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SOZIALES/2475: Frühehen und Zwangsverheiratung sind Gewalt gegen Frauen



Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 24. November 2015

Arbeitsgruppe: Angelegenheiten der Europäischen Union

Frühehen und Zwangsverheiratung sind Gewalt gegen Frauen

Axel Schäfer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender;

Michaela Engelmeier, zuständige Berichterstatterin:

Jährlich werden circa 14,2 Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag zur Frühehe oder Zwangsverheiratung gedrängt, so die Schätzung der UN. Auch am 25. November dem "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" werden bis zu 39.000 Mädchen ihrer Rechte beraubt. Dies, obwohl ihnen mit der UN-Kinderrechtskonvention Schutzrechte zuerkannt werden.

"Eine gerechte Welt gibt es nur, wenn es gerecht für alle zugeht, für Frauen und für Männer. Selbstbestimmung ist dafür die wesentliche Grundlage. Nur genau diese Balance geht jährlich bei bis zu 14,2 Millionen Mädchen verloren, wenn sie vor ihrem 18. Geburtstag den Bund fürs Leben eingehen.

Die Gründe für Zwangsverheiratungen sind vielfältig. Die Eltern handeln aus Tradition, aus patriarchalischen Wertvorstellungen, weil Mädchen als finanzielle Last empfunden werden oder aus Armut, weil sie ihr Kind abgeben können und es nicht mehr ernähren müssen.

In Ländern mit kriegerischen Konflikten sind sie einer systemischen Gewalt ausgeliefert - sexualisierte Gewalt ist ein Mittel der Kriegsführung. Eines haben alle Ursachen gemein: Die Mädchen haben keine Wahl!

Der Zwangsehe kann eine Frühschwangerschaft folgen. Weltweit gilt die Schwangerschaft bei 15- bis 19-jährigen Frauen als Todesursache Nummer eins. Minderjährige Ehefrauen sind häufiger Opfer häuslicher Gewalt als erwachsene Frauen. Die Gewalt gegen Mädchen und Frauen findet in vielen Fällen im Privaten statt und wird weder geahndet noch strafrechtlich verfolgt. Die Ehe bedeutet oftmals, die Schule abzubrechen und damit keine Chance auf einen höheren Abschluss zu haben, was die Abhängigkeit zum Mann verschärft. Hier besteht sogar eine Wechselwirkung zwischen Bildung und Frühehen: Je geringer die Bildung, desto höher die Wahrscheinlichkeit bis zum 18. Lebensjahr verheiratet zu sein.

Deswegen fordern wir die zügige Umsetzung des fünften Punktes der UN-Nachhaltigkeitsziele: Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Mädchen und Frauen zu erreichen. Nur durch ihre Teilhabe haben alle Länder eine wirkliche Chance auf Frieden, Wachstum und Nachhaltigkeit. Denn ohne die Frauen wird sich nichts ändern."

Copyright 2015 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 835 vom 24. November 2015
SPD-Bundestagsfraktion, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2015

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