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GEWERKSCHAFT/027: Junge Menschen im Handel brauchen bessere Ausbildungsqualität (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 18. Februar 2014

ver.di fordert: Junge Menschen im Handel brauchen bessere Ausbildungsqualität



Berlin, 18.02.2014 - "Die Sonderauswertung des DGB-Ausbildungsreports für die Handelsbranche vom Februar 2014 zeigt, dass es bei der Qualität von Ausbildung noch erheblichen Nachholbedarf gibt", sagt Franziska Foullong, bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) für die Jugendarbeit im Handel zuständig. Da aufgrund des demografischen Wandels ein Mangel an Fachkräften drohe, sei es umso wichtiger, jungen Menschen eine sichere berufliche Perspektive zu bieten. "Das Ziel ist eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung in Vollzeit und unbefristet, denn nur so können junge Menschen ihre Zukunft planen", betonte Foullong.

Auch die Arbeitgeberverbände haben erkannt, dass der demografische Wandel und seine Folgen gemeinsam bewältigt werden müssen. Deshalb haben die Tarif- und Sozialpartner vor wenigen Tagen einen Beirat gegründet, um erstmals über tarifpolitische Anforderungen an eine alternsgerechte und lebensphasenorientierte Arbeitsgestaltung im Einzelhandel zu beraten. "Das ist ein wichtiger Schritt, denn es gibt gerade im Hinblick auf die jungen Menschen in der Branche erheblichen Nachbesserungsbedarf", bestätigte die Gewerkschafterin und kritisiert, dass Überstunden, fehlende Ausbildungspläne und ausbildungsfremde Tätigkeiten bei vielen Auszubildenden im Handel an der Tagesordnung seien.

So steckten Handelsriesen zwar viel Geld in die Werbung um Auszubildende und malten darin eine bunte Welt der besonders guten Ausbildungsqualität, Karriere- und Aufstiegschancen. Und sie scheinen erfolgreich damit zu sein, denn nach der neusten Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) belegen Handelsberufe die ersten zwei Plätze unter den am häufigsten abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zum 30. September 2013. Doch die DGB-Befragung von 3.765 Auszubildenden aus dem Handel zur Einhaltung gesetzlicher Ausbildungsvorschriften, zum tatsächlichen Lerngehalt, ihre tägliche Arbeitsbelastung und ihre Vorstellung über ihre Zukunft in der Branche zeigen ein anderes Bild: Ein Drittel der Befragten hat keine Grundlage für den betrieblichen Teil der Ausbildung, also keinen Ausbildungsplan, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist. 17,7 Prozent der Befragten müssen auch ausbildungsfremde Tätigkeiten ausführen, 6,5 Prozent sogar häufig. 13,2 Prozent haben nur manchmal einen Ausbilder oder eine Ausbilderin in der Nähe, 8,4 Prozent sogar nur selten. Diese Faktoren reduzieren die Qualität der Ausbildung beträchtlich.

Vor allem die Befragungsergebnisse der Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk fallen konstant schlechter aus als in den anderen Handelsberufen. Dabei fehlen dem Handel genau hier die meisten Fachkräfte. Besonders alarmierend ist die Antwort auf die Frage, ob sich die jungen Menschen vorstellen können, nach ihrer Ausbildung weiterhin im erlernten Beruf zu arbeiten: 14,2 Prozent sagen klar Nein, 28,1 Prozent wissen es noch nicht.

"All das spricht nicht für die große Welt der guten Ausbildungsbedingungen mit Aufstiegschancen. Eine gute Ausbildung bedeutet, dass Auszubildende einen strukturierten und gehaltvollen Ausbildungsplan haben, der befolgt wird, dass sie nicht als reguläre Arbeitskraft ausgebeutet werden und keine Überstunden leisten müssen - hier sind die Arbeitgeber dringend gefordert nachzubessern."

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Quelle:
Presseinformation vom 18.02.2014
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christiane Scheller - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2014