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ZOOLOGIE/843: Echte Hechte flirten auch tagsüber (idw)


Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 12.10.2010

Echte Hechte flirten auch tagsüber.
Zoologen weisen besonderes Verhalten zur Fortpflanzung nach


Der Bulldog-Fisch des Oberen Sambesi in Namibia ist - wie alle anderen schwachelektrischen Nilhechte - nachtaktiv und weicht so dem Druck von tagaktiven Feinden wie dem Tigerfisch Hydrocynus vittatus oder einzelnen Reiher-Arten aus. Er hält sich tagsüber in dunklen Verstecken auf, um sie erst nachts zu verlassen. Während dieser Zeit scheint er nicht viel für die Fortpflanzung oder die Reproduktion tun zu können: weder Nahrungssuche oder Balzverhalten noch die Suche nach einem physiologisch besser geeigneten Territorium.

Prof. Dr. Bernd Kramer und sein Doktorand Peter Machnik vom Institut für Zoologie der Universität Regensburg wiesen nun bei Bulldog-Fischen ein Verhaltensmuster nach, das auch tagsüber der Fortpflanzung dient und die hohen Kosten einer auf die Nacht beschränkten Lebensweise kompensiert. Normalerweise geben tagsüber ruhende Bulldog-Fische beiderlei Geschlechts ihre elektrischen Ladungen mit der niedrigsten artspezifischen Pulsrate ab (4-12 Pulse pro Sekunde, also 4-12 Hertz, Hz). Diese schwankt zudem ständig: es finden sich also sowohl lange als auch kurze Intervalle zwischen den Pulsen (15-500 Millisekunden; "variables Ruhemuster"). Sobald aber ein Männchen tagsüber ein Weibchen in seiner Nähe entdeckt, erzeugt es ein bisher bei keinem Nilhecht beobachtetes Ruhemuster mit 16-28 Pulsen pro Sekunde und nur geringer Intervallschwankung ("regelmäßiges Ruhemuster").

Durch Playback-Versuche mit einer elektrischen Männchenattrappe konnten die Regensburger Wissenschaftler zeigen, dass Bulldogfisch-Weibchen dieses regelmäßige Muster nach zwei bis drei Tagen Einwirkungszeit attraktiver finden als das variable Ruhemuster. Offensichtlich handelt es sich also beim regelmäßigen Muster um ein Werbesignal, das bereits tagsüber auf das andere Geschlecht anziehend wirkt und die Paarbildung anbahnen soll. Zudem wird auf diese Weise vermieden, durch auffälligeres Verhalten potentielle Feinde in der Umgebung anzulocken. Eine weitere Funktion des regelmäßigen Musters, so die Forscher, könnte die Beschleunigung der Eireifung der Weibchen sein. Es gilt nun, diese Annahme in weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

Die Forschungen entstanden im Rahmen der Doktorarbeit von Peter Machnik. Auszüge der Doktorarbeit wurden vor kurzem über einen gemeinsamen Aufsatz mit Prof. Kramer in der renommierten Fachzeitschrift "Journal of Ethology" veröffentlicht (DOI: 10.1007/s10164-010-0235-z).

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 12.10.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2010