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ARBEIT/845: Minijobs sind Problemjobs - und keine Lösung für Lohnarmut


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 6. Oktober 2012

Minijobs sind Problemjobs - und keine Lösung für Lohnarmut



Zu den Meldungen, wonach sich die Zahl derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung einen Minijob ausüben, seit 2003 mehr als verdoppelt hat, erklärt Brigitte Pothmer, Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik:

Die Entwicklung bei den Minijobs ist in vielerlei Hinsicht problematisch; dazu gehört auch die gestiegene Ausübung von Minijobs im Nebenjob. Diese Kombination ist lukrativ für Arbeitnehmer, denn für sie bleibt der Minijob sozial- und abgabenfrei. Beschäftigte, die Überstunden machen, sind demgegenüber viel schlechter gestellt. Wollen sie 400 Euro netto mehr im Geldbeutel haben, müssen sie dafür erheblich mehr arbeiten. Fair ist diese Ungleichbehandlung von Zusatzeinkommen nicht. Die Privilegierung der Minijobs geht zudem zulasten der Sozialversicherung und der öffentlichen Haushalte.

Vor allen Dingen dort, wo es wirtschaftlich brummt, ist die Zahl der Minijobs im Zweitjob deutlich höher als anderswo. Das ist ein Indiz dafür, dass die subventionierten Minijobs zum Teil sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ersetzen. Das spricht aber auch dafür, dass die zusätzliche Ausübung eines Minijobs oft nicht aus der Not geboren ist, zumal etliche Mini-Nebenjobber im Haupterwerb einer qualifizierten Tätigkeit nachgehen. Anders sieht es aus, wenn Beschäftigte mehrere Minijobs oder sozialversicherungspflichtige Stellen miteinander kombinieren müssen. Hier winkt kein attraktives Zusatzeinkommen, hier diktiert in der Regel die blanke Existenznot dieses Vorgehen.

Unbestritten ist, dass die Lohnarmut in Deutschland steigt. Aber dieses Problem löst man nicht durch die Ausweitung der Minijobgrenze, wie es die schwarz-gelbe Koalition will. Wir brauchen nicht immer mehr Minijobs, sondern reguläre versicherungspflichtige Arbeit, von der die Beschäftigten leben können. Dafür bedarf es eines flächendeckenden Mindestlohns. Außerdem muss die prekäre Beschäftigung eingedämmt und zum Beispiel Leiharbeit und Werkverträge begrenzt werden. Ebenso überfällig ist die Reform der Minijobs.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. Oktober 2012, Nr. 0856/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2012