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BUNDESTAG/9542: Heute im Bundestag Nr. 233 - 02.03.2020


Deutscher Bundestag
hib - heute im bundestag Nr. 233
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Montag, 2. März 2020, Redaktionsschluss: 16.01 Uhr

1. Fachkräftemangel im KI-Bereich
2. Schusswaffen in Privatbesitz
3. Dezentralisierung von Bundeseinrichtungen
4. Gesundheitschancen von Kindern
5. FDP fragt nach seltenen Erkrankungen


1. Fachkräftemangel im KI-Bereich

Künstliche Intelligenz - Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche Potenziale/Anhörung

Berlin: (hib/SCR) Im Feld der Künstlichen Intelligenz fehlen Fachkräfte. Zudem sind Frauen in diesem Bereich erheblich unterrepräsentiert. Darauf wiesen am Montag mehrere Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung der Enquete-Kommission zur Künstlichen Intelligenz hin. In der Sitzung unter Leitung der Vorsitzenden Daniela Kolbe (SPD) forderten die Vortragenden unter anderem, KI-Themen besser in den Schulen zu verankern sowie das Niveau insbesondere des Mathematik-Unterrichts an den Gymnasien zu heben.

Boris Hollas, Sachverständiges Mitglied der Kommission und Lehrstuhlinhaber für Künstliche Intelligenz und Theoretische Informatik an der HTW Dresden, zog eine ernüchternde Bilanz der Kenntnisse von Studienanfängern. "Um KI in der Tiefe zu verstehen, muss man auch die Mathematik verstehen", denn KI sei "im Prinzip angewandte Mathematik". Es gebe ein "gravierendes Problem mit der Studierfähigkeit und insbesondere mit den Mathematikkenntnissen", sagte Hollas mit Verweis auf diverse Studien. Vor 20 Jahren sei dies noch nicht so gewesen. Universitäten böten inzwischen Vor- und Brückenkurse an, um dem entgegenzuwirken. Die Abbruchquote liege in dem Fach bei 46 Prozent. Der Informatik-Professor machte die Niveausenkung an den Schulen, den "Akademisierungswahn" sowie die Orientierung an Kompetenzen statt Lerninhalten für die Entwicklung verantwortlich. Zudem konstatierte Hollas "politischen Druck". Durch Zielvereinbarungen würden falsche finanzielle Anreize gesetzt. So würden die Universitäten beispielsweise Prüfungen leichter machen, um die Absolventenzahlen zu erhöhen. Hollas forderte unter anderem, die Bildungsstandards der Gymnasien an den Bedürfnissen der Hochschulen auszurichten. Zudem sprach er sich dafür aus, die berufliche Bildung zu stärken. Für viele Aufgaben im KI-Bereich bedürfe es kein Studium, sagte Hollas mit Verweis auf die Berufe Fachinformatiker und mathematisch-technischer Softwareentwickler.

Susanne Dehmel, Sachverständiges Mitglied und Mitglied der Geschäftsleitung des Branchenverbandes Bitkom, schloss an Hollas Ausführungen an und verwies auf zahlreiche neue Rollen, die im KI-Kontext entstünden, beispielsweise KI-Manager oder KI-Trainer. "Es gibt einen harten Wettbewerb um die klügsten Köpfe", resümierte Dehmel. Unternehmen könnten eigene KI-Projekte nicht umsetzen, weil ihnen die Fachkräfte fehlten. Dies sei Teil eines größeren Problems, so fehlten zum Beispiel aktuell 124.000 IT-Spezialisten. Die Verbands-Vertreterin sprach von einem "massiven Engpass". Mit Blick auf Frauen unter den KI-Fachkräften verwies Dehmel auf eine Erhebung des Weltwirtschaftsforums im Rahmen des "Global Gender Gap Report 2018". Danach seien nur 16 Prozent der KJ-Fachkräfte in Deutschland Frauen, weltweit liege der Schnitt bei 22 Prozent. Laut Dehmel ist auch dies nur Ausdruck eines größeren Problems in der IT-Branche, in der nur 17 Prozent der IT-Fachkräfte Frauen seien. Die Bitkom-Vertreterin forderte unter anderem, den Studentinnen-Anteil in den MINT-Fächern zu erhöhen, Mentoring und Vernetzung zu fördern, in Unternehmen gezielte Förderprogramme für Frauen aufzubauen und flexiblere Arbeitsmodelle zu ermöglichen.

Julia Kloiber vom feministischen Think Tank "Superrr Lab" thematisierte das Ungleichgewicht im KI-Bereich in einem größeren Kontext und verwies auf einen "Gender-Data-Gap", der bestehende Ungleichheiten verstärke. Wichtig sei, auch in den technischen Studiengängen ein Bewusstsein für diese Ungleichgewichte zu schaffen. Kloiber betonte zudem die Rolle, die die Zivilgesellschaft einnehmen könnte. Einerseits könnten solche Organisationen als Aufpasser fungieren, um die missbräuchliche Verwendung neuer Technologien zu kritisieren. Andererseits könnten diese Organisationen "neue Ideen und Chancen" der KI herausarbeiten. Dazu schlug Kloiber spezielle Förderprogramme vor. Grundsätzliche benötige es "mehr Vielfalt und Diversität", unterstrich die Sachverständige.

Andrea Martin, Sachverständiges Mitglied der Kommission und Leiterin des Watson Center von IBM in München, und Veronika Eckstein, Head of Airbus Digital Academy, berichteten der Kommission aus Perspektive von Unternehmen. Martin verwies beispielsweise auf die globale Dezentralisierung von Forschungsstandorten des Unternehmens, um so Vielfalt zu erzeugen. Eckstein umriss, wie das Unternehmen durch interne Weiterbildung im Unternehmen Data Scientists ausbildet. Mit dem Einsatz von KI verbinde das Unternehmen die Hoffnung, dass die Technologie Mitarbeiter nicht ersetze, sondern "mehr Zeit für wertschöpfende Tätigkeit" schaffen könne, sagte die Airbus-Vertreterin.

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2. Schusswaffen in Privatbesitz

Inneres und Heimat/Kleine Anfrage

Berlin: (hib/STO) Die Verbreitung von Schusswaffen in Privatbesitz thematisiert die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen in einer Kleinen Anfrage (19/17365). Darin erkundigt sich die Fraktion nach der Zahl erlaubnispflichtiger Schusswaffen und erlaubnispflichtiger wesentlicher Teile von Schusswaffen in Privatbesitz, die im Nationalen Waffenregister (NWR) zum 31. Januar 2019 und 31. Januar 2020 insgesamt gespeichert waren. Auch fragt sie unter anderem danach, wie viele sogenannte "Kleine Waffenscheine" in NWR aktuell gespeichert sind.

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3. Dezentralisierung von Bundeseinrichtungen

Inneres und Heimat/Kleine Anfrage

Berlin: (hib/STO) Nach dem "Stand der Planungen zur Dezentralisierung von Bundeseinrichtungen in den kommenden Jahren" erkundigt sich die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einer Kleinen Anfrage (19/17349). Auch möchte sie von der Bundesregierung unter anderem erfahren, nach welchen Kriterien die Dezentralisierung von Bundesbehörden im Hinblick auf die Auswahl der Regionen und Kommunen erfolgt.

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4. Gesundheitschancen von Kindern

Gesundheit/Kleine Anfrage

Berlin: (hib/PK) Nach den "Gesundheitschancen" von Kindern und Jugendlichen erkundigt sich die FDP-Fraktion in einer Kleinen Anfrage (19/17385). Die Abgeordneten wollen von der Bundesregierung unter anderem wissen, welche Studien über die Ursachen unterschiedlicher Gesundheitschancen als Grundlage für gesundheits- und sozialpolitische Entscheidungen genutzt werden.

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5. FDP fragt nach seltenen Erkrankungen

Gesundheit/Kleine Anfrage

Berlin: (hib/PK) Die Versorgung von Menschen mit seltenen Erkrankungen ist Thema einer Kleinen Anfrage (19/17378) der FDP-Fraktion. Die Abgeordneten wollen wissen, wie die Bundesregierung die Versorgungslage einschätzt und für wie viele seltene Erkrankungen es ursächliche oder symptomatische Therapien gibt.

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Quelle:
Heute im Bundestag Nr. 233 - 2. März 2020 - 16.01 Uhr
Herausgeber: Deutscher Bundestag
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Internet: www.bundestag.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2020

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