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PFLEGE/619: Pflegen wie die Profis - ein Modellprojekt macht Schule (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2014

Pflegen wie die Profis - ein Modellprojekt macht Schule

Von Dirk Schnack



Pflegekräfte schulen Laien, damit die aus dem Krankenhaus entlassene Angehörige zu Hause versorgen können. Ausweitung in Schleswig-Holstein geplant.


Ein Angehöriger wird aus dem Krankenhaus entlassen und benötigt zu Hause Unterstützung, weil er nicht mehr mobil ist. Viele Menschen wollen zwar die Pflege ihres Angehörigen übernehmen, scheitern aber, weil sie damit an ihre körperlichen Grenzen stoßen. Das Modellprojekt "Familiale Pflege" setzt hier offenbar erfolgreich an. In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Städtischen Krankenhaus Kiel zeigten sich die dafür geschulten Pflegetrainer, die das Modellprojekt finanzierende AOK Nordwest, das Gesundheitsministerium und die projektleitende Universität Bielefeld mit den bisherigen Erfahrungen zufrieden. Landesgesundheitsministerin Kristin Alheit bezeichnete das Projekt als vorbildlich. Sie erwartet, dass die Bedeutung der Schulungen noch zunehmen wird. Nirgends werden so viele Pflegebedürftige stationär versorgt wie in Schleswig-Holstein - und 60 Prozent von ihnen kommen direkt aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim.

Vielleicht ließe sich manche Einweisung ins Pflegeheim vermeiden, wenn die Angehörigen besser auf die Pflege vorbereitet wären. Diese Vorbereitung können sie bei Pflegetrainern lernen. Das sind Pflegekräfte, die speziell dafür ausgebildet wurden, Angehörige zu schulen. Sie geben Tipps u. a. zur Mobilisierung, zur Versorgung bei Inkontinenz und zur Prophylaxe. Landesweit gibt es inzwischen 60 solcher Pflegetrainer an 24 Krankenhäusern. Sie haben im vergangenen Jahr 1.605 Angehörige geschult. "Das ist wie Zauberei. Auf einmal ist es einfach, nur weil man weiß, wie es geht", sagte bei der Bilanz Dagmar David-Sohr, die eine solche Schulung erhalten hatte und die Tipps in der Pflege anwendet. Pflegetrainer wie Kerstin Rosenkranz aus dem Städtischen Krankenhaus bestätigen, dass sie viele ähnlich positive Rückmeldungen bekommen. Sie sagte auch: "Häufig begegnen uns überforderte, ausgebrannte Angehörige." Damit das nicht eintritt, können die Pflegetrainer die Angehörigen bis zu sechs Wochen nach der Klinikentlassung zu Hause besuchen und ihnen Tipps geben.

In Anspruch nehmen kann diese Schulung jeder gesetzlich Versicherte, gezahlt werden die Schulungen von der AOK Nordwest. "Ich bin mit dem Projekt hochzufrieden, weil es Ängste nimmt und Kompetenz vermittelt", sagte AOK-Chef Martin Litsch in Kiel. Angst, dass das Modellprojekt einmal zu Ende sein wird und die Schulungen damit beendet sind, haben die Beteiligten nicht. Nach Angaben von Projektleiterin Prof. Katharina Gröning wird es ständig erweitert und bringt damit neue Vorteile. In Schleswig-Holstein, das neben Nordrhein-Westfalen und Hamburg Modellregion ist, sollen nach und nach alle Krankenhäuser solche Pflegetrainer für die Angehörigen ausbilden.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201405/h14054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Pflegeschulung für Angehörige - dies bieten künftig mehr Kliniken im Land an.

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Mai 2014
67. Jahrgang, Seite 37
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2014