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STUDIE/219: Nur jeder Fünfte kann mit dem Begriff "Medical Wellness" etwas anfangen (idw)


Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 27.03.2009

Nur jeder Fünfte kann mit dem Begriff "Medical Wellness" etwas anfangen

Junge Männer, verheiratete Frauen und die Generation 65+ interessieren sich besonders für Gesundheitsurlaub


Entspannung und Bewegung sind die Hauptgründe für einen Gesundheitsurlaub in Mecklenburg-Vorpommern. Dafür interessieren sich vorrangig gesundheitsbewusste junge Männer, verheiratete Frauen und die agile Generation der über 65-jährigen. Vier von fünf Urlaubern sind mit ihrem Aktivurlaub im Nordosten zufrieden bis sehr zufrieden gewesen. Allerdings kann nur jeder Fünfte etwas mit dem Trendbegriff "Medical Wellness" anfangen. Das sind einige der Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage in Deutschland sowie einer Befragung unter Gästen in Mecklenburg-Vorpommern (s. Anlage*).

Die Studie "Gesundheitsorientierter Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern: Untersuchung zur Erwartungshaltung der Gäste unter besonderer Berücksichtigung des Marktsegments Medical Wellness(1)" wurde heute in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald von Wissenschaftlern und dem Wirtschafts- und Tourismusminister des Landes, Jürgen Seidel, vorgestellt. "Jetzt liegt erstmals eine fundierte Analyse zum Gesundheitstourismus und zur Zufriedenheit mit entsprechenden Angeboten in Mecklenburg-Vorpommern vor", erklärte Seidel. "Die umworbene Zielgruppe von Reisenden, die etwas für ihr Wohlbefinden tun möchte, kann somit gezielter angesprochen werden." Mit 27,5 Millionen Übernachtungen im letzten Jahr hat das Land eine neue touristische Rekordmarke gesetzt. Schätzungen zufolge waren davon etwa 15 Prozent gesundheitstouristisch motivierte Aufenthalte. Die Studie wurde durch das Wirtschaftsministerium aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt.


Nachweisliche Qualität und Leistungen unter einem Dach

Nach einer bundesweiten Telefonbefragung mit über 1.000 Teilnehmern liegt Mecklenburg-Vorpommern unter den am besten für einen Gesundheitsurlaub geeigneten Bundesländern auf Rang 3 hinter Bayern und Schleswig-Holstein. Allerdings haben zwei Drittel der Befragten (64,2 %) noch nie einen Urlaub im Nordosten verbracht. 79,8 % können sich jedoch vorstellen, dort in Zukunft einen Gesundheitsurlaub zu verbringen. Als besonders offen für einen Gesundheitsurlaub in Mecklenburg-Vorpommern zeigen sich Personen in der Altersgruppe zwischen 45 und 75 Jahren. Für einen Gesundheitsurlaub findet sich eine Nachfrage primär im Frühling (35,7 %), gefolgt vom Herbst (26,6 %) und Sommer (18, 9 %). Die Dauer eines solchen Urlaubes sollte nach Ansicht der meisten Deutschen (71,9 %) mindestens eine Woche betragen. Besonderer Wert wird dabei auf Unterkünfte gelegt, die gesundheitsorientierte Leistungen unter einem Dach gebündelt garantieren sowie auf kompetentes Personal und Qualitätssiegel. Die Zahlungsbereitschaft ist für Entspannungsangebote und Programme zur Aktivierung des Körpers am höchsten. Erstaunlich gering sind Ernährungsprogramme und Anwendungen mit ortsgebundenen Heilmitteln wie Kreide, Sole und Moor nachgefragt. "Nur wenige können zudem etwas mit Medical Wellness anfangen", erläuterte Projektleiterin Prof. Monika Rulle. "Den Begriff kennt nur ca. jeder fünfte Deutsche (21,8 %). Fast alle (84,2 %) können sich jedoch etwas darunter vorstellen. Die Assoziationen gehen jedoch in sehr unterschiedliche Richtungen."


Stärken und Alleinstellungsmerkmale herausstellen und bekannter machen

Die Gästebefragung mit über 900 Interviews in gesundheitstouristisch relevanten Einrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns hat ergeben, dass vier von fünf Nutzern zufrieden bzw. sehr zufrieden sind. Die meisten der abgefragten Gesundheitsangebote wurden jedoch von weniger als einem Viertel der Befragten in Anspruch genommen. Großer Beliebtheit erfreuen sich Untersuchungen und Coachings (34,8 %) und Entspannungsmöglichkeiten (22,4 %), vergleichsweise gering war die Quote bei Anwendungen mit ortsgebundenen Heilmitteln (9,6 %) und bei Ernährungsprogrammen wie beispielsweise Heilfasten (8,8 %).

Gesundheitsorientierte Gäste kommen in 85,4 % der Fälle, um sich zu entspannen. Gesunde Ernährung steht bei 43,7 % der Besucher auf dem Programm. Ein weiteres Zeichen für hervorragende Arbeit in Hotels, Reha-Kliniken, Kurmittelzentren und Thermen ist der hohe Anteil der Befragten (77,9 %), die ihren Gastgeber als gut bzw. sehr gut für einen Gesundheitsaufenthalt geeignet einschätzen. Ähnlich hoch ist auch die Absicht, die besuchten Einrichtungen sicher weiterzuempfehlen (64,8 %). Weiterempfehlung durch Dritte ist für die Anwerbung neuer Gäste von großer Bedeutung. Mit Ausnahme der Rehabilitationskliniken wurden die Befragten in erster Linie durch Familie, Freunde oder Bekannte auf den Gastgeber aufmerksam, zweitwichtigste Informationsquelle war das Internet. Überzeugende Qualität bewegt die Gäste nicht nur zum Weiterempfehlen, sondern auch zur eigenen Wiederkehr: Fast jeder Sechste (14,9 %) war in den vergangenen fünf Jahren bereits dreimal oder öfter zu Besuch in Mecklenburg-Vorpommern. Unter erfahrenen Gesundheitsgästen ist der Begriff Medical Wellness übrigens etwas bekannter (37,3 %) als in der Gesamtbevölkerung.

"Die Umfragen haben generell ein sehr hohes Interesse der Deutschen an einem Gesundheitsurlaub in Mecklenburg-Vorpommern ergeben", fasste Prof. Dr. Monika Rulle die Ergebnisse der Studie zusammen. Um daraus eine tatsächliche höhere Nachfrage zu generieren, seien zielgruppenspezifische Marketingkampagnen erforderlich. "Wer gezielt mit hochwertigen Leistungen in diesem Marktsegment werben möchte, muss die Wünsche der Menschen kennen und den individuellen Mehrwert seiner spezifischen Angebote deutlich darstellen", unterstrich Seidel. Der Minister kündigte an, die Gemeinschaftsstudie der Universitäten Greifswald und Rostock allen interessierten Akteuren im Land zur Verfügung zu stellen. "Als Gesundheitsland haben wir bereits einen sehr guten Ruf, das hat die Untersuchung bewiesen. Um Gesundheitsland Nr. 1 zu werden, dürfen wir nicht nachlassen, das unverwechselbare Profil des Landes weiter mit qualitativ anspruchsvollen Produkten zu schärfen. Mit modernen Einrichtungen, einer faszinierenden Küsten- und Seenlandschaft bei angenehmen, gesundheitsfördernden klimatischen Bedingungen verfügen wir über die besten Voraussetzungen."

Die Studie "GesundTour MV" im Auftrag des Wirtschaftsministeriums und unter der Leitung der Greifswalder Expertin für Gesundheitstourismus, Prof. Dr. Monika Rulle, in Kooperation mit der Lehrstuhlinhaberin für Naturheilkunde an der Universität Rostock, Prof. Dr. Karin Kraft, und dem Greifswalder Versorgungsforscher vom Institut für Community Medicine, Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, wurde aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit 114.125 Euro gefördert.


(1) Definition Medical Wellness gemäß der Studie: "Bei Medical Wellness handelt es sich um Angebote (unter ärztlicher Aufsicht), die der Prävention spezieller Krankheitsbilder und/oder der allgemeinen Gesundheitsförderung dienen."

* Anlage Eine Kurzzusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen kann bei Interesse zugesendet werden.

Ansprechpartner Universität Greifswald
Institut für Geographie und Geologie
Prof. Dr. Monika Rulle/Dipl.-Geograph Jörn Freyer
Makarenkostr. 22, 17487 Greifswald
E-Mail: GesundTourMV@uni-greifswald.de
Internet: www.Tourismus-Geographie.de

Institut für Community Medicine
Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, MPH
Ellernholzstraße 1-2, 17487 Greifswald
E-Mail: wolfgang.hoffmann@uni-greifswald.de
Internet: www.community-medicine.de

Ansprechpartner Universität Rostock
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin
Prof. Dr. Karin Kraft
Ernst-Heydemann-Straße 6, 18057 Rostock
E-Mail: karin.kraft@med.uni-rostock.de
Internet: www.naturheilkunde.uni-rostock.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution65


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Constanze Steinke, 27.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2009