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INFEKTION/1747: Jetzt ist es an der Zeit, Hepatitis B zu heilen (idw)


Deutsches Zentrum für Infektionsforschung - 27.07.2018

Jetzt ist es an der Zeit, Hepatitis B zu heilen


Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages hat die Internationale Koalition zur Eliminierung der Hepatitis B (ICE-HBV) in einem Kommentar von Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology dazu aufgerufen, die Forschung zur Hepatitis-B (HBV)-Therapie und -Vorsorge angemessen zu fördern und in die weltweiten Pläne zur Eliminierung von Hepatitis B zu integrieren. Die Koalition ist eine globale Gruppe von Forschern, Patientenvertretern und Gesundheitsorganisationen, einschließlich des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF).

Mehr als 290 Millionen Menschen weltweit leiden an einer chronischen HBV-Infektion, einer viralen Infektion, die die Leber angreift und sowohl eine akute als auch chronische Erkrankung auslösen kann. Im vergangenen Jahr hat die Erkrankung beinahe 900.000 Menschen das Leben gekostet.

Es gibt eine sichere und wirksame Impfung gegen HBV und ihre durchgängige Verfügbarkeit ist entscheidend, um HBV auf Dauer als Gefahr für die öffentliche Gesundheit zu eliminieren. Leider hilft sie den Millionen bereits infizierten nicht. Deshalb ist eine Behandlung der chronisch Infizierten erforderlich, aber leider haben derzeit lediglich fünf Prozent der 94 Millionen Patienten Zugang zu der Behandlung.

Die Mitglieder der ICE-HBV argumentieren in einem heute veröffentlichten Kommentar in Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology, dass es großen Bedarf für eine Therapieforschung gibt, um die globale Eliminierungsstrategie der Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organization), eine Aufklärungskampagne, die HBV-Impfung und die gutverträgliche, jedoch wenig in Anspruch genommene Therapie zu vervollständigen.

"Es ist ethisch notwendig, dass wir schnell die Diagnose und Behandlung auf die 'Missing Millions' ausweiten und die allgemeinen Gesundheitssysteme so ausbauen, dass ein gleichberechtigter Zugang zu Heilbehandlungen gewährleistet wird, sobald diese verfügbar sind", forderte Dr. Jeffrey Lazarus, Mitglied der ICE-HBV und Vorsitzender der Health Systems Research Group am Barcelona Institute for Health (ISGlobal) in Spanien.

Die derzeitige Behandlungsstrategie trägt dazu bei, das HBV unter Kontrolle zu halten, ist jedoch keine Heilung, da infizierte Zellen dadurch nicht vollständig von dem HBV befreit werden können. Selbst bei laufender Behandlung besteht für die Betroffenen höheres Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, insbesondere für jene mit zugrundeliegender Zirrhose aufgrund einer chronischen HBV-Infektion. Dies wirft - zusätzlich zur Herausforderung, Hepatitis auszulöschen - Fragen der Einhaltung der medikamentösen Behandlung auf und erfordert erhebliche Investitionen in laufende Überwachung.

Neuste Forschungsfortschritte und der Aufschwung, der durch die Entdeckung einer kurativen Therapie für das Hepatitis-C-Virus (HCV) entstanden ist, haben die Hoffnung geweckt, auch eine Heilung für HBV zu finden. Die ICE-HBV appelliert für eine verstärkte Investition in die HBV-Therapieforschung und -vorsorge, um die Leben der 292 Millionen Menschen zu retten, die weltweit an chronischer Hepatitis B erkrankt sind, einschließlich vieler Betroffenen, die von ihrer Infektion gar nichts wissen.

Die ICE-HBV wird eine Globale Forschungsstrategie zur Heilung von Hepatitis B initiieren, unmittelbar vor dem Treffen der Amerikanischen Vereinigung zur Erforschung von Lebererkrankungen, das im November 2018 in San Francisco stattfinden wird. Die Strategie zielt darauf ab, Forschung weltweit anzuleiten und voranzutreiben, um sicherzustellen, dass die von der WHO definierten Ziele nachhaltig erreicht werden können. Die ICE-HBV hat bereits begonnen, die dringlichsten Forschungsprioritäten voranzutreiben: die Entwicklung verlässlicher Infektions-Modelle und Untersuchungen zur Auswirkung neuer, sich in Entwicklung befindender Therapiekandidaten.

Während die ICE-HBV sowohl die globale Gesundheitssektor-Strategie der Weltgesundheitsorganisation zur Eliminierung der Virushepatitis als auch die Kampagne für die Einwerbung der "Missing Millions" der World Hepatitis Alliance unterstützt, drängt die Koalition der Wissenschaftler gleichzeitig auf einen allgemeineren Gesundheitsversorgungsansatz für Menschen mit einer Hepatitis B. Er zielt darauf ab, dass öffentliche Gesundheits- und Forschungseinrichtungen über die bestehenden Ziele hinausgehen und zusammenarbeiten, um HBV-Infizierten Zugang zu Heilbehandlungen zu ermöglichen.

"Es ist einfach unakzeptabel, dass jedes Jahr fast 900 000 Menschen unnötig an Hepatitis B sterben", so Professor Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München, ICE-HBV-Vorstandsmitglied und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung.

"Die Forschung zur HBV-Heilung könnte die Situation komplett verändern und bei allen HBV-Infizierten negative Folgen verhindern, indem ihnen ein Leben ohne kontinuierliche Behandlung ermöglicht wird und die mit dieser chronischen Erkrankung verbundenen erheblichen Folgeschäden reduziert werden."


Originalpublikation:
Jeffrey V. Lazarus, Timothy Block, Christian Bréchot, Anna Kramvis, Veronica Miller, Michael Ninburg, Capucine Pénicaud, Ulrike Protzer, Homie Razavi, Laura A Thomas, Jack Wallace and Benjamin C. Cowie:
The hepatitis B epidemic and the urgent need for cure preparedness. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology.
Doi: 10.1038/s41575-018-0041-6

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1833

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung - 27.07.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2018

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