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PROJEKT/660: Das Projekt "Familie leben" der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 05.06.2013

Pflegefamilien für behinderte Kinder

"Die innere Einstellung muss stimmen!"



Berlin/Bielefeld-Bethel. "Jedes Kind hat ein Recht auf ein Familienleben", findet Regine Keita. Deshalb hat sich die 48-jährige Berlinerin jetzt entschlossen, an dem Projekt "Familie leben" teilzunehmen, das die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel unter anderem in Berlin und Brandenburg anbieten. Die Idee hinter dem Projekt: Auch Kinder mit schweren Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, die keine eigene Familie haben, sollen die Möglichkeit erhalten, in der Geborgenheit einer Pflegefamilie aufzuwachsen.

Momentan wartet Regine Keita auf die Vermittlung eines Pflegekindes. Es wäre nicht ihr erstes: Regine Keita kann bereits auf eine zehnjährige Erfahrung zurückblicken. Nach dem Ende ihrer ersten Pflegemutterschaft brauchte die alleinstehende Berlinerin eine Auszeit und kehrte zurück in ihren erlernten Beruf. Heute arbeitet sie als Altenpflegerin in einer gerontopsychiatrischen Wohngemeinschaft. Doch der Gedanke, noch einmal ein Pflegekind anzunehmen, meldete sich immer wieder.

"Dann habe ich die Anzeige von 'Familie leben' in meiner Tageszeitung gesehen. Die hab ich ausgeschnitten und aufgehoben, drei Wochen lag sie hier", erinnert sich Regine Keita und klopft auf den Wohnzimmertisch. Sie dachte viel nach, und schließlich war ihr klar: "Ich will wieder Verantwortung für ein Kind übernehmen." Mittlerweile hat Regina Keita das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert. Jetzt wartet sie, nach Prüfung durch das Jugendamt, auf die Vermittlung eines Pflegekindes.

Die Anfragen an den Heilpädagogischen Pflegekinderdienst kommen über die Jugendämter; der Fachdienst versucht, geeignete Pflegeeltern zu finden. Und das ist nicht leicht: "Jedes Kind benötigt ein stabiles Umfeld, und natürlich ist ein geeignetes Raumangebot nötig", fasst Detlef Vincke die grundsätzlichen Voraussetzungen zusammen. Familien mit leiblichen Kindern, kinderlose Paare, Alleinerziehende und Einzelpersonen können Pflegeeltern werden. "Die innere Einstellung muss stimmen. Man muss es für das Kind tun, nicht für sich", betont Projektleiter Detlef Vincke. "Das ist sonst ungesund für alle Beteiligten." Eine fachliche Qualifikation sei keine zwingende Voraussetzung, um ein behindertes Pflegekind gut versorgen zu können. "Jedes Kind profitiert von einer festen Bindung zu einer klaren Bezugsperson", weiß der Bethel-Mitarbeiter. Wichtig sei, dass sich alle in der neuen Familie, auch die Geschwister, darauf einlassen könnten.

Der Betheler Fachdienst unterstützt die Familien intensiv und dauerhaft, auch in akuten Krisen oder Notfällen. Dafür gibt es eine Rund-um-die-Uhr-Rufbereitschaft an 365 Tagen im Jahr. Außerdem helfen die Mitarbeitenden den Eltern bei der Organisation von regelmäßigen kinderfreien Zeiten als Erholungspausen. Bevor es zu einer Vermittlung kommt, prüfen die Fachberater von Bethel gemeinsam mit den jeweils zuständigen Jugendämtern die Bewerber. Vorzulegen sind ein erweitertes Führungszeugnis, eine Schufa-Auskunft und Gesundheitszeugnisse. Das letzte Wort hat das Amt. Die Pflegefamilien werden finanziell unterstützt und erhalten Betreuungsgeld, Pflegegeld sowie zusätzliche Betreuungsleistungen.

Bethel-Mitarbeiter Albrecht Schönborn ist der Ansprechpartner von Regine Keita vor Ort. Mit ihm hat sie ausgiebig über ihre Vorstellungen gesprochen. Aufgrund ihrer Erfahrung kann sie gut einschätzen, was sie sich zutrauen kann. Eine geistige Behinderung wäre gar kein Problem, sagt sie, eine körperliche auch nicht, sofern eine grundsätzliche Mobilität gewährleistet sei. "Das wird sicher anstrengend, aber es gibt ja auch professionelle Unterstützung", sagt sie. "Außerdem habe ich viele Freunde und Nachbarn, die helfen können. Das soziale Umfeld steht!"

"Die Pflegefamilien, die wir suchen, müssen vor allem Freude am Leben und an der Arbeit mit Kindern mitbringen", umreißt Albrecht Schönborn die Voraussetzungen, um an "Familie leben" teilzunehmen. Wichtig sei, dass die Eltern offen über ihre Probleme sprechen und das eigene Handeln reflektieren könnten. Ein weiterer Vorteil sei, wenn konkrete Vorstellungen geäußert würden: "Unser Ziel ist, dass es langfristig funktioniert. Deshalb hilft es uns, wenn wir möglichst viel wissen und berücksichtigen können." So hat auch Regine Keita einen Wunsch für ihr zukünftiges Pflegekind geäußert: "Ich fände es schön, wenn das Kind sehen könnte. Ich bin nämlich gerne unterwegs und will ihm die Welt zeigen." Ob die Chemie zwischen Pflegefamilie und Kind dann tatsächlich stimmt, zeigt eine mitunter mehrwöchige "Anbahnungsphase". Doch bis es soweit ist, steht bei Regine Keita zuerst noch ein Umzug an: "Ich brauche auf jeden Fall ein weiteres Zimmer."


Weitere Informationen:
www.pflegefamilien-bethel.de

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Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 05.06.2013
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
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33617 Bielefeld
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2013