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LATEINAMERIKA/1234: Kolumbien - Friedenschancen ergreifen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Februar 2011

Kolumbien:
Friedenschancen ergreifen - Forum fordert Konfliktparteien zum Handeln auf

Von Marcela Valente


Buenos Aires, 22. Februar (IPS) - Im südamerikanischen Bürgerkriegsland Kolumbien stehen die Chancen für einen Frieden besser denn je. So wird das Land von einem Präsidenten geführt, der eher bereit ist als sein Amtsvorgänger, mit der Guerilla zu verhandeln. Positive Signale kommen auch von den linken Rebellen. Sie haben etliche der in ihrer Gewalt befindlichen Geiseln freigelassen.

"Diese günstige Ausgangslage müssen wir unbedingt nutzen", meinte dazu die Ex-Senatorin und Leiterin des Kollektivs Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden, auf einem Treffen am 21. Februar in Buenos Aires.

Solange jedoch das übergeordnete Ziel, den mehr als 50-jährigen bewaffneten Konflikt zu beenden, nicht erreicht ist, muss ihrer Meinung in Kolumbien eine "Ethik der Menschlichkeit" praktiziert werden, die den Schutz der Kriegsversehrten und -gefangenen sowie den Respekt gegenüber den Menschenrechten garantiert.

Ihre Verhandlungsbereitschaft mit der Guerilla hatte Córdoba im letzten Jahr dem Vorwurf ausgesetzt, mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) zu sympathisieren. Die Politikerin sah sich im September 1010 gezwungen, ihr Amt als Senatorin aufzugeben.

Kolumbiens Staatspräsident Santos sei versöhnlicher als sein Amtsvorgänger Álvaro Uribe, bestätigte auch Kolumbiens liberaler Ex-Präsident Ernesto Samper (1994-1998), der dem internationalen Forum 'Frieden schaffen in Kolumbien' (Haciendo la Paz en Colombia) per Videoaufnahme zugeschaltet war.

Als Geste des guten Willens bewerteten die lateinamerikanischen und europäischen Politiker und Friedensaktivisten auf dem Treffen die jüngste Freilassung von Geiseln durch die FARC und durch das Nationale Befreiungsheer, die beiden aktiven linken Guerillaverbände Kolumbiens. Staatspräsident Santos müsse diese Entscheidung anerkennen, indem er mit den Rebellen verhandele, forderte der argentinische Politologe Atilio Borón.


Von ehemaligem Bürgerkriegsland lernen

Die ehemalige salvadorianische Rebellenführerin Nidia Diaz forderte Kolumbien auf, sich an ihrem Land ein Beispiel zu nehmen, das von 1980 und 1982 ebenfalls Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs gewesen war. Auch in El Salvador hätten sich militärische Lösungsversuche als destruktiv herausgestellt und den Tod unzähliger Menschen gefordert. An den kolumbianischen Staatspräsidenten richtete sie den Appell, nach der Freilassung der Geiseln durch die Rebellen nun seinerseits mit einer Geste des guten Willens aufzuwarten.

Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel warf den USA eine Mitverantwortung an der Fortdauer des kolumbianischen Bürgerkriegs zu. Er forderte die Regierung von Präsident Barack Obama auf, ihre Politik im Umgang mit Lateinamerika und insbesondere mit Kolumbien zu überdenken. Als ersten positiven Schritt bezeichnete er die Entscheidung, die Militärhilfe für das südamerikanische Land zu verringern.

Der Vorsitzende der Stiftung Kultur und Frieden, der Spanier Federico Mayor Zaragoza, appellierte an Washington, die Friedensbemühungen der Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden nachhaltig zu unterstützen. Von Obama sei mehr zu erwarten als die Fortsetzung der militärischen Hilfe, erklärte er in Buenos Aires und forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Arbeit des Friedenskollektivs tatkräftig zu unterstützen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2011