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AFRIKA/1061: Kapverden - Vorbild für ganz Afrika, mit guter Regierungsführung zum Aufschwung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2011

Kapverden: Vorbild für ganz Afrika - Mit guter Regierungsführung zum Aufschwung

Von Thalif Deen


New York, 26. Oktober (IPS) - Die Verleihung des diesjährigen 'African Leadership Prize' an Pedro de Verona Rodrigues Pires, den ehemaligen Präsidenten der Kapverden, bedeutet auch für die kleine Republik im Atlantik eine Auszeichnung. Denn dem Land ist es gelungen, in Sachen Good Governance eine der wenigen afrikanischen Erfolgsgeschichten zu schreiben.

Der von der Mo-Ibrahim-Stiftung mit fünf Millionen US-Dollar dotierte Preis ist für afrikanische Regenten bestimmt, die gute Regierungsführung mit demokratischem Engagement, Gesetzestreue und der Achtung der Menschenrechte verbinden. Als besonders verdienstvoll gilt die Tatsache, dass Pires sein Staatsamt verfassungskonform nach zehn Jahren (2001-2011) aufgab, ohne sich, wie andere afrikanische Kollegen, mit Tricks und Bestechung um eine weitere Amtsperiode zu bemühen.

Bei der Preisverleihung erklärte Mo Ibrahim: "Es ist großartig, wie es Pires gelungen ist, sein Land aus der Zeit der Kolonialherrschaft in eine Mehrparteiendemokratie zu führen und dabei stets die Interessen der Bevölkerung zu berücksichtigen."


Auch wirtschaftlich ein Vorbild

In seiner Laudatio verwies der sudanesische Preisstifter, der sein Vermögen in der Telekommunikationsindustrie verdient hat, auf die beispielhafte wirtschaftliche Entwicklung der Kapverden. "Obwohl das Land kaum Naturressourcen besitzt, konnte es 2007 aus der Gruppe der ärmsten Entwicklungsländer (LDCs) zu einem Staat mit mittlerem Einkommen aufsteigen. An dieser Leistung sollte sich nicht nur Afrika, sondern die ganze Welt ein Beispiel nehmen", betonte er.

In den vorausgegangen zwei Jahren hatte Mo Ibrahim auf dem afrikanischen Kontinent vergeblich nach einer preiswürdigen Führungspersönlichkeit Ausschau gehalten. 2007 hatte Mosambiks Ex-Präsident Joaquim Chissano (1986-2005) die Auszeichnung erhalten, 2008 war Botswanas Präsident Festus Mogae (1998-2008) Träger des African Leadership-Preises.

Die Verbesserung des Pro-Kopf-Einkommens allein reicht nicht aus, um aus der LDC-Staatengruppe auszuscheren. Auch Kriterien wie Gesundheitsversorgung, Bildungssystem und der Grad der Alphabetisierung der Bevölkerung entscheiden darüber.

Auf den 450 Kilometer vor der afrikanischen Westküste gelegenen Kapverden leben rund 500.000 Menschen. Fast ebenso viele sind ausgewandert. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen liegt bei umgerechnet rund 3.800 Dollar. Das Bruttoinlandsprodukt (GDP) wächst um 5,4 Prozent. Die Lohnüberweisungen der vielen kapverdischen Migranten machen 20 Prozent des GDP aus.

In einem Gespräch mit IPS würdigte auch der Diplomat und ehemalige UN-Untergeneralsekretär Anwarul Chowdhury die Bemühungen des Inselarchipels um einen gut organisierten, reibungslosen wirtschaftlichen Übergang. Als damaliger Beauftragter der Vereinten Nationen für die LCDs hatte er den Aufstieg der Kapverden aus der Gruppe der am wenigsten entwickelten Staaten befürwortet.


Emigration und Auslandsüberweisungen

Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) arbeiten derzeit 200.000 bis 516.000 Kapverdier im Ausland. Auch wenn es sich bei drei Viertel der Migranten um Arbeiter handelt, suchen auch fast 70 Prozent der kapverdischen Fachkräfte Arbeit im Ausland.

Dennoch registriert die IOM in jüngster Zeit ein leichtes Abflachen der Migrationskurve. IOM-Vertreter Dario Muhamudo führt den Trend auf das andauernde Wirtschaftswachstum zurück. Es habe eine Zunahme an Investitionen und mehr Jobs auf dem einheimischen Arbeitsmarkt nach sich gezogen.

Zudem entlastet auch die wachsende Zahl von Zuwanderern den Abwanderungstrend. "Exakte Zukunftsprognosen sind schwierig. Die Kapverden haben die weltweite Wirtschaftskrise weniger stark zu spüren bekommen als die meisten afrikanischen Länder", erklärte Muhamudo. Allerdings warnte er davor, dass selbst ein geringer Rückgang der Auslandsüberweisungen die davon abhängigen Familien in Schwierigkeiten bringen könnte. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2011