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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2053: Nachwuchs gesucht - Polizei muss attraktiv bleiben (Landtag)


Der Landtag - Nr. 01 / März 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Nachwuchs gesucht: Polizei muss attraktiv bleiben



Wer heute einen guten Schulabschluss in der Tasche hat, hält auf dem Ausbildungsmarkt alle Trümpfe in der Hand. Geburtenschwache Jahrgänge, Fachkräftemangel und eine breite Palette an Ausbildungsmöglichkeiten sorgen nicht nur in Betrieben dafür, dass die Zahl der Bewerber knapp wird. Auch für die Landespolizei ist es nicht leicht, geeignete Interessenten zu finden.


Hinzu kommt: Bis 2026 gehen voraussichtlich 2.700 schleswig-holsteinische Polizeibeamte in Pension. Darauf hat Innenminister Andreas Breitner (SPD) in der Januar-Tagung in einem Regierungsbericht hingewiesen. Um diese Entwicklung abzufedern, werden in diesem Jahr 275 Nachwuchskräfte eingestellt. Zwischen 2018 und 2023 müssen mehr als 350 Stellen pro Jahr neu besetzt werden.

Breitner stellte ein Nachwuchskonzept vor, mit dem bessere Rahmenbedingungen für junge Ordnungshüter geschaffen werden sollen. Dazu gehören etwa eine baldige Beförderung, gute Bezahlung sowie flexible Arbeitszeiten. Es müssten "ausreichend finanzielle Anreize und eine Perspektive für die berufliche Entwicklung" geboten werden, sagte Breitner. Außerdem wolle das Land sich um Computer-Fachkräfte zur Bekämpfung von Cyber-Kriminalität bemühen.

Für die Opposition reichen diese Schritte nicht aus. CDU, FDP und Piraten monierten, dass Breitner die derzeitige Arbeitsbelastung der Polizei als "nicht besorgniserregend" bezeichnet hatte. Dies sei angesichts einer Durchschnittszahl von 47 Überstunden pro Kopf unanständig, hieß es aus den Reihen der Opposition. Astrid Damerow (CDU) warf dem Minister "mangelndes Gespür für die polizeilichen Notwendigkeiten" vor. FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki beklagte, dass der Beamtensold nicht im selben Maße ansteige wie das Gehalt der Landes-Angestellten. Angesichts der Inflationsrate werde der Lohn für die Beamten bis 2017 real sinken, so Kubicki. Wolfgang Dudda (Piraten) sind die Zustände an der Polizeischule Eutin ein Dorn im Auge. Dort gebe es Duschen im Keller und Drei-Mann-Zimmer. Damit könne kein Bewerber mehr "hinter dem Ofen hervorgelockt" werden. SPD, Grüne und SSW bewerteten die Lage der Polizei hingegen grundsätzlich positiv. Lars Harms (SSW) wies darauf hin, dass Quereinsteiger aus anderen Berufen, etwa Computer-Experten, "abgeworben" werden müssten. Allerdings sei die Gehaltsstruktur im Öffentlichen Dienst "natürlich nicht so attraktiv wie anderenorts". Eine "mehrjährige Spezialausbildung" der Beamten regte Simone Lange (SPD) an. "Nicht jede oder jeder muss alles können", deswegen müssten Spezialistenteams zum Kampf gegen Wirtschafts- und Internetkriminalität gebildet werden. Burkhard Peters (Grüne) mahnte die Einstellung von mehr Menschen mit Migrationshintergrund an. Der Innen- und Rechtsausschuss berät weiter.
(Drucksache 18/1432)


KASTEN

Polizei: Pläne und Probleme

Thema Polizeischule: Ein wichtiges Projekt ist laut Regierungsbericht der Ausbau der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin. Bereits in diesem Jahr soll dort mit dem Bau einer Trainingshalle begonnen werden. Ein neues Unterrichts- und Aula-Gebäude ist geplant.
Thema Überstunden: Ende September 2013 hatten die Polizisten im Lande insgesamt 360.000 Überstunden angehäuft, das entspricht im Schnitt 47 Überstunden pro Kopf.
Thema Funk: Technische Schwierigkeiten haben für Verzögerungen gesorgt, aber zum Jahresende soll der Digitalfunk den alten analogen Sprechverkehr endgültig ablösen. Bis dahin müssen allerdings noch mehrere Funklöcher gestopft und Probleme wie schlechte Übertragungsqualität beseitigt werden.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 01 im März 2014, S. 17
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2014