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STATISTIK/246: DAK-Gesundheitsreport Schleswig-Holstein - Erkältungswelle erhöht Krankenstand (DAK)


DAK-Gesundheit - 10. April 2014

Schleswig-Holstein: Erkältungswelle erhöht Krankenstand

Studie zur Rushhour des Lebens untersucht Mehrfachbelastung bei 25- bis 39-jährigen Berufstätigen



Erkältungskrankheiten machten 2013 den Schleswig-Holsteinern zu schaffen. Fehltage aufgrund von Husten und Schnupfen sind um ein Viertel gestiegen. Der kalte Winter trug insofern dazu bei, dass sich der Krankenstand von 3,8 auf 3,9 Prozent erhöhte. Insgesamt blieb er aber knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 4,0 Prozent. Das heißt: Pro Tag waren im vergangenen Jahr von 1.000 Arbeitnehmern im Schnitt 39 krankgeschrieben, im Bund 40. Dies zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport für Schleswig-Holstein, für den das IGES Institut in Berlin die Arbeitsunfähigkeitsdaten von rund 120.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet hat.

In Schleswig-Holstein war ein bei der DAK-Gesundheit versicherter Beschäftigter im Durchschnitt an insgesamt 14,4 Tagen arbeitsunfähig. Die größte Rolle für den Krankenstand spielten Probleme des Muskel-Skelett-Systems, zum Beispiel Rückenschmerzen. Sie sind für mehr als ein Fünftel aller Fehltage verantwortlich. Auf den nächsten Plätzen rangieren Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen mit 15,5 Prozent, dicht gefolgt von Erkältungskrankheiten mit 15,3 Prozent. Die Ausfalltage aufgrund von Schnupfen und Husten stiegen um 24 Prozent. Auffällig ist, dass immer mehr Menschen unter psychischen Erkrankungen leiden. So sind seit dem Jahr 2000 zwei Drittel mehr Arbeitnehmer betroffen. "Für Betriebe sind langwierige psychische Erkrankungen schwerer auszugleichen als kurzzeitige Erkältungen", sagt Regina Schulz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Schleswig-Holstein. "Wir unterstützen deshalb Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement, um mögliche Stressfaktoren besser auszugleichen."

Der DAK-Gesundheitsreport deutet darauf hin, dass die Beanspruchung der Mitarbeiter im Gesundheitswesen besonders hoch ist. Sie haben mit 4,8 Prozent den höchsten Krankenstand im Bundesland, gefolgt von den Angestellten der Öffentlichen Verwaltung mit 4,3 Prozent. Kultur-, Bildungs- und Medienmitarbeiter gehören zur Branche mit dem niedrigsten Wert (2,9 Prozent).

Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Landesreport insbesondere die Situation der sogenannten Rushhour-Generation. Die Rushhour bezeichnet die Lebensphase zwischen 25 und 39 Jahren, in der sich vielfältige Anforderungen aus Beruf und Familie ballen. Die Krankenkasse hat dafür den Krankenstand ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit mehr als 3.000 Männer und Frauen dieser Altersgruppe repräsentativ befragt - mit und ohne Kinder. Überraschendes Fazit: Obwohl viele Männer und Frauen in der Rushhour des Lebens wegen Mehrfachbelastung unter Druck stehen, wirkt sich das nicht bei den Krankschreibungen aus. Sie fallen im Job sogar seltener aus als jüngere Kollegen und sind kürzer krankgeschrieben als die Älteren. Im Vergleich zu den über 40-Jährigen haben sie 46 Prozent weniger Ausfalltage.

"Beruf, Kinder, Karriere - in jedem Fall sind die 25- bis 39-jährigen Arbeitnehmer besonders beansprucht", so Schulz. "Damit sie bis zum 67. Lebensjahr produktiv bleiben, sollten Arbeitgeber nachhaltiger in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Der im Vergleich zu den anderen Altersgruppen niedrigere Krankenstand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden." So waren in dieser Altersgruppe 2013 in Schleswig-Holstein 42 Prozent mit Muskel- und Skelettproblemen beim Arzt. Unter den 20 häufigsten Einzeldiagnosen bei Männern gab es neben den akuten Beschwerden auch bereits langfristige Beeinträchtigungen: Sieben Prozent der Männer ließen sich wegen Bluthochdruck behandeln, der häufig in Verbindung mit Stress und Bewegungsmangel steht. Fast ein Drittel aller erwerbstätigen Männer und Frauen musste wegen eines psychischen Leidens zum Arzt. Diese Krankheitsbilder kehren häufig später im Leben wieder und können den Gesundheitszustand langfristig erheblich beeinträchtigen.

Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, dass erwerbstätige Eltern weniger auf ihre Gesundheit achten. Viele Eltern machen im Spagat zwischen Job und Kindern Abstriche bei sich selbst. Besonders regelmäßiger Sport bleibt auf der Strecke. Berufstätige Eltern in Schleswig-Holstein schlafen auch weniger als ihre kinderlosen Kollegen. Und weit mehr als die Hälfte gibt an, nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Außerdem glauben 40 Prozent der Mütter, dass ohne Kinder die eigene Karriere schon weiter wäre. Bei den Vätern sind es nur 17 Prozent. Dennoch: Nachwuchs führt nicht zwangsläufig zu einer größeren Stressbelastung. Erwerbstätige Eltern unterscheiden sich in ihrer Belastung durch chronischen Stress nicht von den erwerbstätigen Kinderlosen.

Mit Ausnahme von Teilzeitarbeit haben Betriebe in Schleswig-Holstein in Sachen Familienfreundlichkeit noch Nachholbedarf. Sehr oft gehen Angebot und Nachfrage deutlich auseinander: So sind laut Studie mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Eltern der Meinung, Gleitzeit würde ihren Alltag erleichtern, aber nur ein Drittel kann ein entsprechendes Angebot nutzen. 55 Prozent der Befragten wünschen sich Betriebskindergärten, doch nur 8 Prozent können diese in Anspruch nehmen. 46 Prozent hoffen, dass Chefs und Kollegen bei der Planung von Terminen auf sie besondere Rücksicht nehmen, aber nur 17 Prozent erleben dies auch im Arbeitsalltag. Bei den Themen Home Office, Telearbeit oder Notfallkinderbetreuung bleibt die Arbeitswelt ebenfalls weit hinter den Wünschen der Eltern zurück, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert.


Die gesamte Pressemitteilung, ein Statement von Landeschefin Regina Schulz, eine Präsentation aller Ergebnisse finden Sie im Internet unter:
http://www.dak.de/dak/regionale_themen/Gesundheitsreport_fuer_Schleswig-Holstein_2014-1401760.html

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Quelle:
DAK-Gesundheit - Zentrale
Pressmitteilung vom 10.04.2014
Nagelsweg 27-31
20097 Hamburg
Telefon: 040/239 60
Internet: http://www.dak.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2014