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STUDIE/582: Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden bei Schulkindern in Deutschland (idw)


Frankfurt University of Applied Sciences - 03.04.2017

Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden bei Schulkindern in Deutschland

Eine Sonderauswertung zum Weltgesundheitstag 2017


Fast jedes zehnte Schulkind im Alter von 12 bis 13 Jahren weist ein geringes subjektives Wohlbefinden auf. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Forschungszentrums Demografischer Wandel (FZDW) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Anlässlich des Weltgesundheitstages 2017 der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der sich dem Thema Depression widmet, werteten die Forscher Daten ihrer Studie "Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter" (GUS) aus.

Im Rahmen dieser Untersuchung werden seit dem Schuljahr 2014/15 mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler der 5. Jahrgangsstufe an knapp 150 Schulen aus weiten Teilen des Bundesgebiets mit einem standardisierten Fragebogen im Klassenverbund befragt. Auf der Basis einer jährlichen Wiederholungsbefragung der identischen Kinder sollen die Gesundheits- und Verletzungsbiografien dieser Kinder bis zur 10. Jahrgangsstufe verfolgt werden. Die Studie wird gefördert von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Aus den Daten der ersten beiden Befragungen lässt sich erkennen, dass 8,3 Prozent der Schulkinder zu beiden Befragungszeitpunkten angegeben haben, an mindestens einem Tag in der letzten Woche traurig gewesen zu sein und sich unglücklich und deprimiert gefühlt zu haben. "Dass Kinder mal äußern, traurig und unglücklich zu sein, ist nicht weiter ungewöhnlich. Wenn man dies aber wiederholt berichtet, zeigt sich eine tiefergehende Beeinträchtigung des subjektiven Wohlbefindens und der Lebensfreude", kommentieren Prof. Dr. Andreas Klocke und Dr. Sven Stadtmüller vom FZDW.

Laut der Untersuchung leiden Mädchen (zu 10,6 Prozent) weitaus häufiger an diesen Symptomen als Jungen (zu 5,6 Prozent). Dies mag damit zusammenhängen, dass bereits bei den Kindern Rollenbilder der Geschlechter greifen: "Männer sprechen häufig nicht so gerne über ihre Ängste und Gefühle. Daher trauen sich Jungen vielleicht weniger, diese negativen Emotionen bei einer solchen Befragung preiszugeben, um diesen Rollenbildern, aber auch ihrem Selbstbild als heranwachsende Männer gerecht zu werden", so Stadtmüller.

Besonders markant sind zudem die Unterschiede, wenn man auf die familiäre und schulische Situation der Kinder blickt: Schulkinder, die in beiden Befragungen angegeben haben, es falle ihnen sehr leicht mit ihrer Mutter oder ihrem Vater über Dinge zu sprechen, die sie wirklich beschäftigen, weisen nur zu 3,8 Prozent ein unterdurchschnittliches subjektives Wohlbefinden auf. Kinder hingegen, denen es weder mit der Mutter noch mit dem Vater sehr leicht fällt, über wichtige Dinge zu sprechen, gaben zu 11,5 Prozent an, an mindestens einem Tag in der Woche traurig und unglücklich gewesen zu sein. Schließlich sind auch Kinder, denen es zu keinem der beiden Befragungszeitpunkte "sehr gut" an ihrer Schule gefällt, mit 15,3 Prozent überproportional häufig von einem schlechten subjektiven Wohlbefinden gekennzeichnet. Von den Kindern, denen es zu beiden Zeitpunkten sehr gut in der Schule gefiel, berichten dies nur 2,4 Prozent. Bei beiden Gruppen handelt es sich jeweils um rund ein Viertel der befragten Schülerinnen und Schüler.

Aktuell läuft die dritte von insgesamt sechs Befragungsrunden der GUS-Studie. "Wir hoffen, in den folgenden Befragungen weitere Erkenntnisse zur gesundheitlichen Situation der Kinder und Jugendlichen zu gewinnen. So könnte es uns gelingen, die wesentlichen Einflussfaktoren für seelische Beeinträchtigungen, ungesunde Verhaltensweisen und Verletzungen zu entschlüsseln und somit Ansatzpunkte für die Gesundheitsförderung und Verletzungsprävention zu liefern", erläutert Stadtmüller.


Weitere Informationen zur GUS-Studie:
www.fzdw.de/gus

• Das Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW):
Das Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) an der Frankfurt University of Applied Sciences untersucht mit einem interdisziplinären Zugang die Folgen und Herausforderungen des demografischen Wandels. Hintergrund ist die niedrige Geburtenrate und die gleichzeitige Steigerung der Lebenserwartung in Deutschland. Dies hat schon in naher Zukunft eine deutliche Alterung und später auch eine Schrumpfung der Bevölkerung zur Folge. Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind vielfältig und zeigen sich zuvorderst auf der kommunalen Ebene. Das FZDW möchte anwendungsbezogen wissenschaftliche Beiträge zur Gestaltung und Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels in Hessen und in Deutschland aufzeigen.

Kontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences
Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW)
E-Mail: sven.stadtmueller@fzdw.de

Weitere Informationen finden Sie unter
www.fzdw.de/gus

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution295

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Frankfurt University of Applied Sciences, Sarah Blaß, 03.04.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2017

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