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AFRIKA/874: Keine 50 Cent zum Leben - Sozialprogramme für Ultraarme gefordert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Oktober 2010

Afrika:
Keine 50 Cent zum Leben - Sozialprogramme für Ultraarme gefordert

Von Zukiswa Zimela


Johannisburg, 15. Oktober (IPS) - In Afrika nimmt der chronische Hunger zu, obwohl sich die internationale Gemeinschaft in den Millenniumsentwicklungszielen dazu verpflichtet hat, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Drei Viertel der weltweit Allerärmsten, die mit weniger als 50 US-Cent am Tag auskommen müssen, leben auf dem schwarzen Kontinent. Sozialprogramme könnten die Not lindern.

Die Zahlen stammen vom Hungerbekämpfungsprogramm RHVP, das vor allem in den Staaten der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) tätig ist. Unterstützung erhält es von der britischen Entwicklungshilfebehörde (DFID) und der australischen Behörde AusAID.

Auf einer Tagung im südafrikanischen Johannesburg vom 11. bis 13. Oktober befasste sich das UN-Entwicklungsprogramm UNDP mit dem Problem des Hungers in der Welt und einer nachhaltigen sozialen Absicherung in Afrika. Experten aus 28 afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern tauschten ihre Erfahrungen bei der Süd-Süd-Zusammenarbeit aus.

Vertreter von 13 Ländern Afrikas hatten im März 2006 bereits in Sambia darüber diskutiert, wie sie Finanzmittel für nationale Sozialprogramme mobilisieren könnten. In der Erklärung von Livingstone wurde das Recht auf soziale Sicherheit festgeschrieben. Die Regierungen verpflichteten sich dazu, vor allem die schwächsten Bevölkerungsschichten zu schützen.


Mehr Kinder in Sambia und Botswana wieder in der Schule

In vielen Staaten verlief die Umsetzung solcher Programme bislang allerdings zögerlich, da sie die erforderlichen Mittel nicht aufbringen konnten. In anderen Ländern sind dagegen bereits deutliche Fortschritte sichtbar. Zahlungstranfer-Programme haben in Sambia und Botswana dafür gesorgt, dass zahlreiche Kinder wieder die Schule besuchen können. In Kenia wurden die Gesundheitskontrollen für Kinder verbessert.

Im sambischen Distrikt Chipata wurden durch solche Cash-Transfer-Programme mehr als 1.100 Haushalte finanziell unterstützt. Vorher hätten viele Arme, vor allem Kinder, auf der Straße betteln müssen, sagte Alfred Chibinga von der Hilfsorganisation 'CARE International'. Die Armut habe die Kinder daran gehindert, zur Schule zu gehen. Ihre Eltern hätten kein Geld für Essen, Schulgebühren und -uniformen gehabt, erklärte er. Seit sie regelmäßig kleine Zuwendungen erhielten, sei vieles besser geworden.

Jeder bitterarme Haushalt erhält monatlich eine finanzielle Unterstützung von umgerechnet zehn bis 12,5 US-Dollar. An Familien mit schulpflichtigen Kindern werden zusätzlich 2,5 Dollar gezahlt. "Seitdem besuchen wieder mehr Kinder den Unterricht, ihre Uniformen sind in einem guten Zustand und ihre Gesichter strahlen", berichtete Chibinga. Viele Familien könnten sich außerdem gesünder ernähren als früher. Die bedürftigen Haushalte werden von den Gemeinden ermittelt und in das Hilfsprogramm aufgenommen.

In Botswana war bereits vor elf Jahren ein Sozialprogramm eingeführt worden, um minderjährige Waisen zu unterstützen. Diese Kinder und Jugendlichen erhalten Essensgutscheine im Wert von monatlich umgerechnet 69 bis 107 Dollar. Gegen Vorlage einer Berechtigungskarte können sie in Supermärkten Nahrungsmittelpakete entgegennehmen.

Kinder an Grund- und weiterführenden Schulen erhalten außerdem täglich eine Mahlzeit, mit der die Mangelernährung gemildert und die Lernfähigkeit erhöht werden soll. Laut Papadi Nguvuava vom Sozialministerium Botswanas hat dieses Programm viel Positives bewirkt. "Die Mahlzeiten haben dazu geführt, dass mehr Kinder zur Schule gehen", sagte er. Die Unterstützung für die Waisen hat außerdem verhindert, dass sie weiterhin gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. "Sie sehen jetzt genauso aus wie andere Kinder", erklärte Nguvuava.


Impfungen und Vitamin-A-Gaben

Kenia führte 2004 Zuschüsse für Waisen und andere sozialschwache Kinder ein. Die Anspruchsberechtigten erhalten zurzeit alle zwei Monate umgerechnet 37 Dollar. Bedingung für die Unterstützung ist unter anderem, dass Kleinkinder unter einem Jahr alle zwei Monate geimpft werden. Kinder zwischen einem und fünf Jahren müssen alle sechs Monate ihre Größe messen lassen und Vitamin-A-Präparate zu sich nehmen. Die Zuschüsse für Sechs- bis 18-Jährige werden an einen regelmäßigen Schulbesuch geknüpft.

In dem ostafrikanischen Staat leben etwa 2,4 Millionen Waisen. Nach Angaben von Jacqueline Odour vom Sozialministerium in Nairobi erhalten derzeit rund 85.000 Haushalte im Land Sozialhilfe. "Bis Ende Juni 2011 wollen wir 122.000 Familien in das Programm aufgenommen haben", kündigte sie an. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.undp.org/
http://www.wahenga.net/node/3
http://www.dfid.gov.uk/
http://www.careinternational.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=53140

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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2010