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MELDUNG/041: Silizium statt Alteisen - Chipkarte macht Seniorinnen smart (PR&D)


PR&D - Public Relations für Forschung & Bildung - Dezember 2010

Silizium statt Alteisen: Chipkarte macht Seniorinnen smart

Studie der FH St. Pölten zeigt Einsatzmöglichkeiten von
Chip-Technologie für ältere Menschen


St. Pölten, 13. Dezember 2010 - Unterstützung im täglichen Leben erhalten SeniorInnen zukünftig durch eine Chipkarte. Wie High-Tech für ältere Menschen zur Hilfe anstatt zur Hürde wird, zeigen ForscherInnen des Instituts für IT Sicherheitsforschung der FH St. Pölten in einer Machbarkeitsstudie. Diese ergab, dass Chipkarten die individuelle Lebenssituation enorm verbessern können. Entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen kann der Einsatzbereich von einfachen Erweiterungen bestehender Chipkarten-Funktionen über Vereinfachungen im Haushalt bis hin zu autonomen Notfallfunktionen reichen.

Mit Touchscreens oder High-Tech-Automaten verstehen viele SeniorInnen die Welt nicht mehr. Viel zu komplex sind oftmals die Vorgänge für die einfachen Funktionen, die eigentlich gewünscht sind. Schon beim Kauf einer Fahrkarte müssen zahlreiche Entscheidungen getroffen - und elektronisch vermittelt - werden. Grundlegende Erleichterung kann hier in Zukunft der Einsatz einer Chipkarte bieten. Denn obwohl weltweit bereits rund fünf Milliarden Chipkarten im Einsatz sind, ist das Potential ihrer Technologie bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

Tatsächlich kann diese Technologie stärker als bisher für den individuellen Nutzen ausgesuchter Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden. Gerade SeniorInnen könnten davon Nutzen haben. Denn sie sind in unserer schnelllebigen Welt immer wieder mit neuen technischen Herausforderungen konfrontiert, die eigentlich von einem Chip besser bewältigt werden könnten.

Nun analysierten ForscherInnen der FH St. Pölten nicht nur die technischen Möglichkeiten von Chips genauer, sondern setzten diese gleichzeitig in Bezug zur Lebenssituation von SeniorInnen. Dabei zeigte sich, dass mithilfe von Chipkarten einerseits die Schaffung gänzlich neuer Anwendungen möglich ist. Andererseits können aber auch Abläufe an Selbstbedienungsgeräten durch geringe Adaptionen bedeutend vereinfacht werden.


Chips für alle Fälle

"Schon ein einfacher Fahrkartenkauf kann zur virtuellen Odyssee ausarten. Bis zu neun Auswahlmöglichkeiten müssen entschieden werden, bevor das Ticket gedruckt wird. Mit Zusatz-Anwendungen ausgestattet, könnten selbst herkömmliche Chipkarten die zur Auswahl stehenden Optionen wie Fahrziel, Tarifermäßigung oder Ticketanzahl auf jene reduzieren, die vom Nutzer regelmäßig gewünscht werden. So werden SeniorInnen dann mit einem Tastendruck das wirklich gewünschte Ticket kaufen. Statt Zeit mit lästigen Irrfahrten durch verwirrende Submenüs zu verschwenden, können sie so entspannt dem Reiseziel entgegenblicken" erklärt Dr. Ernst Piller, Projektleiter und Leiter des Instituts für IT Sicherheitsforschung. Die Anfang 2011 erscheinende Machbarkeitsstudie zeigt aber auch, dass die Chips zu multifunktionalen Helfern ausgebaut werden können: Im Haus kann eine solche Chipkarte zum Wohnungsschlüssel werden und nebenbei eine automatische Netzfreischaltung veranlassen. Das bedeutet, dass sich beim Verlassen des Hauses bestimmte, vorher definierte Geräte automatisch ausschalten. Dies erhöht das Sicherheitsgefühl, wenn man außer Haus ist. Aber auch als "Ernährungsberater" taugt die Chipkarte: Eingeführt in Barcode-Lesegeräte des Einzelhandels, erlaubt sie es, Produktinformation mit individuellen Ernährungsbedürfnissen in Beziehung zu setzen. So kann das Gerät z.B. bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit vor dem Kauf eines bestimmten Produktes abraten.

Aber selbst zum autonomen Notfallshelfer kann der Chip aufgerüstet werden. Mithilfe einer speziellen Sensorik misst ein Chip dann medizinische Daten von SeniorInnen und vergleicht sie mit zuvor eingespeicherten Grenzwerten. Werden diese überschritten, wird ein Warnsignal ausgelöst. Das ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung von gesundheitlichen Problemen, sondern fördert auch den selbstverantwortlichen Umgang mit der eigenen Gesundheit. In einer weiteren Ausbaustufe könnten Alarmsignale auch an Dritte versendet werden. Durch Kopplung mit einer Positionsbestimmung würde es Rettungsdiensten im extremen Notfall sogar möglich werden, eine Person ohne deren Zutun zu orten und zu retten.


Sicher unterwegs am Datenhighway

Ohne die Speicherung personenbezogener Daten ist eine individuelle Hilfestellung nicht möglich. Das ist den Studienautoren durchaus bewusst. Deshalb widmeten sie einen Teil der Studie dem Schutz dieser Daten vor unautorisiertem Zugriff. Eine mögliche Lösung sehen sie in der Biometrie: Der Chip identifiziert dabei seine BesitzerInnen anhand biometrischer Daten, wie dem Fingerabdruck. Bei Bedarf gewährleistet er jedoch auch einen freien Zugang zu bestimmten vordefinierten Informationen. "In allen Fällen muss klar geregelt sein, wer eigentlich auf welche Daten zugreifen kann, damit die Privatsphäre der SeniorInnen nicht verletzt wird", gibt Dr. Piller zu bedenken. "Ethischen Aspekten wird daher in unserer Studie besondere Bedeutung beigemessen."

Trotz vielfältiger Anforderungen an technische Möglichkeiten und ethische Ansprüche ist nach Einschätzung der Autoren die erweiterte Nutzung der Chip-Technologie ökonomisch sinnvoll. Geringen Produktionskosten von derzeit zirka einem Euro pro Chip steht ein vielfältiger Nutzen gegenüber - sowohl persönlich, als auch volkswirtschaftlich.

Die zukunftsträchtigen Perspektiven der Chipkarten-Technologie sind Thema einer öffentlich zugänglichen und kostenfreien Konferenz der FH St. Pölten in Kooperation mit dem gemeinnützigen österreichischen Chipkartenverband ASA, am 26. Januar 2011. Dabei werden die Ergebnisse des von der FFG im Rahmen der Programmlinie benefit geförderten Forschungsprojektes präsentiert und der effiziente Einsatz von Chipkarten aus Sicht der Forschung und Wirtschaft diskutiert. So ebnet die Fachexpertise der FH St. Pölten den SeniorInnen ihren Weg in eine mühelose High-Tech-Zukunft.


Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Gesundheit & Soziales. In mittlerweile 14 Studiengängen werden mehr als 1800 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt innerhalb der Studiengänge sowie in eigens etablierten Instituten, in denen laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickelt und umgesetzt werden.
Weitere Informationen: www.fhstp.ac.at


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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Dezember 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2010