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PLANET/504: Mit AIDA zum Kleinplaneten Didymos (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 5/13 - Mai 2013
Zeitschrift für Astronomie

Nachrichten

Mit AIDA zum Kleinplaneten Didymos



AIDA ist der Name einer neuen Projektstudie der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA mit dem Ziel, den kleinen erdnahen Asteroiden (65.803) Didymos zu erkunden und die Bahn seines Mondes durch einen Einschlag zu beeinflussen. AIDA steht für »Asteroid Impact and Deflection Assessment« und besteht aus zwei Raumsonden, AIM von der ESA und DART vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University, die in den USA gebaut werden soll. Die ESA-Sonde AIM, der »Asteroid Impact Monitor« dient dazu, den Asteroiden und seinen Mond im Vorfeld genau zu charakterisieren. Dann soll sie verfolgen, wie die Sonde DART, der »Double Asteroid Redirection Test«, mit einer Geschwindigkeit von 6,3 Kilometern pro Sekunde auf dem Mond von Didymos einschlägt. Dabei wird die Umlaufbahn des etwa 150 Meter großen Monds um den etwa 800 Meter großen Hauptkörper geringfügig verändert. Die Bahnveränderungen sollen sowohl mit erdgebundenen Teleskopen als auch mit AIM im Detail dokumentiert werden. Die AIDA-Mission dient als Test zur Erprobung eventueller Abwehrstrategien gegen Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde.

AIDA soll den Asteroiden Didymos im Oktober 2022 erreichen, wenn dieser in einer Entfernung von rund elf Millionen Kilometern an der Erde vorbeizieht. Dies entspricht dem 29-fachen Abstand zwischen Erde und Mond. Noch ist die Instrumentierung der ESA-Sonde AIM nicht festgelegt. Es ist eine preiswerte Raumsonde, der Etat soll etwa 150 Millionen Euro nicht überschreiten.

Die Einschlagsonde DART ist ebenfalls bewusst einfach konzipiert. Sie soll als einziges Instrument eine Telekamera tragen, die ein Nachbau des LORRI-Teleskops an Bord der Plutosonde New Horizons wird. Die Kamera dient vor allem der Zielsuche und der Feinsteuerung von DART bis zum Einschlag, der mit einer Geschwindigkeit von 6,3 Kilometern pro Sekunde erfolgen soll. Beim Aufprall wird der Impuls der Sonde auf den Himmelskörper übertragen, was die Umlaufperiode des Mondes maximal um ein Prozent verändert. Den genauen Effekt soll dann AIM verfolgen und dabei auch den entstandenen künstlichen Einschlagkrater im Detail erkunden.

Der Asteroid (65.803) Didymos wurde am 11. April 1996 im Rahmen der automatischen Himmelsüberwachung Spacewatch auf dem Kitt Peak im US-Bundesstaat Arizona entdeckt. Schon kurz danach fiel den Astronomen auf, dass es sich bei diesem Objekt um einen Doppelkörper handelt. Deswegen erhielt er den griechischen Namen Didymos, was Zwilling bedeutet. Der Mond umkreist Didymos in einem Abstand von 1100 Metern und benötigt für eine Umrundung rund 11,9 Stunden. Didymos gehört zu den Apollo-Asteroiden und umrundet die Sonne überwiegend außerhalb der Erdbahn. Er benötigt für einen Umlauf 2,1 Jahre und kann sich bis zu 2,3 Astronomische Einheiten von unserem Zentralgestirn entfernen.

EPSC2012/EPSC2012-935-1.pdf

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Das WIS-Material »Asteroidenabwehr« geht auf den Beitrag »Mit AIDA zum Kleinplaneten Didymos« zurück: Können wir tatsächlich durch einen Beschuss eines Himmelskörpers von außen seine Bahn signifikant ändern? Diese Fragestellung taucht immer wieder im Zusammenhang mit Asteroiden auf, die sich auf dem Weg in Richtung Erde befinden. Dieser WIS-Beitrag beleuchtet den bevorstehenden Versuch der ESA, den Mond des kleinen erdnahen Asteroiden Didymos durch einen künstlichen Einschlag zu beeinflussen.
(ID-Nummer: 1156157)


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Die Mission »Asteroid Impact and Deflection Assessment« (AIDA) sieht den Flug zweier Raumsonden zum kleinen erdnahen Asteroiden Didymos vor. Die ESA-Sonde AIM (oben), der »Asteroid Impact Monitor«, soll den Einschlag der US-Raumsonde DART (Double Asteroid Redirection Test, unten) auf dem Mond beobachten.

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Quelle:
Sterne und Weltraum 5/13 - Mai 2013, Seite 16
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
Redaktion Sterne und Weltraum:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2013