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GEWERKSCHAFT/240: In Grundschulen und gezielte Leseförderprogramme investieren (GEW)


Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - 5. Dezember 2017

GEW: "In Grundschulen und gezielte Leseförderprogramme investieren"

Bildungsgewerkschaft zur IGLU-Studie: neues Ganztagsschulprogramm auflegen


Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf die heute veröffentliche IGLU-Studie gefordert, deutlich mehr Geld in die Grundschulen und gezielte Leseförderprogramme zu investieren. Zudem seien die Ganztagsangebote auszubauen. "Es ist alarmierend, wenn die Grundschule ihrem Anspruch, eine Schule für alle Kinder zu sein und Bildungsungerechtigkeiten abzubauen, immer weniger gerecht werden kann", sagte Ilka Hoffmann, für Schule verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, am Dienstag in Frankfurt a.M. Politik habe versäumt, insbesondere Kinder aus armen Haushalten zu unterstützen. Im EU-Durchschnitt investiere Deutschland besonders wenig Mittel in die Leseförderung. Dies führe dazu, dass die Lesemotivation der Kinder sinke und damit die Leseleistungen immer schlechter werden. Der Fokus sei zu einseitig auf das Thema neue Medien gelegt worden.

"In der Grundschule müssen vorrangig die Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen für alle Kinder auf einem qualitativ hohen Niveau vermittelt und gesichert werden", stellte Hoffmann fest. Diese Basisaufgabe zu vernachlässigen, etwa weil Programmieren gelernt wird oder Leistungskader herangebildet werden sollen, gehe an dem demokratischen Bildungsverständnis der GEW vorbei. "Es ist eine Schande, dass ein so reiches Land wie Deutschland es nicht schafft, Bildungsbenachteiligungen beherzt anzugehen und diese abzubauen", betonte die Schulexpertin.

"Wir brauchen dringend ausreichend gut aus- und fortgebildete Lehrkräfte, die auf das Lehren unter schwierigen sozialen Bedingungen vorbereitet sind und mit heterogenen Lerngruppen arbeiten können. Konzepte der Leseförderung müssen einen festen Platz in der Ausbildung von Lehrkräften bekommen", unterstrich Hoffmann. Leseförderprogramme müssten besonders auf benachteiligte Schülerinnen und Schüler zugeschnitten seien. Zudem seien gut ausgestattete Schulbibliotheken und eine bessere Beratung der Eltern notwendig.

"Die Vorschläge der GEW lassen sich am besten in personell und materiell gut ausgestatteten inklusiven Ganztagsgrundschulen umsetzen. Dafür muss ein bundesweites Programm zum Ausbau der Ganztagsangebote aufgelegt werden", betonte die GEW-Schulexpertin.


Info: Die IGLU-Studie (Thema: Lesen) belegt erneut, dass Deutschland zu den Staaten gehört, in denen es einen besonders großen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler gibt. Die Spannweite der Leistungen hat in den vergangenen 15 Jahren sogar noch zugenommen: Die starken Schülerinnen und Schüler haben sich etwas verbessert, die Kinder aus armen Familien werden mehr und mehr abgehängt. Auch die Förderung von Kindern mit Migrationserfahrung gelingt nur unzureichend. Zudem lesen Jungen weniger als Mädchen, ihre Leistungen sind schlechter.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 5. Dezember 2017
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2017

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