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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2099: Trost und Hilfe - Lob für die Arbeit der Hospize (Landtag)


Der Landtag - Nr. 01 / März 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

PLENUM
Trost und Hilfe: Lob für die Arbeit der Hospize


Hospize betreuen Kranke und deren Angehörige, wenn keine Heilung mehr möglich ist. Um die letzte Lebensphase eines Menschen kümmern sich neben den palliativmedizinischen Stationen der Krankenhäuser in zunehmendem Maße ehrenamtliche Hospize. Das geht aus einem Bericht hervor, den Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) im Februar im Plenum vorstellte. Ein Kernproblem der Ehrenamtler ist die Finanzierung ihrer Einrichtungen.


Redner aller Fraktionen lobten das Engagement der ehrenamtlichen Hospiz-Mitarbeiter. Schleswig-Holstein sei bei der flächendeckenden palliativen Versorgung bundesweit führend, so der Tenor. Das Land bezuschusst die ambulante Hospizarbeit mit 45.000 Euro pro Jahr. Die stationären Hospize erhalten individuell ausgehandelte Tagessätze von den Krankenkassen. Um ihr Angebot aufrecht zu erhalten, sind die privaten Einrichtungen aber auf zusätzliche Spenden angewiesen. Die Träger müssen einen Anteil von zehn Prozent, bei Kinderhospizen von fünf Prozent der Kosten selbst aufbringen. "In diesem Bereich gibt es absichtlich keine volle öffentliche Finanzierung. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass Hospizgründungen aus rein wirtschaftlichen Interessen zu verhindern sind", erklärte Ministerin Alheit.

Die stationären Hospize haben sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen und eine genaue Kostenaufstellung erarbeitet, um die Verhandlungen mit den Krankenkassen gemeinsam zu führen. Damit soll erreicht werden, dass die Vergütungssätze unabhängig von der Pflegestufe gestaltet werden, sagte Alheit: "Das ist in allen anderen Bundesländern üblich." Denn: Viele Gäste, die in einem Hospiz aufgenommen werden, haben nur eine niedrige oder gar keine Pflegestufe. Aufgrund der kurzen Verweildauer, die laut Bericht bei durchschnittlich 17 Tagen liegt, ist es meist gar nicht mehr möglich, eine Pflegestufenanpassung zu veranlassen.

Birte Pauls (SPD) forderte mehr Hospize, um eine Versorgung "in Wohnortnähe der Sterbenden" zu gewährleisten. Ines Strehlau (Grüne) wies auf die immer älter werdende Gesellschaft und den damit verbundenen Anstieg an Erkrankungen hin. Gerade in den größeren Städten müsse das Angebot ausgebaut werden, forderte sie. Anita Klahn (FDP) fand es "bedauerlich", dass sich seit dem Jahr 2006 die Bettenzahl in stationären Hospizen nur um ein Bett erhöht habe. "Es ist eine Milchmädchenrechnung zu sagen: Mit dem Angebot, das wir derzeit haben, kämen wir aus", machte Wolfgang Dudda (Piraten) deutlich. Er wandte sich gegen eine Kommerzialisierung der Hospize: "Das ist ein Weg weg von Herzenswärme und Spiritualität hin zu kalter Funktionalität." Auch wenn keine Aussicht auf Lebensverlängerung oder Heilung mehr besteht, so Flemming Meyer (SSW), "haben diese Menschen natürlich ein Recht auf Zuwendung, Betreuung und höchstmögliche Lebensqualität".

Die Gesellschaft sei oft geneigt, das Thema Sterben auszuklammern und zu umgehen, so Katja Rathje-Hoffmann, deren CDU-Fraktion den Hospiz-Bericht beantragt hatte. Deswegen dankte sie den Ehrenamtlern, die "sich engagieren und sich in ihrer Freizeit fortbilden, um Kranke und Sterbende zu unterstützen und zu begleiten".

Der Sozialausschuss berät weiter.

(Drucksache 18/2481)


KASTEN
 
Hospize im Lande

In Schleswig-Holstein sterben jährlich rund 30.000 Menschen, davon etwa 42 Prozent in Krankenhäusern. 826 Menschen verbrachten im Berichtsjahr 2013 ihre letzten Stunden in den sechs stationären Hospizen in Kiel, Lübeck, Elmshorn, Rendsburg, Niebüll und Geesthacht. Dort gibt es insgesamt 66 Betten, 143 hauptamtliche sowie 185 ehrenamtliche Mitarbeiter sind hier aktiv. Die Einrichtungen waren 2013 zu 90 Prozent ausgelastet. Die Aufenthaltsdauer lag zwischen zwei Stunden und 130 Tagen. Weitere 57 Betten gibt es in sechs palliativmedizinischen Klinikstationen in Eutin, Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster. Zusätzlich wurden 1.800 Menschen zu Hause von ambulanten Hospizvereinen betreut. Davon gibt es im Land 50 mit 1.200 Mitarbeitern in allen Kreisen und kreisfreien Städten. Um die Betreuung sterbender Kinder und ihrer Angehörigen kümmern sich sechs ambulante Kinder- und Jugendlichen-Hospize. Eine hospizliche Begleitung von Kindern sterbenskranker Eltern ist geplant. Eine Bedarfsanalyse wird derzeit erstellt.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 01 / März 2015, S. 21
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2015

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