Max-Planck-Institut für Informatik - 22.04.2015
Kommunikation mit dem Computer - zeigen Sie ihm Ihre Finger
Forscher vom MPI für Informatik und der Aalto Universität berechnen die einfachsten Möglichkeiten einer mit Hand- und Fingergesten gesteuerten Interaktion per Computerkamera
Kleine Smartphones, schmutzige Umgebung - nicht immer ist die
Kommunikation mit dem Computer so effizient wie per Tastatur am
Schreibtisch. Physisch kleine Geräte wie Datenuhren oder Datenbrillen
haben per se Limitierungen mit taktiler Eingabe. Und überhaupt: Nutzt
irgendein Eingabegerät die unglaubliche Geschicklichkeit der menschlichen
Hand wirklich aus?
Wissenschaftler vom Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken und
der Aalto Universität in Helsinki untersuchen und berechnen Möglichkeiten,
den Computer per Gesten zu steuern. Dabei ist erstmalig auch effiziente
Texteingabe mittels Handsignalen möglich.
Bisher gibt es aber noch keine Intentionen, das System auch für
Luftgitarren anzupassen.
Die Mensch-Computer-Interaktion gewinnt mit der weiteren digitalen
Durchdringung des tagtäglichen Lebens an Raum. Seit einiger Zeit
beschäftigt sich ein eigener Zweig innerhalb der Informatik mit diesen
Schnittstellen, wobei auch Erkenntnisse aus Physiologie und Psychologie
des Menschen einbezogen werden.
Die Wissenschaftler untersuchen Möglichkeiten der effizienten Mensch-Maschine-Interaktion, die über die bisherigen Eingabemöglichkeiten hinausgehen. Dabei ist die Texteingabe ohne klassische Tastatur gleichermaßen erwünscht und schwierig.
Dank der neuesten Entwicklungen im maschinellen Sehen können moderne Algorithmen jetzt auch Gesten von mehreren Fingern in einem Video erkennen. Die Forschergruppen der Professoren Antti Oulasvirta und Christian Theobalt verwenden dies als Grundlage, um ein Set von Gesten und Fingerstellungen zu entwickeln, mit denen man einen Computer steuern und sogar effizient Texte berührungslos eingeben kann; damit entfällt die Notwendigkeit taktiler Eingabegeräte und auch deren Limitierungen. Dazu entwickelten die Wissenschaftler ein Modell, das die Geschicklichkeit der menschlichen Hand ausnutzt und deren physiologischen Gegebenheiten einbezieht. Dazu Anna Feit von der Universität Aalto: "Dank unseres Modells konnten wir die Gesten in Richtung Leistung, Erlernbarkeit und anatomische Beschränkungen optimieren."
Erste Probanden konnten durchschnittlich bis zu 22 Wörter je Minute schreiben, die besten von ihnen sogar 38. Das Modell der Forscher prognostiziert aber Steigerungen auf bis zu 55 Wörter pro Minute. Das Modell berechnet sogar präzise die Geschwindigkeit der Gebärdensprache und zeigt, dass diese für die Mensch-Maschine Kommunikation nicht optimal ist. "Die nächste Aufgabe wird sein, beidhändige Gesten zu erfassen und auszuwerten", beschreibt Srinath Sridhar vom MPI-INF das Kommende. "Zunächst aber brauchen wir bessere Methoden im maschinellen Sehen und der Gestenerkennung."
Weitere Informationen sind auf der Projektseite zu finden:
http://handtracker.mpi-inf.mpg.de/projects/HandDexterity
Hier finden sich die Beschreibung der Experimente und genauere
Erklärungen.
Informatik-Forschung auf dem Campus der Universität des Saarlandes
Das Max-Planck-Institut für Informatik ist nicht die einzige Einrichtung,
die auf dem Campus der Universität des Saarlandes neue Aspekte der
Informatik erforscht. Nur wenige Meter entfernt haben ebenfalls ihren
Sitz: der Fachbereich Informatik der Universität des Saarlandes, das
Max-Planck-Institut für Software Systeme, das Zentrum für Bioinformatik, das
Center for IT-Security, Privacy and Accountability, der erneut bewilligte
Exzellenzcluster "Multimodal Computing and Interaction", das Deutsche
Forschungszentrum für Künst-liche Intelligenz (DFKI) und das Intel Visual
Computing Institute.
Weitere Informationen unter: http://handtracker.mpi-inf.mpg.de/projects/HandDexterity
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution684
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Max-Planck-Institut für Informatik, Bertram Somieski, 22.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2015
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