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BERUF/1341: Blockade beseitigt - Branche bewegt Behörde (Druck+Papier)


DRUCK+PAPIER Nr. 2/Mai 2010
Die ver.di-Branchenzeitung

Blockade beseitigt - Branche bewegt Behörde

Neue Berufe für Druckweiterverarbeitung und Verpackungsmittelindustrie:
Printmedienverarbeiter/in und Packmitteltechnologe/-technologin

Von Helga Ballauf


Fast ein Jahr lang hat sich das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) quer gestellt: Nun haben Gewerkschaft und Arbeitgeber der Druck- und Medienwirtschaft erreicht, dass der Weg für drei neu zu ordnende Berufe frei ist. Der Konflikt mit dem Ministerium hatte sich an einem Strukturkonzept für Buchbinder und Printmedienverarbeiter entzündet, das von immerhin vier Branchenverbänden und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft gemeinsam erarbeitet worden war (siehe DRUCK+PAPIER 05-2009).


Das Ministerium blockierte die Neuordnung, weil es stattdessen den (nur) zweijährigen Beruf Maschinen- und Anlagenführer/in forcieren wollte. Den lehnt die Branche - von ver.di bis zu den Verbänden der Verpackungs-, Druck- und Medienwirtschaft - einhellig als unzureichend ab. Bei der Absicht, auch den Beruf Verpackungsmittelmechaniker/ in zu reformieren, tauchte das Problem mit der drohenden Schmalspurausbildung erneut auf. Jetzt ist das Eis gebrochen:

• Der Beruf Buchbinder/in bekommt ein völlig neues Gesicht. Es wird sichergestellt, dass das Profil des einschlägigen Handwerks, also die Einzel- und Sonderfertigung von Büchern, geschärft wird, zugleich aber ein (späterer) Wechsel in die industrielle Fertigung möglich ist. Die Durchlässigkeit - in beide Richtungen - wird erreicht, obwohl der eine Beruf der Handwerksordnung und der andere dem Berufsbildungsgesetz unterliegt. Auf eine ähnliche Lösung hatten sich die Verbände schon vor Jahren beim Drucker und Siebdrucker geeinigt.

• Aus den bisherigen industriell geprägten Fachrichtungen des Buchbinders - Buchfertigung und Druckweiterverarbeitung - wird nun der neue Beruf Printmedienverarbeiter/in entstehen. Ziel ist, künftig auch für die hochkomplex gewordene Versandraumtechnik in Druckereien und Verlagen eine adäquate Ausbildungsgrundlage zu haben.

• Die Ausbildungsordnung für Verpackungsmittelmechaniker/ innen (künftig: Packmitteltechnolog/innen) wird offener angelegt und so der Vielgestaltigkeit der Branche Rechnung getragen. Eine breite Auswahl an Wahlqualifikationen soll dazu beitragen. Von Anfang an erwerben demnach Auszubildende im Laufe der Lehre nicht nur fundierte Grundlagen. Sie werden sich - je nach betrieblicher Ausrichtung - beispielsweise auch auf produktorientierte Fertigungsverfahren, computerunterstützte Mustererstellung, Veredelungstechnik oder Steuerungstechnik spezialisieren.

Nun können sich die Sachverständigen von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite an die Detailarbeit machen: In allen drei Fällen - Packmitteltechnolog/in, Buchbinder/in und Printmedienverarbeiter/in - handelt es sich um Berufe mit einer dreijährigen Ausbildungsdauer. Es besteht das Ziel, vom Herbst 2011 an nach den neuen Verordnungen ausbilden zu können.

Aller Voraussicht nach wird danach das Wirtschaftministerium den in der Branche ungeliebten zweijährigen Beruf inhaltlich anpassen und Anrechungszeiten festlegen. Niemand kann das der Behörde verbieten; die Verbände werden jedoch weiter abraten, diesen Ausbildungsweg einzuschlagen.


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Quelle:
DRUCK+PAPIER Nr. 2/Mai 2010, S. 6
Die ver.di-Branchenzeitung, 148. Jahrgang
mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Redaktion
Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Bundesvorstand / Fachbereich Medien, Kunst und Industrie
Frank Bsriske und Frank Werneke
Redaktion: Henrik Müller (verantwortlich)
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030 6956 - 1076, Telefax 030 6956 - 3012
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Internet: www.drupa.de und www.druck.verdi.de

DRUCK+PAPIER erscheint für die Mitglieder der
Alt-Fachgruppen Druckindustrie und Zeitungsverlage
sowie Papier- und Kunststoffverarbeitung 2010
regulär fünf Mal als Beilage zur
ver.di-Mitgliederzeitung PUBLIK.


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2010