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BUNDESTAG/9254: Heute im Bundestag Nr. 1404 - 11.12.2019


Deutscher Bundestag
hib - heute im bundestag Nr. 1404
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Mittwoch, 11. Dezember 2019, Redaktionsschluss: 16.20 Uhr

1. Scholz verteidigt Finanztransaktionssteuer
2. Schutz von Menschenrechtsverteidigern
3. Unterstützung für Mittelstand


1. Scholz verteidigt Finanztransaktionssteuer

Finanzen/Ausschuss

Berlin: (hib/HLE) Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat die bisher erzielten Fortschritte in der europäischen Finanzpolitik hervorgehoben und seinen jüngst vorgestellten Plan zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer in Deutschland und weiteren europäischen Staaten verteidigt. In einer von der Vorsitzenden Bettina Stark-Watzinger (FDP) geleiteten Sitzung des Finanzausschusses am Mittwoch verwies Scholz auf "entscheidende Fortschritte" bei der ESM-Reform. Es werde einen Backstop für das Bankenabwicklungsregime geben, falls dessen Fondsmittel nicht ausreichen würden. Damit werde ein Stück zusätzliche Sicherheit geschaffen. Auch bei der Bankenunion sieht Scholz Fortschritte. Notwendig sei ein europäisches Insolvenzrecht, weil Gläubiger sonst in den einzelnen Ländern unterschiedlich behandelt würden. Die Banken in Europa würden immer noch zu hohe Bestände an Staatsanleihen der eigenen Länder halten, kritisierte Scholz, der sich dafür aussprach, auch Anleihen anderer Länder in die Bestände zu nehmen. Auf die Frage der CDU/CSU-Fraktion, ob er damit Eurobonds, also gemeinsame Anleihen von Euroländern, einführen wolle, erklärte Scholz, er plane keine Eurobonds, sondern die Banken würden Lösungen finden müssen.

Zur Finanztransaktionssteuer sagte der Minister, man bewege sich in einem europäischen Geleitzug. Der Plan des Ministers sieht vor, auf Aktientransaktionen von inländischen Unternehmen, deren Marktkapitalisierung über eine Milliarde Euro beträgt, eine Steuer von 0,2 Prozent zu erheben. Andere Wertpapiere wie Derivate sollen von der Steuer nicht erfasst werden. Der Ertrag von rund 1,5 Milliarden Euro jährlich soll laut Beschlüssen der Koalition zur Finanzierung der Grundrente beitragen. Scholz zeigte sich überzeugt, dass sein Vorschlag in der Praxis funktionieren werde und kein Börsenplatz beeinträchtigt werden würde. Zur Aufteilung der Steuer unter den bisher neben Deutschland teilnehmen wollenden Ländern Österreich, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Slowakei, Slowenien und Spanien sagte Scholz, er rechne mit einer Verständigung.

Die CDU/CSU-Fraktion erklärte in der Diskussion mit dem Minister, der Name Finanztransaktionssteuer passe nicht mehr. Aktionärssteuer wäre der richtige Ausdruck. Die Fraktion verlangte, Belastungen der Aufwendungen für die Altersvorsorge mit Aktien zu vermeiden. Zwar sei eine Verschonung der Pensionsfonds von der Steuer in der Planung enthalten, aber auch Einzelpersonen, die mit Aktien für das Alter vorsorgen wollten, müssten verschont werden. Die SPD-Fraktion unterstützte dagegen den Vorschlag des Finanzministers. Sie wies darauf hin, dass solche Anlagen zur Altersvorsorge für einen sehr langen Zeitraum erfolgen würden und die Steuer von 0,2 Prozent nur einmalig zu entrichten sei.

Die AfD-Fraktion bezeichnete den Begriff Finanztransaktionssteuer als "riesengroßen Etikettenschwindel", da zum Beispiel der Hochfrequenzhandel nicht erfasst werde. Stattdessen werde der Versuch unternommen, den deutschen Sparer abzukassieren. Die Linksfraktion fragte, warum es keine ambitionierte Lösung auf deutscher Ebene gebe. Die jetzt nach französischem Vorbild ins Auge gefasste Lösung spare Derivate vor allem deshalb aus, weil die französischen Banken mit diesen Papieren vollgepumpt seien. Auf Fragen der FDP-Fraktion nach dem Beitrag dieser Steuer zur Finanzmarktstabilität erklärte Scholz, er gehe davon aus, dass diese Steuer einen Beitrag dazu leisten werde.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte das Thema "Greenfinance" auf europäischer Ebene angesprochen. Dazu erklärte Scholz, er sei froh darüber, dass Atomenergie nicht zu den nachhaltigen Finanzanlagen gezählt werde.

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2. Schutz von Menschenrechtsverteidigern

Menschenrechte/Antrag

Berlin: (hib/AHE) Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen dringt auf einen besseren Schutz für Menschenrechtsverteidiger. In einem Antrag (19/15782) fordern die Abgeordneten die Bundesregierung unter anderem auf, der Diffamierung und Kriminalisierung von Menschenrechtsverteidigern auf nationaler wie auf internationaler Ebene entgegenzutreten und etwa häufiger und schneller humanitäre Visa für bedrohte Aktivisten zu erteilen. Außerdem sollen die deutschen Auslandsvertretungen systematisch Daten über die Lage von Menschenrechtsverteidigern und zum Zustand der Zivilgesellschaft "mittels einer intersektionalen Perspektive" erheben, "sodass Menschenrechtsverletzungen an Frauen, Kindern, indigenen Gruppen, Angehörigen von Minderheiten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen in ihrer Mehrdimensionalität erfasst werden". Die so ermittelten Daten sollen aus Sicht der Grünen in die asyl- und abschieberelevanten Lageberichte des Auswärtigen Amts aufgenommen werden.

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3. Unterstützung für Mittelstand

Wirtschaft und Energie/Antwort

Berlin: (hib/PEZ) Unterstützende Maßnahmen für den Mittelstand bei der digitalen Transformation stehen im Fokus der Antwort (19/14791) auf eine Kleine Anfrage (19/14205) der AfD-Fraktion. Darin erklärt die Bundesregierung beispielsweise, dass sowohl 26 Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren eingerichtet worden seien als auch das Netzwerk ausgebaut werde. Die Initiative "IT-Sicherheit in der Wirtschaft" sei mit fünf Millionen Euro (per Haushaltsgesetz 2019) ausgestattet worden. Die weitere Finanzplanung schreibe diese Finanzierungshöhe fort, erklärt die Bundesregierung weiter.

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Quelle:
Heute im Bundestag Nr. 1404 - 11. Dezember 2019 - 16.20 Uhr
Herausgeber: Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2019

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