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HERZ/483: Herbsttagung 2010 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (3) (idw)



Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
Pressemitteilungen vom 9. Oktober 2010

Herbsttagung 2010 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der
Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie, Nürnberg, 7. - 9. 10. 2010

→ Interaktive Fortbildung mit "Cardio Live" - Bei Operationen online mit dabei sein
→ Neue Leitlinien: Event-Rekorder unterstützen Diagnose bei Ohnmachts-Anfällen
→ Vorhofflimmern - Neuartiges Medikament kann regulären Rhythmus wieder herstellen

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Interaktive Fortbildung mit "Cardio Live" - Bei Operationen online mit dabei sein

High-tech-Fortbildung für Herz-Mediziner auf bisher nicht gekanntem High-tech-Niveau: Top-Vertreter ihres Faches führen im Herzkatheter-Labor Interventionen durch, und im Hörsaal oder auf dem PC ist man life mit dabei. Man kann zusehen und Fragen stellen, die vom Operateur noch während des Eingriffs beantwortet werden. Auf der Herbsttagung der DGK in Nürnberg wurde das neue Format "Cardio Live" praktisch demonstriert: ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für junge Kardiologen, aber auch für Erfahrene, die sich weiterentwickeln wollen. So können Teilnehmer einen unmittelbaren und authentischen Eindruck von den neuen Technologien gewinnen.

Komplexe Therapien aus dem Herzkatheter-Labor mit
Multi-Media-Technologie interaktiv vermittelt und diskutiert

"Für das Cardio Live-Programm wurden sechs Interventionen aus dem Herzkatheter-Labor live in einen Vortragssaal übertragen", berichtet Prof. Dr. Volker Schächinger (Sprecher der Arbeitsgruppe Interventionelle Kardiologie der DGK, Fulda). "Die Teilnehmer im Vortragssaal sind über neueste Multi-Media-Technologie direkt mit den operierenden Ärzten verbunden, können also während der Untersuchung Fragen stellen. Gleichzeitig werden die behandelnden Ärzte ihren Eingriff während der Prozedur kommentieren. Damit wurden auf der Tagung Lehr-Behandlungen durchgeführt, die auch ein breiteres Publikum erreichten."

"Cardio Live" richtet sich an die beiden kardiologischen Spezialisierungen Rhythmologie und Interventionelle Kardiologie, und wurde daher von den Arbeitsgruppen "Interventionelle Kardiologie" und "Herzschrittmacher und Arrhythmie" gestaltet. Prof. Schächinger: "Ziel dieser Kurse ist es, neueste Entwicklungen in der Kardiologie zu veranschaulichen und den Teilnehmern komplexe Methoden praktisch zu vermitteln. In begleitenden Vorträgen und Diskussionen wird dabei das Handeln in Bezug zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen gesetzt und kritisch reflektiert."

www.kardiologie.org

Ausschnitte von "Cardio Live" sind im Internet über www.kardiologie.org, dem in Kooperation mit Springer Medizin betriebenen kardiovaskulären Fachportal der DGK, zu sehen (www.kardiologie.org > interaktiv> Web TV). Derzeit finden sich komplexe Behandlungen wie In-Stent-Restenose mittels Medikamenten-beschichtetem Ballon, ein Fall mit transfemoraler Aortenklappen-Implantation und eine komplexe Hauptstamm-Dreigefäß-Intervention unter Pumpensupport in "Cardio Live".


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Neue Leitlinien: Event-Rekorder unterstützen Diagnose bei Ohnmachts-Anfällen

Etwa sechs Prozent aller älteren Menschen erleiden jährlich eine plötzlich einsetzende Bewusstlosigkeit aufgrund eines Kreislaufkollapses ("Synkope"). Auf der Herbsttagung 2010 der DGK und der Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie wurden jetzt in Nürnberg die neuen Synkopen-Behandlungsrichtlinien der DGK vorgestellt, bei denen implantierbare Ereignis (Event)- oder Loop-Rekorders in der Diagnose eine zunehmend wichtige Rolle spielen. "Der frühe Einsatz eines implantierbaren Ereignis (Event)-Rekorders bei häufig wiederkehrenden oder traumatischen Synkopen unklarer Herkunft ist nun eine auf wissenschaftlichen Studien basierende (1B) Empfehlung", so Prof. Dr. Andreas Schuchert (Neumünster, Schleswig-Holstein).

Ein Ereignis (Event-)- oder Loop-Rekorder kann bis zu drei Jahre lang ein Dauer-EKG aufzeichnen. Nach jeder Bewusstlosigkeit markieren die Patienten deren Zeitpunkt. Prof. Schuchert: "Die Auswertung der Daten zeigt, ob zur Vermeidung weiterer Kollapse ein Schrittmacher eingesetzt werden sollte und wie dieser programmiert werden muss."

Synkopen werden durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns ausgelöst, setzen plötzlich ein, bedeuten einen vorübergehenden Verlust der Kontrolle und hören spontan wieder auf. Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Lässt sich diese jedoch nicht identifizieren, kommt es immer wieder zu Synkopen.


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Vorhofflimmern: Neuartiges Medikament kann regulären Rhythmus wieder herstellen

Nürnberg, Samstag, 9. Oktober 2010 - Herzrhythmus-Störungen zählen heute zu den häufigsten Herzerkrankungen. Auch nicht unmittelbar lebensgefährliche Formen wie das Vorhofflimmern erhöhen das Risiko von Schlaganfällen und führen zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. "Wenn Vorhofflimmern die ersten Male auftritt, beginnt mit dem "Remodelling" im Herzen sehr bald ein Umbauprozess, der das Syndrom chronifiziert. Das passiert zunächst auf elektrischer, dann auch auf struktureller Ebene", erklärt Prof. Dr. Andreas Schuchert (Neumünster, Schleswig-Holstein) auf der Herbsttagung 2010 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie in Nürnberg. "Es geht also darum, die Symptome möglichst rasch nach ihrem ersten Auftreten zu unterbinden."

Auf der Tagung wurde ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Vernakalant vorgestellt. Es blockiert Natrium-Ionenkanäle und führt damit rund 50 Prozent der Fälle kurzzeitig bestehenden Vorhofflimmerns zu Normalwerten zurück und verhindert damit Remodelling.

Die Zulassung von Vernakalant beruht auf drei klinischen Studien, in denen Wirksamkeit und Verträglichkeit nachgewiesen wurden. Das Medikament ist zugelassen bei vorher nicht herzchirurgisch behandelten Patienten mit Vorhofflimmern von maximal sieben Tagen Dauer oder bei Patienten nach herzchirurgischen Eingriffen mit Vorhofflimmern von maximal drei Tagen. Das Präparat ist das erste einer neuen Wirkstoffklasse, den Ionen-Kanal-Blockern.

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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute rund 7500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgk.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution737


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Christiane Limberg
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2010