Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → LANDESPARLAMENTE

SCHLESWIG-HOLSTEIN/1915: Jugendparlament - mehr Geld für Schulen und Nummern für Polizisten (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 09 - Dezember 2012

Jugendparlament will mehr Geld für Schulen und Nummern für Polizisten
G8 oder G9? Auch bei "Jugend im Landtag" ein Streitthema



Marode Schulgebäude, abgegriffene Bücher und veraltete Karten: Besser ausgestattet können Schleswig-Holsteins Schüler auch besser lernen. In diesem Punkt waren sich die rund 90 Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der 26. Tagung von "Jugend im Landtag" einig. Ob allerdings der acht- oder der neunjährige Weg zum Abitur effizienter ist, darüber schieden sich am letzten Tag im finalen Plenum die Geister. Während diese Debatte schließlich ergebnislos abgebrochen wurde, fanden die Nachwuchspolitiker bei einem anderen Thema wieder eine Mehrheit: Die Landespolizisten sollen im Einsatz eine Nummer tragen, um nach Berliner Vorbild wiedererkennbar zu sein. Insgesamt wurden auf der dreitägigen Veranstaltung vom 23. bis 25. November gut 30 zumeist sehr kontrovers diskutierte Beschlüsse gefasst.


So waren sich die rund 90 Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Ausschüssen und im Plenum selten einig: Während Anton Eberlein aus Neumünster zum Beispiel betonte, dass Polizisten, die alles richtig machten, keine Angst vor Verfolgung zu haben bräuchten, war Sven Eckhoff aus Halstenbek gegen die Kennzeichnung mit einer Personalnummer auf der Uniform. "Das drückt doch ein grundsätzliches Misstrauen aus. Als Polizist muss man doch langsam Angst haben, seinen Job auszuüben", sagte Eckhoff in der hitzig geführten Debatte.

Der großen Abschlussdiskussion im Plenarsaal waren stundenlange Beratungen in vier nach Themen geordneten Arbeitskreisen vorangegangen. Die dort erarbeiteten Beschlussempfehlungen gingen schließlich ins Plenum. Die Palette der Beratungs gegenstände war wie jedes Jahr breit gefächert. So wurde beispielsweise auch der Antrag eines Teilnehmers, den Friedhofszwang in Schleswig-Holstein abzuschaffen, nur kurz diskutiert und bereits im Ausschuss abgeschmettert.

"Profis" stehen beratend zur Seite

Auf solche Erfahrungen hatte Landtagspräsident Klaus Schlie die jungen Freizeitpolitiker schon zu Beginn ihrer Tagung hingewiesen. Es sei nicht immer einfach, "sich durch die klippenreichen Gewässer politischer Meinungsfindung zu manövrieren". Außerdem, so Klaus Schlie, sei demokratische Politik "nichts für Einzelkämpfer sondern ein Mannschaftssport". Dies setzten die Jugendlichen, die aus Schulen, Ausbildungsbetrieben oder über den Landesjugendring kamen, leidenschaftlich um. Beratend standen ihnen auch "echte" Landtagsabgeordnete zur Seite.

Überraschungen bot der wie bereits in den vergangenen Jahren beliebteste Themenbereich Bildungspolitik: So forderten die 16- bis 21-Jährigen den Schleswig-Holsteinischen Landtag mit großer Mehrheit auf, mit vergleichbaren Abiturprüfungen in mehreren Bundesländern noch zu warten. Lukas Zeidler aus Wesenberg beispielsweise meinte, dass es ein "total übereiltes Verfahren" sei, die einheitlichen Prüfungen bereits 2014 einzuführen:"Zunächst müssen die Bildungsstandards und Schulsysteme in Deutschland auf einen gemeinsamen Level gebracht werden".

Dabei gingen die Teilnehmer sehr ernst mit ihren Bildungsbeschlüssen um. Anträge, wie "Gemeinsames Lernen ohne Noten bis zur 8. Klasse", lehnten sie ab, weil "die Welt, die Leistungsgesellschaft, nun mal anders ist", wie eine Teilnehmerin betonte. Ungewöhnlich auch - zumindest im Vergleich zur "Realpolitik" -, dass das Plenum nach hitziger Diskussion sogar den Vorschlag eines Arbeitskreises ablehnte: Die Mehrheit wollte nicht, dass der Fehlerindex der Rechtschreibungen bei Klausuren in der gymnasialen Oberstufe abgeschafft wird. Die korrekte deutsche Rechtschreibung war der Mehrheit von "Jugend im Landtag" wichtiger.

Landtagspräsident Klaus Schlie versprach den 90 Teilnehmern, dass sich die Abgeordneten mit den Beschlüssen des diesjährigen Jugendparlaments ernsthaft auseinandersetzen.

Alle Beschlüsse sowie viele weitere Informationen zu der 26. Veranstaltung von "Jugend im Landtag" im Internetangebot des Landtages: www.sh-landtag.de

*

Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 09 im Dezember 2012, S. 14-15
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages,
Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 7121, 24171 Kiel
Telefon: 0431/988-11 16
E-Mail: awk@landtag.ltsh.de
Internet: www.sh-landtag.de
 
Die Landtagszeitung erscheint in der Regel zehnmal
jährlich. Abonnement und Versand sind kostenfrei.


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2013