Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

GESUNDHEIT/776: Darmkrebs-Screening ist keine Spielwiese der Kassen


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 11. Juli 2013

Darmkrebs-Screening ist keine Spielwiese der Kassen



Zum Vorpreschen einzelner Krankenkassen beim Darmkrebs-Screening erklärt Biggi Bender, Sprecherin für Gesundheitspolitik:

Krankenkassen setzen das Prinzip der informierten Entscheidung aufs Spiel, wenn sie jetzt aus Ungeduld die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zur Darmkrebsfrüherkennung vorwegnehmen. Einer neutralen Aufklärung kommt bei risikoreichen Interventionen wie Krebsscreenings eine besonders hohe Bedeutung zu. Es hatte gute Gründe, warum der Gesetzgeber im Januar zunächst dem G-BA den Auftrag gegeben hat, Vorgaben zur Durchführung der Screenings zu machen, etwa zu den Zielgruppen, Untersuchungsabständen, Untersuchungsmethoden und der Qualitätssicherung, der wissenschaftlichen Evaluation. All dies wird nun in Frage gestellt.

Das Bundesgesundheitsministerium wird seiner Verantwortung nicht gerecht, wenn es in der Antwort auf eine Schriftliche Frage den hier entstehenden Flickenteppich aus verschiedensten Screening-Projekten sogar begrüßt. Es kündigt damit den Konsens auf, der beim Kampf gegen das sogenannte graue Mammografie-Screening vor vielen Jahren bereits gefunden zu sein schien, als ein einheitliches, qualitätsgesichertes Screening als gemeinsames Ziel formuliert wurde. Profilierungsversuche von Kassenvorständen oder Einkommensinteressen von Leistungserbringern sind bei der Krebsfrüherkennung fehl am Platz. Screenings sind weder ein geeignetes Wettbewerbsfeld, noch eignen sie sich für Experimente an den Versicherten.

Sollten die Kassen ihren Aktionismus nicht einstellen, werden die Screening-Untersuchungen mit allen Konsequenzen nun vorschnell eingeführt werden. Auch beim Mammografie-Screening wissen wir heute, dass sich die anfängliche Hoffnung auf viele gerettete Menschenleben nicht erfüllt hat, gleichzeitig aber in vielen Fällen ein beachtlicher gesundheitlicher Schaden ausgelöst wurde. Aber diese Wahrheit ist unbequem.

Die Schriftliche Frage mit Antwort vom 10.07.2013 finden Sie unter folgendem Link:
http://gruenlink.de/klx

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Juli 2013, Nr. 0542/13
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressestelle
Telefon: 030/227-572 12, Fax: 030/227-5 69 62
E-Mail: presse@gruene-bundestag.de
Internet: www.gruene-bundestag.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2013