Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 27.09.2018
Wir arbeiten täglich - aber auch für unser Herz?
Auch Arbeit kann dem Herzen zusetzen. Zum Weltherztag: Tipps der Deutschen Herzstiftung bringen mehr Bewegung und andere Aktivitäten für Herz und Gefäße in die Betriebe
Dauerhaftes Sitzen wird zum Risiko für Herz und Gefäße, wenn kein
Ausgleich durch ausdauernde Bewegung gelingt. Herzspezialisten der
Deutschen Herzstiftung beobachten daher mit großer Sorge, dass rund die
Hälfte der erwerbsfähigen Frauen und Männer angibt, während der Arbeit
vorwiegend zu sitzen oder zu stehen und somit viele Stunden am Tag ohne
körperliche Aktivität verbringt (Untersuchung des Robert Koch-Instituts).
"Das erhöht die Gefahr für Risikokrankheiten wie Übergewicht,
Bluthochdruck und Diabetes, wodurch das Risiko für Herzinfarkt und andere
Herzerkrankungen steigt", warnt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas
Voigtländer, stv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung
anlässlich des Weltherztages. "Wir wollen deshalb Beschäftigten in
Deutschland, die stundenlang sitzend ihrer Arbeit nachgehen, helfen, in
kleinen Schritten mit wenig Aufwand mehr Bewegung und eine gesunde
Lebensweise in den Arbeitsalltag zu bringen." Auf der Herzstiftungs-Seite
www.herzstiftung.de/herzgesund-arbeiten.html können Betriebe, Fachkräfte
der betrieblichen Gesundheit und Beschäftigte kostenfrei neue
Informations-Pakete mit Aktions-Karten und -Plakaten mit Gesundheitstipps
anfordern, die Anreize für Bewegung am Arbeitsplatz schaffen.
Mit dem neuem Informationsmaterial, das neben den Bewegungstipps auch für weitere Themen wie Rauchstopp, Stressabbau, herzgesunde Ernährung und Wiederbelebung ausgearbeitet wird, können sich Berufstätige - am besten in Teams - gegenseitig Aufgaben zu diesen Präventionsthemen stellen. "Das fördert ihre körperliche Fitness und stärkt den Teamgeist", betont Voigtländer. Dabei sind die Aufgaben so konzipiert, dass sie in Zusammenarbeit leichter zu bewältigen sind. "Wir alle haben unser Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu einem Großteil selbst in der Hand", unterstreicht der Ärztliche Direktor am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) des Agaplesion Krankenhauses in Frankfurt am Main. Denn Schätzungen zufolge sind 80 Prozent der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter von 30 bis 70 Jahren vermeidbar, wenn die Risikofaktoren wirksam kontrolliert werden und ein gesunder Lebensstil geführt wird. "Dazu zählt insbesondere ausdauerorientierte Bewegung: am besten fünfmal pro Woche je 30 Minuten gemäß der WHO-Empfehlung. Aber mit intensiver körperlicher Aktivität dreimal pro Woche je 30 Minuten ist auch schon viel erreicht", betont Voigtländer. Bewegung hilft, Stress auszugleichen und wer sportlich aktiv ist, beschäftigt sich auch eher mit seiner Ernährung. Nicht beeinflussbare Faktoren sind unser Alter, das Geschlecht und die genetische Vorbelastung. Generell sollte jeder im Alter ab 35 Jahre regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung, um frühzeitig Herzinfarkt-Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Übergewicht aufzudecken.
Vor allem der Einfluss der Bewegung ist nicht zu unterschätzen. So kann die Entstehung und das Fortschreiten der Arteriosklerose ("Gefäßverkalkung") gebremst werden. Die Arteriosklerose führt durch Ablagerungen (Plaques) und Kalk in der Gefäßwand und chronische Entzündungsprozesse dauerhaft zur Durchblutungsstörung und hat Herzinfarkt und Schlaganfall zur Folge, wenn ein Gefäß vollständig verstopft ist. Die Risikofaktoren der Arteriosklerose sind erhöhte Blutfette (Cholesterin), Rauchen, hoher Blutdruck, Übergewicht, Diabetes, Stress, Bewegungsmangel, Luftverschmutzung, Geschlecht, Alter und die erbliche Vorbelastung. "Auch einer vorhandenen Arteriosklerose lässt sich mit einem veränderten Lebensstil, insbesondere mit ausdauerorientierter Bewegung, entgegenwirken."
Das Aktionspaket "Herzgesund arbeiten" (kostenfrei) mit Aktionskarten und
Plakaten, die es jedem leichter machen, für die eigene Herzgesundheit
aktiv zu werden, erhalten Interessierte sowie Betriebe und Fachkräfte der
betrieblichen Gesundheit unter
www.herzstiftung.de/herzgesund-arbeiten.html
Der kostenfreie Ratgeber "dolce vita - herzgesund leben" (24 Seiten) gibt
hilfreiche Tipps für den Erhalt der Herzgesundheit und enthält den
Herzinfarkt-Risikotest. Erhältlich unter
www.herzstiftung.de/dolce-vita.html oder telefonisch unter 069 955128400.
Von Prof. Dr. med. Martin Halle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der Technischen Universität München, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung
Tipp 1:
Kein übertriebener Ehrgeiz: Sie müssen nicht zur Sportskanone
werden. Auch Durchhänger sind erlaubt. Schon zehn Minuten am Tag gezielt
eingesetzt - das hat enorme Gesundheitseffekte!
Tipp 2:
Bauen Sie überall in Ihren Alltag Bewegung ein: Jeder Schritt
zählt. Machen Sie mit Ihren Arbeitskollegen in der Mittagspause einen
zehnminütigen zügigen Spaziergang oder gehen Sie abends noch einmal für
zehn Minuten um den Häuserblock.
Tipp 3:
Nehmen Sie die Treppe und nicht den Lift: Sie werden den
Trainingseffekt innerhalb von zwei bis drei Wochen bemerken. Auch einzelne
Stockwerke zu nehmen, möglichst zügig, zeigt deutliche und schnelle
Trainingseffekte. Legen Sie einen Teil Ihres Arbeitsweges zügig
zu Fuß zurück, steigen Sie eine Haltestelle früher aus dem Bus aus.
Tipp 4:
Es ist nie zu spät, mit körperlicher Aktivität zu beginnen. Wenn
Sie schon sehr lange keinen Sport mehr betreiben, eine
Herz-Kreislauf-Erkrankung oder andere Beschwerden haben, sprechen Sie zuvor mit Ihrem
Arzt.
Tipp 5:
Suchen Sie sich eine Bewegungs- oder Sportart aus, die Ihnen Spaß
macht. Vielleicht haben Sie eine, die Sie früher gerne ausgeübt haben? Da
tun Sie sich leichter mit dem Wiedereinstieg. Zu Beginn geht es zunächst
darum, das "Gehirn zu trainieren", den Rhythmus zu finden: Das erste Ziel
sollte sein, täglich an Bewegung zu denken und beispielsweise den
zehnminutigen Spaziergang einzuplanen. Dafür brauche ich keinen Arzt -
aber Selbstdisziplin. Und wenn es einmal nur fünf Minuten sind, ist es
auch okay. Aber täglich und regelmäßig muss es sein. Das ist zu Beginn gar
nicht so einfach - auch wenn es auf den ersten Blick einfach erscheint.
Tipp 6:
Passen Sie das Training Ihrer Fitness an, steigern Sie es langsam,
damit Sie die Freude an der Bewegung behalten. Gehen Sie schrittweise vor:
zunächst Regelmäßigkeit anstreben, dann die Trainingsdauer verlängern,
danach die Intensität steigern.
Tipp 7:
Wenn Sie berufsbedingt überwiegend sitzen, stehen Sie
zwischendurch immer einmal wieder auf, beispielsweise nach dem Lesen von
E-Mails oder zum Telefonieren. Auch tägliche Rituale wie das Zähneputzen
können zu kleinen Kraft- und Koordinationsübungen genutzt werden. Machen
Sie vor dem Zähneputzen zehn Kniebeugen und nach dem Zähneputzen zehn
Liegestutze an der Wand oder am Waschbecken. Der Zeitaufwand dafür beträgt
zwei- bis dreimal täglich rund eine Minute - je nachdem, wie häufig Sie
sich die Zähne putzen.
Der Weltherztag ist eine Initiative der World Heart Federation (WHF), in der sich die Herzstiftungen und kardiologischen Fachgesellschaften von mehr als 100 Ländern zusammengeschlossen haben. Die Interessen von Deutschland werden von der Deutschen Herzstiftung e. V. vertreten. Der Weltherztag www.herzstiftung.de/weltherztag.html findet jedes Jahr am 29. September statt und regt zu Aufklärungskampagnen u. a. zur Frage an, was jeder Einzelne tun kann, um Risiken für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einem Schlaganfall vorzubeugen.
Der diesjährige Aufruf "Machen Sie ihr Herzversprechen!" ("My Heart, Your Heart - Make your Promise!") soll dazu anregen, der eigenen Herzgesundheit, aber auch der von anderen, mehr Achtsamkeit zu schenken und seinen selbst gesteckten Zielen treu zu bleiben: mehr Sport zu treiben, gesunder zu kochen und zu essen, seine Kinder aufzufordern, aktiver zu sein und Raucher im Freundeskreis beim Aufhören zu unterstützen.
Originalpublikation:
Claudia Eberhard-Metzger, "Bewegung ist die beste Vorsorge" - HERZ HEUTE
im Gespräch mit Professor Martin Halle vom Zentrum für Prävention und
Sportmedizin der TU München,
In: HERZ HEUTE, Ausg. 4/2018, Zeitschrift der Deutsche Herzstiftung (Hg.), Frankfurt/Main 2018
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.herzstiftung.de/weltherztag.html
http://www.herzstiftung.de/herzgesund-arbeiten.html
Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/de/attachment66753
PM_Weltherztag_Herzgesund_Arbeiten_2018
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution825
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 27.09.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2018
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