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BERICHT/033: Der Kosmos zum Greifen nah - Jahr der Astronomie 2009 (Leibniz)


Leibniz - Journal der Leibniz-Gemeinschaft 4/2008

Der Kosmos zum Greifen nah
Das Internationale Jahr der Astronomie unterstreicht die Bedeutung der Disziplin

Von Michael Geffert


Im Dezember 2007 hat die UN-Vollversammlung das Jahr 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie (IYA2009) erklärt. Damit feiern Astronomen in aller Welt das vierhundertjährige Jubiläum der ersten Beobachtung des Sternenhimmels mit einem Fernrohr durch den italienischen Physiker und Astronomen Galileo Galilei. Seit dieser Zeit haben das Fernrohr und die Entdeckungen, die mit ihm gemacht wurden, das Bild des Menschen von seiner Umgebung grundlegend verändert. Ebenfalls im Jahre 1609 veröffentlichte Johannes Kepler mit der "Astronomie Nova" seine ersten beiden Gesetze und legte damit den Grundstein unseres modernen Weltbildes. Die Aktivitäten im IYA2009 haben zum Ziel, eine breite Öffentlichkeit für astronomische Objekte zu begeistern, aber auch Grundkenntnisse über das Weltall zu vermitteln. Der Mensch soll seine Position im Universum - und damit die Bedeutung der Astronomie auch für das tägliche Leben - wiederentdecken!


Inzwischen ist die Größe der optischen Teleskope von einigen Zentimetern auf über zehn Meter angewachsen. Während Galilei mit seinen Beobachtungen das heliozentrische Weltbild erhärtete und Objekte unseres Sonnensystems aufspürte, suchen heute moderne Großteleskope wie das Large Binocular Telescope (LBT), betrieben unter anderem vom Astrophysikalischen Institut in Potsdam (AIP), nach Bildern von Planeten bei anderen Sternen oder analysieren das Licht von Galaxien, die Milliarden von Lichtjahren entfernt sind. Aber auch vergleichsweise "nahe" Objekte sind Gegenstand moderner Forschung. Detaillierte Modelle unserer Erdatmosphäre werden vom Leibniz- Institut für Atmosphärenphysik (IAP) in Kühlungsborn mit Beobachtungen verglichen, und das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg beschäftigt sich mit der genauen Analyse unseres wichtigsten Sterns, der Sonne, um nur einige Aktivitäten innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft zu erwähnen.

In Deutschland wird das Internationale Jahr der Astronomie am 20. Januar in Berlin feierlich eröffnet. Danach steht in den ersten drei Monaten die direkte Himmelsbeobachtung mit einem Fernrohr im Vordergrund. Zahlreiche Hobby-Astronomen von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) werden an vielen Stellen in Deutschland die Bevölkerung zur direkten Himmelsbeobachtung mit eigenen Teleskopen einladen.

Dieser Abschnitt gipfelt Anfang April in einer globalen Aktion, bei der in hundert Stunden weltweit Beobachtungsaktionen stattfinden. Im zweiten Quartal des Jahres geht es um die Beziehung der Astronomie zur Kultur, von Juli bis September 2009 stehen die astronomischen Weltbilder im Vordergrund. Der letzte Abschnitt des Internationalen Astronomiejahres 2009 ist der Astronomie in der Schule gewidmet.

Im kommenden Jahr soll die Astronomie in der Öffentlichkeit verstärkt sichtbar werden: Die "Highlights der Physik" in Köln beschäftigen sich in erster Linie mit astronomischen Themen. Ganz bewusst suchen wir aber auch den Dialog mit Bereichen, in denen die Astronomie sonst nicht direkt vertreten ist. Neben wissenschaftlich orientierten Ausstellungen, wie zum Beispiel der großen Ausstellung über Objekte des Sonnensystems im Gasometer in Oberhausen, gibt es im IYA2009 auch Ausstellungen bildender Kunst zu astronomischen Themen. So zeigt das Wallraf-Richartz-Museum in Köln ab März Gemälde zum Thema "Mond". Mit der "Kepler Konferenz" in Nürnberg und der "Klangdurchmusterung" in Bonn werden zwei Werke speziell für das Internationale Jahr der Astronomie geschaffen: ein Theaterstück und eine Komposition elektronischer Musik. Das IYA2009 in Deutschland lebt aber vor allem von den zahlreichen kleineren Veranstaltungen, die vor Ort durch Hobbyastronomen, Volkssternwarten und andere Aktionsgruppen angeboten werden. Eine Übersicht mit weiteren Informationen findet sich auf der nationalen Homepage www.astronomie2009.de.

"Die Sonne ist ein normaler Stern" ist das Motto der Woche der Schulastronomie, die vom 9. bis 15. November bundesweit stattfinden soll. Die Erfahrungen beim Umgang mit Öffentlichkeit zeigen, dass das Motto in der Bevölkerung noch nicht sehr bekannt ist. Deswegen ist es nicht nur eine Kernaussage bei der Vermittlung astronomischer Grundlagen. Mit ihm lassen sich auch die Schülerinnen und Schüler selbst zu "Botschaftern" machen, wenn sie diese leicht zu formulierende Erkenntnis mit nach Hause tragen.

Das Internationale Jahr der Astronomie ist eine Gemeinschaftsaktion vieler Menschen. Ganz herzlich möchte ich Sie einladen, im kommenden Jahr an den Veranstaltungen teilzunehmen.


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Quelle:
Leibniz - Journal der Leibniz-Gemeinschaft, Nr. 4/2008, Seite 3
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2008