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GEWERKSCHAFT/035: Auszubildende im Handel beklagen Gesetzesverstöße und Mängel im Betrieb (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 19. November 2012

Ausbildungsreport: Auszubildende im Handel beklagen Gesetzesverstöße und Mängel im Betrieb



Berlin, 19.11.2014 - Der Handel ist die größte Ausbildungsbranche des Dienstleistungssektors. Doch junge Erwachsene, die dort eine Berufsausbildung beginnen, beschweren sich über Mängel und Gesetzesverstöße in der praktischen Ausbildung. Das zeigt der Ausbildungsreport 2014 für den Handel, für den bundesweit knapp 4.000 Auszubildende befragt wurden und den die Vereinte Dienstleistungswerkschaft (ver.di) zum 2.ten Mal vorlegt.

Danach bemängeln knapp ein Drittel der Befragten, dass sie keinen betrieblichen Ausbildungsplan oder keine fachlich kompetente Ausbilderin oder Ausbilder im Betrieb haben. Beides ist jedoch gesetzlich vorgeschrieben und Voraussetzung dafür, ein Mindestmaß an Ausbildungsqualität zu sichern. Nicht akzeptabel ist zudem, dass knapp 13 Prozent aller Befragten häufig oder immer für ausbildungsfremde Tätigkeiten eingesetzt werden. Daneben beklagen knapp 43 Prozent der Befragten, dass sie Tätigkeiten wie das Pflegen des Berichtsheftes, das gesetzlich geregelt zur Ausbildung gehört, nicht während der Arbeitszeit erledigen dürfen. Rund ein Drittel der Auszubildenden muss zudem regelmäßig Überstunden leisten, obwohl dies nur im absoluten Ausnahmefall vorkommen darf. Regelmäßige Überstunden aber auch der Einsatz für ausbildungsfremde Tätigkeiten sind oft ein Zeichen dafür, dass Auszubildende ausgebeutet und dafür benutzt werden, Personalmangel auszugleichen.

"Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Alarmsignal. Die Gesetzesverstöße sind absolut inakzeptabel und werfen ein schlechtes Licht auf die Ausbildungsbranche Handel. Es ist dringender denn je geboten, im Handel für gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zu sorgen. Das geht am besten mit Tarifverträgen", sagte Franziska Foullong, ver.di-Jugendsekretärin im Handel. Sie kritisierte auch, dass mehr als zwei Drittel der jungen Erwachsenen zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wusste, ob sie im Anschluss an die Ausbildung in den Betrieb übernommen werden. "Der Handel muss dringend umdenken. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels muss er jungen Erwachsenen eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten und für gute Arbeitsbedingungen sorgen. Nur so gewinnt man motivierten und dringend benötigten Nachwuchs", sagte Foullong. Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied und Leiterin des Fachbereichs Handel, betonte: "Es gibt bereits Unternehmen, die umdenken und die Übernahme von Auszubildenden regeln." Dies könne sich künftig auch in Flächentarifverträgen widerspiegeln.

Der Ausbildungsreport Handel 2014 ist eine Sonderauswertung des Ausbildungsreports der DGB-Jugend 2014, der in diesem Jahr zum neunten Mal erschienen ist. Die Sonderauswertung für den Handel enthält auch regionale Ergebnisse für die sechs Bundesländer Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Der Handel ist mit bundesweit rund 180.000 Auszubildenden im Einzel- und rund 40.000 Auszubildenden im Groß- und Außenhandel die größte Ausbildungsbranche des Dienstleistungssektors in Deutschland.

Link zum Ausbildungsreport:

http://handel.verdi.de/ueber-uns/jugend-im-handel

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Quelle:
Presseinformation vom 19.11.2014
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2014