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ORNITHOLOGIE/141: Kaiserpinguin - Opfer des Klimawandels? (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 6/2009

Ornithologie aktuell

Kaiserpinguin: Opfer des Klimawandels?


Der Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri), der größte und schwerste Pinguin droht durch das Abschmelzen des antarktischen Meereises gegen Ende des Jahrhunderts fast auszusterben. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die 6000 brütenden Pinguinpaare im antarktischen Adelieland in den nächsten Jahrzehnten auf 400 schrumpfen, schätzt man jedenfalls auf mindestens 36 Prozent. Für Pinguine auf der antarktischen Halbinsel sieht die Zukunft ähnlich düster aus. Der Grund: Der Packeisgürtel um die Antarktis geht mit steigenden Temperaturen zurück. Die düstere Prognose stützt sich auf zehn unterschiedliche Klimamodelle des Weltklimarates IPCC und Bestandszahlen aus den Jahren 1962 bis 2005. Häufige Warmwetterphasen in der Vergangenheit kosteten viele Kaiserpinguine bereits das Leben. Zwischen 1972 und 1981 schmolz das Meereis im Adelieland durchschnittlich um 11 Prozent und brach auf; die Pinguinpopulation verringerte sich gleichzeitig um die Hälfte. Für die 1,30 m großen Vögel ist eine geschlossene Eisdecke wichtig. Bei der Partnersuche und um ihren Nachwuchs großzuziehen wandern die Vögel bis zu 200 km ins Landesinnere und kehren erst nach wochenlanger Reise zurück an die Packeisgrenze auf der Suche nach Fisch. Je wärmer es allerdings ist, desto weniger Krill ist für die Fische als Nahrung verfügbar, sodass deren Menge sinkt und mit ihnen die Nahrungsgrundlage der Kaiserpinguine. Die Biologen haben deshalb wenig Hoffnung für die stolzen Vögel. Die einzige Möglichkeit ihrem Aussterben zu entgehen sei die Anpassung, wobei die Kernfrage der Zukunft bleibt: Schaffen es die Kaiserpinguine ihre Brutperiode zu verlagern oder in andere Regionen zu wandern? Immerhin haben sich die langlebigen Kaiserpinguine, die bis zu 50 Jahre alt werden können, so sehr an ihren Lebensraum gewöhnt, dass sie sich im Gegensatz zu anderen Seevogelarten in der Vergangenheit kaum an Klimaveränderungen anpassten. (wir)

http://www.pnas.org/content/early/2009/01/26/0806638106.abstract
(Online-Vorabversion: 26.1.2009, doi: 10.1073/pnas.0806638106).


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 6/2009
56. Jahrgang, Juni 2009, S. 203
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2009