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DIABETES/1510: Fragen und Antworten - "Jung und stark übergewichtig" (diabetesDE)


diabetesDE - 30.09.2011

Chat-Protokoll zum Thema
"Jung und stark übergewichtig - Wie Sie dagegen ankommen"

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 10. August 2011
mit der Expertin: Dr. med. Susanna Wiegand


Protokoll der Sprechstunde

Maren S. fragt:

Liebe Frau Wiegand,

man hört ja ständig, dass Typ-2-Diabetes durch Abnehmen weggeht. Ich habe seit der Geburt meines Kindes auch Diabetes. Allerdings bin ich schon stark am abnehmen. Kann sich das auch positiv verändern?

Mit freundlichen Grüßen
MS


Dr. Wiegand:

Wenn Sie seit der Geburt ihres Kindes einen Diabetes haben, dann ist damit die Diagnose des Diabetes-Typs nicht sicher, vielmehr werden in der Regel zusätzliche Untersuchungen gemacht (Diabetes-Antikörper, evt. Insulin- oder C-Peptid-Messungen; evt. Genetische Untersuchungen). Möglicherweise hat ihr/e Diabetes-Arzt/Ärztin das aber bereits gemacht. Bei einem Typ 2 Diabetes, sofern der Körper noch genug eigenes Insulin produziert, gibt es eine Chance, dass nach einer Gewichtsabnahme und bei guter Ernährung und ausreichend Bewegung keine zusätzliche Behandlung (Tabletten oder Insulin) notwendig ist. Allerdings muss auch dann der Stoffwechsel regelmäßig kontrolliert werden, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen.

VG
S. Wiegand


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Paul L. fragt:

Ich habe von einer Behandlung von Adipositas über elektrische Magenstimulationen gehört. Ist das sinnvoll bzw. auch im Kindesalter machbar?


Dr. Wiegand:

Nach meinem Kenntnisstand gehört diese Methode nicht zu den evidenz-basierten Therapieverfahren - für Kinder kommt das sicher NICHT in Frage!

VG
S. Wiegand


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Birgit K. fragt:

Ab wann gilt mein Kind als übergewichtig? Lässt sich das nur über den BMI feststellen? Laut BMI ist mein Kind übergewichtig: Ihre Körpergröße ist 120 cm und sie wiegt 35 kg. Laut Berechnung beträgt ihr Body-Mass-Index 24,3. Welche Maßnahmen empfehlen Sie? Sie macht ungern Sport. Reicht es durch Ernährung?

Danke sehr und viele Grüße
Birgit K


Dr. Wiegand:

Um das genau sagen zu können, braucht man Geschlecht und Alter (aber 120 cm und 35 kg ist sehr wahrscheinlich ein Übergewicht). Unter www.mybmi.de kann man die Daten auch eingeben - oder einfach noch Alter + Geschlecht nachliefern, dann rechnen wir.

VG
S. Wiegand


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Nadine fragt:

Zur Ernährung: Gilt für übergewichtige Diabetiker beim Thema Ernährung dasselbe wie für übergewichtige Nicht-Diabetiker (also Obst/Gemüse/fettarm...) oder muss man speziell auf etwas achten?


Dr. Wiegand:

Für Menschen mit Diabetes gelten im Prinzip die gleichen Empfehlungen, wie für Menschen ohne Diabetes. Bei Typ 2 Diabetes muss ja oft das Gewicht reduziert werden, sodas dann die Ernährung ca. 500 kcal/Tag unter dem Bedarf liegen sollte, um eine langfristige Gewichtsabnahme zu erreichen. Freie Zucker machen ja bekanntlich Blutzuckerspitzen, sodass stark zuckerhaltige Lebensmittel eher ungünstig sind. Im Gegensatz dazu verlangsamen Ballaststoffe den BZAnstieg und sind deshalb günstig (Gemüse; Vollkorn & Co.) - aber das ist ja den meisten bekannt.

VG
S. Wiegand


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Cora fragt:

Zahlt die Krankenkasse operative Eingriffe oder ernährungsmedizinische Behandlungen/Beratungen, wenn Übergewicht und Diabetes vorliegen?


Dr. Wiegand:

Die Behandlung einer Adipositas wird von den Kassen bezahlt, wenn zusätzliche Risikofaktoren oder Begleit- bzw. Folgeerkrankungen (z.B. Typ 2 Diabetes mellitus) vorliegen. Basis ist immer eine sogenannte "Lifestyle-Intervention", also eine Ernährungsumstellung und Steigerung der körperlichen Aktivität. Wenn alle gut mitmachen ist das wirkungsvoll und hat nur sehr wenige Nebenwirkungen. Adipositas-Chirurgie kommt nur bei Erwachsenen mit extremer Adipositas und schweren Komplikationen (Jugendliche nur in Ausnahmefällen) in Frage, wobei es eine lange Liste an Kriterien gibt, die erfüllt sein müssen, zumal es sich (außer beim Magenband) um einen Eingriff handelt, der nicht umkehrbar ist und teilweise eine lebenslange Behandlung mit Nahrungsergänzungsmitteln erfordert.

VG
S. Wiegand




zum kompletten Chat-Protokoll:
http://ow.ly/6JC89

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).


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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 30. September 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2011