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FORSCHUNG/798: Bessere Arzneimittelversorgung nach Adipositaschirurgie angestrebt (idw)


Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 24.09.2013

Bessere Arzneimittelversorgung nach Adipositaschirurgie angestrebt

German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development (GIF) fördert gemeinsames Projekt der Abteilung Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie und der Ben-Gurion-Universität in Israel



Die Arzneimittelversorgung für Patienten nach einer Adipositaschirurgie soll verbessert werden. Mit diesem Ziel haben Pharmazeuten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Ben-Gurion-Universität in Israel ein Kooperationsprojekt gestartet, das von der German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development (GIF) in den kommenden drei Jahren gefördert wird. Derzeit ist unbekannt, inwieweit sich die Aufnahme von Arzneistoffen im Magen-Darm-Trakt verändert, wenn ein chirurgischer Eingriff zur Behandlung von krankhaftem Übergewicht erfolgt ist. Mit einer biopharmazeutischen Klassifizierung von Arzneistoffen wollen die beteiligten Wissenschaftler diese Lücke schließen und so dazu beitragen, die Sicherheit medikamentöser Therapien nach einer Adipositaschirurgie zu erhöhen.

Quelle: © Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, JGU

Anatomie des Magenbypass: Schematische Darstellung der Anatomie des Magen-Darm-Trakts vor (links) und nach (rechts) einer Operation. Im rechten Bild ist zu erkennen, dass bestimmte Regionen von der Passage des Speisebreis ausgeschlossen werden. Damit fehlen unter Umständen Regionen, die für die Aufnahme von Arzneistoffen wichtig sind.
Quelle: © Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, JGU

In Deutschland und weltweit steigt die Häufigkeit für krankhaftes Übergewicht. Bei Patienten mit schwerem Übergewicht, sogenannter morbider Adipositas, kann zur Gewichtsreduzierung eine Adipositaschirurgie vorgenommen werden. Im Jahr 2008 wurden bereits mehr als 350.000 chirurgische Eingriffe weltweit durchgeführt. Ein häufig angewendetes Verfahren stellt der Magenbypass dar, der einem kombiniert restriktiv-malabsorptiven Verfahren entspricht. Dabei wird zum einen die Nahrungsmenge, die bei einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, drastisch reduziert. Zum anderen wird der Ablauf der Verdauung geändert, sodass nicht mehr alle Nahrung vom Körper aufgenommen wird. Der größere Teil des Magens wird operativ "blind" verschlossen und verbleibt im Körper und wird, zusammen mit dem Zwölffingerdarm und Teilen des Dünndarms, von der Nahrungspassage ausgeschlossen. Die Gewichtsabnahme durch die Operation beträgt im statistischen Durchschnitt 60 Prozent des extremen Übergewichts. Die Gewichtsreduktion geht in der Regel auch mit einer Verbesserung der Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz einher. Die Sterberate sinkt im Vergleich zu einer Kontrollgruppe um bis zu 40 Prozent.

Da die Magenbypass-Operation einen wesentlichen Eingriff in die gesamte Verdauung darstellt, kann es zu Mangelzuständen wie z.B. bei der Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen kommen. Problematisch ist auch die derzeitige Unkenntnis, inwieweit sich die Operation auf die Resorption und Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen auswirkt, die als Tabletten oder Kapseln geschluckt werden. Hier setzt das Forschungsprojekt der beiden Arzneimittelforscher Prof. Arik Dahan (Israel) und Prof. Peter Langguth (Mainz) an. Mittels biopharmazeutischer Klassifizierung von Arzneistoffen wollen sie ein System erstellen, das eine Vorhersage der verbleibenden Resorptionsleistung der gastrointestinalen Abschnitte für den jeweiligen Arzneistoff ermöglicht. Basis für diese Abschätzung sind neben experimentellen Modellen auch computergestützte Verfahren.

"Damit können Ärzte und Apotheker unter den zur Verfügung stehenden Arzneimitteln solche Präparaten auswählen, deren Resorptionsleistung durch die Adipositaschirurgie möglichst nicht verändert wird, um den optimalen Therapieerfolg der Arzneimitteltherapie zu gewährleisten", teilte Peter Langguth vom Institut für Pharmazie und Biochemie - Therapeutische Lebenswissenschaften der JGU dazu mit.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Peter Langguth
Abt. Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
Institut für Pharmazie und Biochemie - Therapeutische Lebenswissenschaften
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
D 55099 Mainz
E-Mail: langguth@uni-mainz.de
http://www.pharmazie.uni-mainz.de/AK-Lang/


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution218

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 24.09.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2013