verbrauch und nachhaltige Herstellung), dem High Level Forum for a Better Functioning of the Food Supply Chain (Hochrangiges Forum für die Verbesserung der Funktionsweise der Lebensmittelversorgungskette) und dem Informal Member States Network (inoffizielles Netz der Mitgliedstaaten).

Warum befasst sich die Kommission gerade jetzt mit diesem Thema?

In der Leitinitiative "Ressourcenschonendes Europa"[5] im Rahmen von Europa 2020 wurde betont, wie wichtig eine effizientere Nutzung der knappen natürlichen Ressourcen ist. Die großen Mengen an Lebensmittelabfällen sind ein frappierendes Beispiel für eine ineffiziente Ressourcennutzung. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise (die Verschwendung von Lebensmitteln kostet Geld), der Notwendigkeit, die Ernährungssicherheit weltweit zu gewährleisten (2050 werden 9 Mrd. Menschen zu versorgen sein) und angesichts der Millionen hungernder Menschen ist die Kommission entschlossen, dieses Problem anzugehen und einen Dialog darüber anzustoßen, wie der Verschwendung Einhalt geboten werden kann und wie sich die Lebensmittelverpackungen optimieren lassen, ohne dass die Lebensmittelsicherheit darunter leidet. Die Kommission hat entschieden, die Themen Eindämmung der Lebensmittelverschwendung und Optimierung der Lebensmittelverpackungen in den Mittelpunkt des diesjährigen Tags der Lebensmittelsicherheit (15. September) zu stellen. An diesem Tag wird der für Gesundheit und Verbraucher zuständige Kommissar John Dalli der Lebensmittelbank Brüssel, der Internationalen Schule Brüssel und dem Forschungszentrum von Total Petrochemicals, in dem Lebensmittelverpackungen aus Bio-Kunststoffen entwickelt werden, einen Besuch abstatten.


Weitere Informationen finden Sie unter folgender Adresse:
http://ec.europa.eu/food/food/sustainability/index_en.htm

[1]: "Preparatory study on food waste across EU 27" (BIO Intelligence Service, Oktober 2010), aus EU-Mitteln finanziert.

[2]: Gemäß der von der EU finanzierten Untersuchung gehen 42% der Gesamtmenge verschwendeter Lebensmittel auf das Konto der Haushalte, 39% werden von den Lebensmittelherstellern, 5% von den Einzelhändlern und 14% von der Gastronomie verursacht. Abfälle aus Landwirtschaft und Fischerei wurden in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt.

[3]: Plattform mit zahlreichen Interessenträgern, die sich über bewährte Verfahren im Bereich der Nachhaltigkeit im EU-Einzelhandel austauschen und die Chancen und Hindernisse ermitteln, die sich im Hinblick auf eine nachhaltige Produktion und einen nachhaltigen Verbrauch ergeben.

[4]: Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Kommission und der Lebensmittelversorgungspartner, die von den Vereinten Nationen (Umweltprogramm - UNEP) und der Europäischen Umweltagentur unterstützt wird. Die europäische Lebensmittelversorgungskette wird durch 24 Mitgliedsorganisationen vertreten. http://www.food-scp.eu/node/29

[5]: CMitteilung "Ressourcenschonendes Europa - eine Leitinitiative innerhalb der Strategie Europa 2020". KOM(2011) 21 vom 26.1.2011.



© Europäische Gemeinschaften, 1995-2011


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Quelle:
Pressemitteilung MEMO/11/598, 14.09.2011
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2011